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Enwor 7 - Das schweigende Netz

Enwor 7 - Das schweigende Netz

Titel: Enwor 7 - Das schweigende Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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behauptete. Aber eine Kraftprobe zwischen Del und ihm? Eine offene Auseinandersetzung zweier Hoher Satai, vor ihren Männern? Was Kiina vorschlug, kam dem Aufruf zu einer Meuterei gleich.
    »Mit dem Narren meinst du mich, nehme ich an.«
    Kiina fuhr zusammen, als sie Dels Stimme hinter sich vernahm. Auch Skar war ein wenig erschrocken — er hatte Dels Schritte nicht einmal gehört, und die Tür hatte die ganze Zeit über offengestanden, so daß ihre Worte draußen auf dem Korridor deutlich zu verstehen gewesen sein mußten. Skar fragte sich, wieviel Del mitbekommen haben mochte.
    »Sie hat recht, Del«, sagte er rasch, bevor Kiina antworten und ihn damit vielleicht noch mehr reizen konnte. »Nicht mit dem Narren, aber mit allem anderen. Ihr müßt hier weg.
Bevor
das Heer eintrifft.«:
    »Dann haben wir ja noch Zeit«, antwortete Del spöttisch. »Gerade kam ein Bote. Sie werden es nicht mehr schaffen vor Sonnenuntergang. Das Tauwetter hat das Gelände schwierig gemacht, und sie kommen nicht so schnell von der Stelle, wie ich hoffte. Und die letzten Meilen zur Burg hinauf sind die schwierigsten. Ich habe dem Kommandanten ausrichten lassen, er soll unten am Flußufer lagern.«
    »Dann nimm deine Krieger und stoß zu ihnen«, beschwor ihn Skar. »Noch kannst du es.«
    »Um dann morgen in aller Frühe weiterzuziehen?« fragte Del. Skar nickte, und Del tat so, als erwöge er den Gedanken für ein paar Augenblicke wirklich. Dann schüttelte er den Kopf. »Selbst wenn ich dir glaubte, Skar — mit welcher Begründung sollte ich die Burg räumen? Die Männer haben einen Weg von tausend Meilen durch Schnee und Kälte hinter sich. Sie sind erschöpft, und der Weg über die Berge ist anstrengend. Die Hälfte von ihnen würde sterben, wenn ich ihnen keine Pause gönnte.« »Wenn du es tust, sterben sie alle«, prophezeite Skar düster. »Und wie sollte ich diesen Befehl begründen?« fragte Del.
    »Soll ich ihnen sagen, daß wir vor einem
Hund
geflohen sind?«
    Er machte eine abwehrende Handbewegung, als Skar widersprechen wollte. »Ich habe meine besten Männer auf das Problem angesetzt«, fuhr er fort. »Dazu ein Dutzend von Titchs ... Zauberern, wenn du sie so nennen willst. Die Krieger durchsuchen die Burg von einem Ende zum anderen. Und ich verspreche dir, daß wir diese Festung schneller verlassen, als du deinen Namen buchstabieren kannst, wenn sie auch nur eine Spur dieses Netzes finden.«
    »Das werden sie nicht«, antwortete Skar. »Es ist bereits in ihnen, Del. In uns allen.«
    Del lachte, aber es klang ein ganz kleines bißchen unsicher.
    »Wie meinst du das?«
    »So, wie ich es sage«, antwortete Skar zornig. »Du spürst es doch auch. Wir alle spüren es, Del. Es ist... überall. Es hat uns bereits vergiftet. Wenn du es erst siehst, dann ist es zu spät!
    Spürst du den Zorn denn nicht?«
    »Ja«, antwortete Del hart. »Aber er gilt eher dir, alter Mann.«
    Er starrte Kiina an. Seine Augen blitzten. »Und dir, du Närrin!
    Ich werde nicht zulassen, daß ihr beide mit euren verrückten Ideen noch mehr Unheil stiftet.«
    »Es ist die Wahrheit«, widersprach Kiina trotzig. »Es ist genau, wie Skar sagt. In Elay war es dasselbe. Zuerst der Sieg, dann der Zorn. Und am Schluß kam der Wächter.«
    »Aber sicher doch«, spottete Del. »Wahrscheinlich ist er in Wirklichkeit eine Art Seelenvampir, der sich von unserer Wut ernährt, wie?«
    »Genau das ist er«, antwortete Skar. »Begreif doch, Del — er wird stärker, je stärker unsere Wut wird. Und umgekehrt nährt er sie.«
    Del verzog die Lippen zu einem abfälligen Lächeln. »Eine interessante Theorie. Übrigens war ich gerade unten auf dem Hof und habe Titch gesucht. Er verläßt uns.«
    »Seine Krieger räumen die Burg, um —«
    »Das meine ich nicht«, unterbrach ihn Del. »Er geht. Er hat das Kommando über das Heer bereits auf einen seiner Stellvertreter übertragen. Und ich sehe, du hast auch gepackt?«
    »Das stimmt«, antwortete Skar. »Und?«
    »Und ich habe auch mit den Torwachen gesprochen«, fuhr Del fort. »Sie behaupten, ihr wart zu zweit, als ihr wiedergekommen seid? Aber ihr seid zu acht aufgebrochen. Was ist dort unten an den Felsen wirklich geschehen?«
    »Nichts«, antwortete Skar ausweichend. »Oder doch. Ich ... ich habe erkannt, daß es falsch ist, was wir tun.«
    »Uns wehren?«
    »So, ja«, antwortete Skar verärgert. Er spürte es wieder. Zorn machte sich in ihm breit, dann Wut, die er nur noch mit Mühe beherrschen konnte. Er war seit

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