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Enwor 7 - Das schweigende Netz

Enwor 7 - Das schweigende Netz

Titel: Enwor 7 - Das schweigende Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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findest du nicht?«
    Diesmal dauerte es sehr lange, bis der Quorrl antwortete. »Morgen«, sagte er leise.
    »Bei Sonnenaufgang«, fügte Skar hinzu.
    Sie hatten noch lange miteinander geredet, und sie hatten noch länger gebraucht, um zur Burg zurückzukehren. Trotzdem war das Heer nicht merklich näher gekommen, als Skar sich unter dem Tor ein letztes Mal umdrehte und nach Westen sah — es bedeckte die Schnee-Ebene jenseits des Flusses jetzt wie ein schwarzer Ausschlag, und so weit der Blick nur reichte, aber seine Spitze war nicht sichtbar näher gekommen. Sie trennten sich. Titch ging zu seinen Leuten zurück, um die Räumung der Burg zu überwachen, die er angekündigt hatte, und alles Notwendige für seinen Aufbruch zu regeln — er würde einen Nachfolger bestimmen und tausend Dinge regeln müssen, aber das war nur gut so. Skar war sich bis zuletzt nicht sicher, ob der Quorrl seine Bitte erfüllen und seine Begleitung akzeptieren würde, und er wußte, daß Titchs Krise noch lange nicht vorüber war. Das Geschehen draußen zwischen den Felsen hatte den Quorrl bis ins Innerste erschüttert, und es würde noch lange dauern, bis er den Schock überwand; wenn überhaupt. Irgendwann würde er anfangen, daran zu zweifeln, daß es richtig war, einen Menschen mit ins Allerheiligste der Quorrl zu nehmen. Und Skar wollte möglichst weit von hier weg sein, wenn dieser Moment kam. Er nahm sich vor, Titch bis zu ihrer Abreise unauffällig im Auge zu behalten und ihn — wenn nötig — so beschäftigt zu halten, daß ihm keine Zeit zum Nachdenken blieb.
    Er suchte Del, fand ihn aber weder in seinem Zimmer noch im Thronsaal und fragte schließlich eine der Wachen. »Der Hohe Satai ist zu den Tierställen hinuntergegangen, Herr«, meldete der Mann. »Vor einer Stunde. Zusammen mit der
Errish.«
    »Zu den Ställen?« fragte Skar verwundert.
    »Einer der Hundetrainer kam, Herr. Er war sehr aufgeregt.
    Ich habe nicht gehört, was gesprochen wurde, aber kurz darauf verließen er und der Hohe Satai in großer Eile den Turm.« Er machte eine fragende Geste. »Ihr kennt den Weg?«
    »Nein«, antwortete Skar. »Führe mich. Und schnell.«
    Sie verließen den Turm, überquerten den Hof und näherten sich den Pferdeställen, wandten sich aber kurz vorher nach rechts und betraten einen zweiten, etwas kleineren Innenhof durch einen kurzen gemauerten Gang. Der scharfe Raubtiergeruch von Quorrl schlug ihm entgegen, vermischt mit dem Wolfsgestank der Hunde und einem ganzen Chor knurrender und kläffender Tierstimmen. Skar sah zahllose, aus Holz oder Metall gefertigte Käfige, in denen Hunderte der schwarzen Tiere eingesperrt waren, dazu eine fast noch größere Anzahl, die nur an langen Ketten oder gar frei liefen. Hier und da waren Quorrl — und auch einige wenige Satai, wie Skar fast überrascht feststellte — mit einzelnen Tieren beschäftigt.
    Sein Führer winkte den ersten Quorrl herbei, der ihren Weg kreuzte, und wechselte ein paar halblaute Worte mit ihm. Dann wandte er sich wieder an Skar. »Sie sind dort drüben, Herr«, meldete er. »In dem Gebäude auf der anderen Seite.« Er deutete auf einen schwarzen, quaderförmigen Bau ohne Fenster, der wie ein massiver Felswürfel an die Hofmauer angelehnt war. Skar winkte ab, als er ihn begleiten wollte.
    »Es ist gut«, beschied er ihm. »Geh auf deinen Posten zurück. Wenn Titch nach mir fragen sollte, schick ihn hierher. Keinen anderen.«
    Er wartete die Antwort des Mannes nicht ab, sondern ging einfach los. Er fragte sich, was Del hier tat. Del verabscheute die Kampfhunde lange nicht so wie er, aber er liebte sie auch nicht gerade; niemand tat das, der einmal gesehen hatte, wie eines dieser Tiere einen Menschen bei lebendigem Leibe zerriß. Skar fragte sich, wie Del wohl reagieren würde, erführe er, daß es Titch gewesen war, der den Hund — durch seinen Krieger — auf den Satai gehetzt hatte. Natürlich würde er es ihm nicht verraten.
    Die Käfige standen so eng auf dem Hof, daß Skar zu einem wirren Zickzack gezwungen wurde, um ihnen nicht zu nahe zu kommen. Einige der Hunde begannen zu kläffen, wenn er ihnen nahe kam; andere knurrten nur drohend oder starrten ihn voller Wachsamkeit an, aber auf eine Art, die ihm fast noch mehr Angst machte als das Zähnefletschen und Geifern der anderen Tiere.
    Er war froh, als er den Hof endlich überquert hatte und das Gebäude betrat, in dem Del sein sollte.
    Zunächst jedoch fand er weder Del noch Kiina, sondern einen grimmig

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