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Enwor 7 - Das schweigende Netz

Enwor 7 - Das schweigende Netz

Titel: Enwor 7 - Das schweigende Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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verrückt geworden? Was soll das, Skar? Willst du —«
    »Willst
du«,
unterbrach ihn Skar betont, »warten, bis du deinen eigenen Männern gegenüberstehst — SO?!« Er deutete wütend auf das Gebäude zurück, aus dem sie gekommen waren, und für einen Moment war Del wirklich erschüttert. Aber nicht lange.
    »Unsinn«, wiegelte er ab. »Der Hund hat sich irgendwie ...«
    - er suchte nach Worten — »infiziert.«:
    »Wie Bradburn?«
    »Bradburn hat sich sein Schicksal selbst zuzuschreiben«, hielt Del ärgerlich dagegen. »Skar, ich bitte dich! Du erwartest von mir, daß ich die Burg evakuiere, nur wegen dieses
Hundes?«
Er schüttelte den Kopf, sah Skar plötzlich fast mißtrauisch an und wechselte die Tonlage. »Ihr wart unten bei den Felsen«, fuhr er fort. »Ihr habt etwas gefunden.«
    Für einen ganz kurzen Moment war Skar fast versucht, ihm die Wahrheit zu sagen. Aber das hätte alles nur schlimmer gemacht. Er begriff sogar, daß Del nicht für sein Tun verantwortlich war. Es war diese Festung, die sein Denken vergiftete.
    »Nein«, berichtete er. »Nur eine tote Frau. Sie hatte nichts bei sich, was von Wert gewesen wäre. Es war Zeitverschwendung. So wie dieses Gespräch«, fügte er hinzu. Dann drehte er sich abrupt um und ließ Del und Kiina einfach stehen.

K iina war ihm gefolgt, obwohl er so schnell gelaufen war, daß sie Mühe hatte, überhaupt mit ihm mitzuhalten. Er hatte Titch gesucht, ihn aber inmitten all der Quorrl auf dem Hof nicht gefunden, und war schließlich noch einmal in seine Kammer hoch unter der Spitze des Turmes hinaufgeeilt — diesmal aber wirklich nur, um seine persönlichen Dinge zu holen und — es war nicht viel — in einen kleinen Beutel zu verstauen. Er brauchte kaum zwei Minuten dazu, denn er hatte sich am Morgen nicht die Mühe gemacht, das wiederbeschaffte Diebesgut irgendwie zu sortieren, sondern alles nur aufs Bett geworfen. Als Kiina durch die offengebliebene Tür hereingestürmt kam, war er bereits fertig und auf dem Weg nach draußen, so daß er sie um ein Haar über den Haufen gerannt hätte. Sie benutzte die Gelegenheit, ihn am Arm festzuhalten.
    »Du gehst?«
    »Ich wollte schon gestern abend gehen«, antwortete Skar.
    »Daran hat sich nichts geändert.« Er wollte sich losreißen, aber das Mädchen hielt ihn mit einer Kraft fest, die ihn erstaunte.
    »Alles hat sich geändert, Skar!« stieß sie heftig hervor. »Du mußt Del zur Vernunft bringen, ich flehe dich an!«
    »Zur Vernunft?«: Skar lachte bitter und machte seinen Arm los, wenn auch sehr viel sanfter, als er es beim ersten Mal versucht hatte. »Das kann ich nicht, Kindchen«, mußte er zugeben. »Du warst doch dabei. Du hast den Hund gesehen.«
    »Eben!« fuhr Kiina aufgebracht fort. »Ich begreife deinen Freund nicht! Ich habe ihm alles erzählt. Er hat die
Skrot
gesehen, und die
Errish,
die aus Elay kamen. Ich habe ihm erklärt, daß es dort genauso begonnen hat, aber er hört nicht auf mich.«
    »So wenig wie auf mich«, sagte Skar. »Aber ich werde nachher noch einmal mit ihm reden, in aller Ruhe. Ich gehe erst morgen, bei Sonnenaufgang. Vielleicht braucht er einfach ein wenig Zeit, um alles zu verarbeiten.«
    »Ich fürchte, die hat er nicht«, widersprach Kiina ernst. »Skar, der
Wächter
ist hier, ich spüre es. Er wird euch alle überwältigen, so, wie er die
Errish
und ganz Elay überwältigt hat! Du mußt Del zwingen, diese Burg zu verlasen, wenn es sein muß.«
»Zwingen?«
Skar schüttelte sanft den Kopf, versuchte zu lächeln. »Das kann ich nicht, Kiina. Und wie auch? Er ist zwar mein Freund, aber er ist auch der Hohe Satai. Niemand kann ihn zu —«
    »So wie du«, fiel ihm Kiina barsch ins Wort.
    »Was erwartest du jetzt?« fragte Skar. »Eine Kraftprobe zwischen Del und mir?«
    »Wenn es sein muß, ja«, antwortete Kiina. »Skar, es geht um das Leben von fünfhundert Männern! Vielleicht zwanzigtausend, wenn dieser Narr wirklich zuläßt, daß all diese anderen Krieger in die Burg kommen.«
    »Ich würde sie verlieren«, befürchtete Skar.
    »Nein.« Kiina klang sehr überzeugt. »Das würdest du nicht, Skar. Ich habe mit den Männern gesprochen, die du nur verachtest. Ich weiß, was sie wirklich denken. Sie respektieren Del, aber
du
bist es, den sie fürchten. Und wenn Respekt und Furcht miteinander streiten, gewinnt immer noch die Furcht.«
    Skar antwortete nicht gleich. Er glaubte Kiina, und er war sogar fast davon überzeugt, daß es genau so kommen würde, wie sie

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