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Enwor 7 - Das schweigende Netz

Enwor 7 - Das schweigende Netz

Titel: Enwor 7 - Das schweigende Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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dreinblickenden Posten, der ihm mit gezücktem Schwert den Durchgang verwehren wollte.
    »Was soll das?« fragte Skar ungehalten. »Geh aus dem Weg!« »Niemand darf hier rein«, belehrte ihn der Posten grob. »Hau ab!«
    »Wer hat das angeordnet?« fragte Skar.
    »Der Hohe Satai«, antwortete der Mann, dessen Gesicht Skar in der hier drinnen herrschenden Dunkelheit nicht erkennen konnte. »Und ich.«
    »Gut«, knurrte Skar. »Dann sagt dir jetzt ein anderer Hoher Satai, daß du mich durchläßt — und zwar auf der Stelle.«
    »Ein an —?« Der Mann brach verwirrt ab, kam einen halben Schritt näher und fuhr erschrocken zusammen, als er Skar im Licht einer einzelnen, trüb brennenden Öllampe erkannte. Überhastet trat er zur Seite. »Verzeiht, Herr!« entschuldigte er sich. »Ich habe nicht gesehen, daß Ihr es seid.«
    Skar winkte ab. Sein grober Ton tat ihm schon wieder leid.
    Der Mann führte nur einen Befehl aus. »Schon gut«, lenkte er ein. »Wo ist Del?«
    Der Posten deutete auf eine Tür am anderen Ende des winzigen Vorraumes. »Dort drinnen«, meldete er. »Aber Ihr solltet... nicht hineingehen. Er hat es verboten.«
    »Auch für mich?«
    Die Frage verunsicherte den Posten. Nach einer Weile schüttelte er den Kopf. »Nein«, meinte er. »Sicher nicht.«
    »Dann mach die Tür auf«, befahl Skar, hielt den Mann aber dann noch einmal am Arm zurück, ehe er die Tür erreichte. »Was ist dort drinnen los?« fragte er. »Was ist passiert?«
    Der Blick des Kriegers begann zu flackern. »Der Hund, Herr«, antwortete er. »Es ist der Hund.« Skar fiel erst jetzt auf, daß sein Gesicht bleich war, als hätte er etwas gesehen, was ihn über die Maßen erschreckte. Er starrte an ihm vorbei ins Leere. »Del
    - der Hohe Satai — hatte mir Befehl gegeben, ihn zu töten, aber ich ... ich konnte nicht. Ihr solltet ihn Euch selbst ansehen!«
    »Was soll das heißen, du
konntest
nicht?« fragte Skar.
    Der Blick der schreckgeweiteten Augen wandte sich ihm zu, und was er darin las, war der nackte Terror. Etwas hatte diesen Mann bis auf den Grund seiner Seele erschreckt. »Er... er hat sich verändert«, sagte er. »Ich habe nie etwas Entsetzlicheres gesehen, Herr. Etwas ... klebt an ihm.«
    Skar blickte ihn einen Moment lang unentschlossen an, fuhr dann herum und stieß ohne ein weiteres Wort die Tür auf.
    Der Raum, der dahinter lag, war sehr viel größer als die kleine Türkammer und von einem halben Dutzend Fackeln hell erleuchtet, aber fast leer. Del, Kiina und zwei weitere Satai standen in der gegenüberliegenden Ecke über etwas Schwarzes, Formloses gebeugt, und alle vier fuhren erschrocken herum, als sie das Geräusch der sich öffnenden Tür hörten. Dels Gesicht überzog sich mit Zorn, aber dann erkannte er Skar.
    »Skar! Gut, daß du da bist. Schließ die Tür. Und dann komm her — rasch!«
    Skar gehorchte. Sein Herz begann zu klopfen, während er sich Del und den drei anderen näherte — und dem, was sie umstanden. Die beiden Satai wichen respektvoll zur Seite, um ihm Platz zu machen.
    Es war der Hund, und es war so, wie es der Mann draußen beschrieben hatte — etwas klebte an ihm. Nur, daß es für Skar nicht
etwas
war, ebensowenig wie für Del oder gar Kiina. Sie kannten es. Nur zu gut.
    Es war das Netz; das gleiche, schwarzglitzernde dünne Spinnennetz, das die Körper der
Errish
und ihrer Drachen bedeckt hatte, nur feiner, weitmaschiger, und es hüllte den Hund nicht vollkommen ein, sondern war nur an seinen Hinterläufen und einem Teil seines Bauches emporgekrochen. Der Hund lag auf der Seite und atmete schwer; die Zunge hing ihm aus dem Hals, und ein Blick in seine Augen überzeugte Skar davon, daß er entsetzliche Schmerzen leiden mußte.
    »Großer Gott!« flüsterte Skar. »Was ist das?«
    Del antwortete nicht gleich; nicht einmal so sehr deshalb, weil er die Frage für überflüssig hielt oder gar die Antwort nicht wußte, sondern wohl eher, um Skar einen Moment Zeit zu lassen, den entsetzlichen Anblick in allen Einzelheiten in sich aufzunehmen.
    »Das ist der Hund, der den Satai getötet hat, heute morgen«, teilte er ihm nach einer Weile mit. »Der Mann draußen war sein Trainer. Vor einer Stunde kam er zu mir und rief mich. Als wir herkamen, war alles schon so wie jetzt.«
    Skars Herz hämmerte, und in seinem Mund war der bittere Geschmack der Angst. Wie Del, Kiina und die beiden Krieger hielt er vorsichtig zwei Meter Abstand zu dem reglosen Hund, die doppelte Länge der fingerdicken Kette,

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