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Enwor 7 - Das schweigende Netz

Enwor 7 - Das schweigende Netz

Titel: Enwor 7 - Das schweigende Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Er hat es schon einmal getan.« »Unter deiner Führung, ja«, antwortete Kiina. »Und gegen Drasks lächerliche fünf- oder sechshundert Krieger. Jetzt —«
    »Es reicht«, schnitt ihr Skar scharf das Wort ab, und zu seiner Überraschung verstummte Kiina tatsächlich. Plötzlich begriff er, daß es nur Angst gewesen war, die sie zu ihren Äußerungen verleitet hatte. Er hob die Hand, strich ihr fast zärtlich über das Haar und schob sie dann mit sanfter Gewalt aus dem Weg. Sie versuchte, sich an ihn zu klammern, aber damit hatte er gerechnet, und diesmal ließ er es nicht zu. Er winkte einen der Posten herbei und gab ihm mit Gesten zu verstehen, das Mädchen festzuhalten.
    »Laß mich nicht allein, Skar!« schrie Kiina. »Bitte!«
    Skar ging bis zur Tür, drehte sich noch einmal um und lächelte ihr zum Abschied zu. »Du kannst sie loslassen, sobald ich fort bin«, wies er den Mann an, der das zappelnde Mädchen mit sichtlicher Anstrengung festhielt. »Aber gib acht, daß sie keinen Unsinn macht. Ich werde versuchen wiederzukommen.«
    Und damit wandte er sich um und rannte fast aus dem Zimmer.
    Als er auf den Hof hinaustrat, fand er Del bei dem, was in den letzten Wochen seine Lieblingsbeschäftigung geworden zu sein schien: Er stritt lautstark mit drei Männern, von denen einer den schwarzen Mantel der Satai und zwei andere das Scharlachrot der Veden trugen. Skar konnte nicht verstehen, worum es ging, aber er hatte die drei vorhin schon einmal gesehen, zusammen mit einem Dutzend anderen Unterführern des Heeres in Dels Thronkammer, und sie waren da genauso wütend gewesen wie jetzt. Vielleicht, überlegte er spöttisch, nahmen sie es Del immer noch übel, daß er von ihnen verlangt hatte, sich bis auf die Haut auszuziehen, bevor sie ihm gegenübertraten.
    Er verscheuchte den Gedanken, trat neben Del und sah ihn und die drei Hauptleute der Reihe nach fragend an. »Was ist los?« »Wir sind dagegen!« antwortete einer der Veden.
    »Wogegen?« fragte Skar. »Gegen etwas Bestimmtes, oder prinzipiell gegen alles?«
    Das Gesicht des schwarzhaarigen Veden verdüsterte sich.
    »Jetzt ist kaum der richtige Moment für alberne Wortspielereien, Satai«, sagte er betont. »Was du vorhast, ist Wahnsinn! Du willst hinuntergehen und mit diesen Tieren
verhandeln?«
    »Hast du eine bessere Idee?« fragte Skar.
    »Verdammt, es sind Quorrl!« schrie der Mann. »Niemand verhandelt mit Quorrl! Du hast gesehen, was passiert, wenn man versucht, sich mit diesen Bestien zu verbünden!«
    »Ich habe nichts gesehen«, antwortete Skar. »Ich habe nur gesehen, wie
ihr
die Quorrl angegriffen habt. Und ich habe gesehen, wie ihr vor ihnen geflohen seid.«
    »Schluß jetzt!« befahl Del scharf. »Skar geht, das ist entschieden.«
    »So?« fragte der Vede böse. »Wer hat das entschieden?«
    »Ich«, antwortete Del kalt. »Als Oberkommandierender dieses Heeres und Kriegsherr der Satai, dem ihr euch freiwillig unterstellt habt.« Er machte eine herrische Handbewegung, mit der er dem Veden das Wort abschnitt. »Und jetzt schweig und begib dich auf deinen Posten zurück.«
    Der Mann schürzte wütend die Lippen. »Narr«, stieß er hervor. »Sie werden dir deinen Freund zurückschicken, in Stücke geschnitten,
Hoher Satai!«
    »Sollte das wirklich geschehen, dann kannst du ja dein Schwert nehmen und mich rächen, Vede«, entgegnete Skar. Mit einem kalten Lächeln und einer Geste auf die beiden beladenen Packpferde fügte er hinzu: »Und jetzt tu lieber, was der Hohe Satai dir befohlen hat — ehe er sich überlegt, den Quorrl vielleicht noch ein weiteres Geschenk zu überbringen. Zum Beispiel deinen Kopf.«
    Er wandte sich brüsk um, scheuchte die Männer zurück, welche die Pferde umstanden, und stieg mit einer schwungvollen Bewegung in den Sattel. Del wechselte noch ein paar halblaute, aber nicht sehr ruhige Worte mit dem Veden und seinen beiden Begleitern und trat dann neben ihn.
    »Du hast es dir wirklich gut überlegt?« fragte er. Die Frage war nur rhetorisch; Dels Art, ihm Glück zu wünschen. Es gab nichts zu überlegen. Sie wußten einer so gut wie der andere, daß sie einem ernstgemeinten Angriff der Quorrl keine zwei Stunden widerstehen würden. Skar antwortete gar nicht, sondern ergriff die Zügel seines und der beiden Packpferde und wollte losreiten, aber Del hielt ihn noch einmal zurück.
    »Warte«, bat er. Langsam streckte er die Hand nach Skars Gürtel aus, zog das
Tschekal
an der Klinge aus der Scheide hervor und warf es zu

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