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Enwor 7 - Das schweigende Netz

Enwor 7 - Das schweigende Netz

Titel: Enwor 7 - Das schweigende Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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begriffen hatte, wo sie war, und in welcher Lage. Niemand — Bradburn eingeschlossen, der all seine magische Kraft aufgewandt hatte, um genau das zu verhindern, was dann geschah — war sonderlich überrascht darüber. Die unglaubliche Gewalt, die eine Ehrwürdige Frau über ihren eigenen Körper hatte, war Legende; durch die pure Kraft ihres Willens kostete es eine
Errish
weniger Anstrengung, ihren Herzschlag zum Stehen zu bringen, als es Skar bereitet hätte, für wenige Minuten den Atem anzuhalten. Nein — was ihn erschreckte, das war die Schnelligkeit, mit der es geschah. Er war nicht dabei, aber Bradburn berichtete, daß sie nicht einmal versucht hatte zu fliehen —oder
irgend etwas
zu tun. Sie war erwacht, hatte begriffen, was geschehen war, und sich selbst getötet, sehr einfach, sehr schnell und sehr konsequent.
    Del sagte kein Wort, als Bradburn mit der Nachricht vom Tode ihrer Gefangenen zu ihnen kam, sondern nickte nur, als wäre nur etwas eingetreten, was er mit aller Sicherheit erwartet hatte, und auch Skar verspürte eher Erleichterung als irgend etwas anderes; er bedauerte den Tod der
Errish,
aber sehr viel stärker war seine Genugtuung, mit ihr auch das entsetzliche schwarze Ding vernichtet zu wissen, das an ihr gehangen hatte. Bradburn hatte Befehl gegeben, die Tote zu verbrennen; zusammen mit allem, was mit ihr in Berührung gekommen war. Wie so vieles hielt Skar auch diese Vorsichtsmaßnahme für übertrieben, aber er widersprach nicht. Er war nicht mehr sicher, ob es wirklich richtig gewesen war, sie überhaupt hierher zu bringen.
    »Es war das Netz«, erklärte Bradburn, nachdem er mit seinem Bericht zu Ende gekommen war und eine Zeitlang vergeblich auf irgendeine Reaktion Dels gewartet hatte. »Ich bin sicher, daß es ...« Er zuckte hilflos die Schultern. »... sie irgendwie beeinflußt hat.«
    »Dann hättest du dieses verdammte Ding von ihr herunterschneiden sollen, ehe sie das Bewußtsein wiedererlangte«, bemerkte Del. Es war nur ein Gedanke, den er laut aussprach, kein Vorwurf. Und Bradburn lächelte auch nur milde.
    »Dann wäre sie erst recht gestorben«, hielt er dagegen. »Ich bin überzeugt, daß es sie getötet hätte.« Er seufzte, ließ sich auf den freien Stuhl neben Del sinken und griff nach dem Weinkrug. Seine Bewegungen wirkten sehr müde, als er sich einige wenige Schlucke der goldfarbenen Flüssigkeit in einen Becher einschenkte und trank, und seine Finger zitterten. Daß er überhaupt Wein trank, überraschte Skar. Er konnte sich nicht erinnern, den Gesichtslosen Prediger jemals irgend etwas anderes als Wasser trinken gesehen zu haben.
    »Was war es?« fragte er.
    Bradburn leerte seinen Becher, griff abermals nach dem Krug und schreckte mitten in der Bewegung zurück, als würde ihm erst jetzt klar, was er da überhaupt tat. Sein Blick war sehr unsicher, als er Skar ansah. Er wirkte verlegen. »Das Netz?« Skar nickte, und Bradburn fuhr nach einigen Sekunden des Überlegens fort: »Ich weiß es nicht. Eine Art... Parasit, vermute ich.«
    »So eine Art Laus, wie?« Dels Spott war ziemlich deplaciert, und Bradburns Blick machte dies auch klar.
    »Ja«, entgegnete er und tippte sich mit dem Zeigefinger gegen die Stirn. »Aber eine, die hier sitzt.«
    »Woher willst du das wissen, wenn du keine Ahnung hast, was es eigentlich war?« fragte Del scharf. Er war nervös, und wie es seine Art war, reagierte er mit Ungeduld und steigender Gereiztheit auf dieses Gefühl.
    »Ich habe es gespürt«, antwortete Bradburn einfach. Dels scharfer Tonfall beeindruckte ihn nicht im mindesten, ebenso wie seine Gereiztheit einfach von ihm abzuprallen schien; obwohl er Del seit Jahren kannte und wissen mußte, daß er ihn damit nur noch mehr in Rage brachte.
    »Gespürt, so?« fauchte Del. »Einfach so?«
    »Einfach so.« Bradburn seufzte, warf Skar einen verzeihungheischenden Blick zu und griff abermals nach dem Weinkrug. Diesmal schenkte er sich den Becher randvoll. Skar unterdrückte ein Lächeln. »Und ich kann denken«, fuhr Bradburn nach einigen Schlucken fort, ohne den Becher abzusetzen. »Und zwei und zwei zusammenzählen.«
    »So? Und worauf kommst du? Auf sieben?«
    Bradburn ignorierte die Spitze. »Ihr hättet einen der Drachen mitbringen sollen«, sagte er.
    »Das wollte ich«, gab Del ärgerlich zurück. »Aber er paßte nicht in meine Satteltaschen.«
    »Es hätte vieles erleichtert, wenn ich ihn mir hätte ansehen können«, fuhr er unbeeindruckt fort.
    »Wozu?« fragte Skar,

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