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Enwor 7 - Das schweigende Netz

Enwor 7 - Das schweigende Netz

Titel: Enwor 7 - Das schweigende Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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ehe Del abermals auffahren konnte. Bradburn zögerte einen Moment mit der Antwort. Dann zuckte er die Achseln. »Ich weiß es nicht«, gestand er. Plötzlich wurde er zornig. »Verdammt, auch ich kann nur raten, Del.
    Nichts ist mehr so, wie es sein sollte! Die
Errish
waren immer unsere Freunde, und plötzlich greifen sie uns an!« Er deutete mit einer fast angewiderten Geste auf den silberfarbenen Scanner, der vor Del auf dem Tisch lag. »Sie haben diese Teufelswaffen niemals gegen Menschen eingesetzt, Del,
niemals!
Und ich habe niemals gehört, daß sie ihre Drachen in den Kampf geführt hätten, außer um sich zu verteidigen! Was soll ich noch glauben? Was ... was gilt noch, von den alten Werten, Del?«
    »Vielleicht stehen sie auf der Seite der
Sternengeborenen«,
mutmaßte Del.
    Bradburn schnaubte. »Unmöglich! Nicht die
Errish!«
    »Warum haben wir dann seit zwei Jahren keine von ihnen mehr gesehen?« fragte Del. Er beugte sich vor und funkelte Bradburn fast feindselig an. »Warum dringt seit zwei Jahren kein Wort mehr über die Grenzen des Drachenlandes? Warum ist keiner der Boten und Kundschafter zurückgekommen, die wir nach Elay geschickt haben? Warum —«
    Er brach mitten im Satz ab, sah Bradburn betroffen an und ballte schließlich die Faust. Er tat es mit solchem Zorn, daß seine Muskeln dabei wie dicke Stricke durch die Haut traten, und trotzdem wirkte die Geste mehr als alles andere kraft- und hilflos. »Vielleicht haben Drasks Brüder sie auch schon in ihrer Gewalt«, murmelte er schließlich.
    Bradburn lachte leise. »Die Zauberpriester? Unmöglich, Del.
    Sie haben es nicht geschafft, die Satai zu unterwandern; nicht einmal die Veden, obgleich sie ein abergläubisches Volk sind, das dafür bekannt ist, jeden Unsinn zu glauben. Denkst du wirklich, einer von ihnen hätte auch nur einen Fuß nach Elay hineinsetzen können, ohne daß die
Errish
nicht sofort gewußt hätten, was er wirklich will?«
    »Nein«, gestand Del übellaunig. »Das glaube ich nicht. Aber verdammt noch mal, was ist dann in Elay geschehen? Wo sind die
Errish
und ihre Drachen?«
    »Das Mädchen wird uns diese Fragen beantworten«, war sich Skar sicher. »Sobald es erwacht ist.« Er sah Bradburn an. »Wann?« »Wann immer ihr wollt«, antwortete der Prediger. »Ich habe ihr einen Trank gegeben, der sie schlafen läßt, bis ich sie aufwecke. Sie ist nicht schwer verwundet, aber völlig entkräftet.
    Ihrem Zustand nach zu urteilen, muß sie lange unterwegs gewesen sein. Besser«, fügte er nach kurzem Zögern hinzu, »ihr laßt sie gründlich ausschlafen, ehe ihr sie befragt.«
    »Es ist ein weiter Weg nach Elay«, stellte Del fest.
-»Wenn
sie aus Elay kommt.«
    Skar sah auf. »Das klingt, als hättest du Angst davor.«
    »Du nicht?« Del schnaubte. Seine Augen wurden schmal, und plötzlich war er gar nicht mehr der herrische, stets ein wenig ungeduldige Heerführer, sondern nur noch ein sehr besorgter Mann. Vielleicht sah Skar ihn auch nur so, weil er ihn so sehen wollte.
    »Wenn das alles stimmt, Skar, dann ist die Lage in Elay schlimmer, als ich befürchtet habe. Die
Errish
nicht auf unserer Seite zu haben, ist arg genug. Sie zu Feinden zu haben, wäre... entsetzlich.«
    Er stand auf, ging zum Fenster und blickte eine Weile wortlos auf den Hof hinab. Dann, ganz plötzlich, fuhr er herum und sah Bradburn an.
    »Wir müssen mit diesem Mädchen reden«, erklärte er in einem Ton, der keinen Widerspruch mehr duldete. »Geh und wecke sie auf. Niemand soll mit ihr reden, bevor Skar und ich nicht bei ihr waren.«
    Bradburn nickte. Sein Gesichtsausdruck verriet, daß er mit Dels Entscheidung nicht einverstanden war, aber er widersprach nicht. »Gebt mir eine halbe Stunde«, bat er. »Und verlangt nicht zu viel von ihr. Sie wird völlig verängstigt sein.«
    »Sie machte mir keinen sehr ängstlichen Eindruck, als sie mit dem Ding da auf uns gezielt hat«, warf Del mit einer ärgerlichen Geste auf den Scanner ein, der wie ein silbernes Spielzeug neben seinem Becher lag.
    Bradburn seufzte nur. Aber er sah wohl ein, daß es reine Zeitverschwendung war, sich weiter mit Del zu streiten, denn er wandte sich ohne ein weiteres Wort um und verließ den Raum.
    Del setzte sich wieder, gähnte ungeniert und legte die Füße auf den Tisch. Nachlässig griff er nach dem Scanner und drehte ihn versonnen in den Fingern. Zwischen seinen gewaltigen Pranken wirkte die Waffe jetzt wirklich wie ein Kinderspielzeug; es fiel Skar für einen Moment schwer, sich

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