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Enwor 7 - Das schweigende Netz

Enwor 7 - Das schweigende Netz

Titel: Enwor 7 - Das schweigende Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Findlingen suchte, das den Fluß säumte.
    Er hatte kein bestimmtes Ziel; eigentlich ließ er sein Pferd sich seinen Weg selbst suchen und griff nur dann und wann behutsam ein, wenn es etwa kehrt machen wollte, um in die Wärme des Stalles zurückzukehren. Er wollte einfach nur allein sein, und er war sich dabei durchaus darüber im klaren, daß sein Verhalten nichts anderes als eine Flucht war. Vielleicht vor sich selbst. Schließlich hatte er sich zwei oder drei Meilen von der Burg entfernt. Das Pferd erklomm einen flachen Hügel, so daß er das Ufer und den riesigen, der Burg vorgelagerten Platz gut überblik-ken konnte. Die doppelt mannshohe Mauer, die ihn einst an drei Seiten gesäumt hatte, war fast vollkommen verschwunden, und das gewaltige Areal, noch vor weniger als einer Woche Lagerplatz für mehr als hunderttausend Flüchtende, war jetzt verwaist; eine gewaltige Ode aus zertrampeltem braunschwarzen Boden, den das einsetzende Tauwetter mehr und mehr in einen Morast verwandelte. Es bereitete ihm immer noch Mühe, sich an den Gedanken zu gewöhnen, daß all diese Menschen in heller Panik vor ihnen geflohen waren, obgleich sie doch kamen, um sie zu befreien. Aber das Netz aus Intrige und Lügen, das die Zauberpriester gewoben hatten, war dicht. Immerhin dicht genug, daß auch er sich darin für eine Weile gefangen hatte. Er ließ das Pferd weitertraben, wieder zum Fluß hinunter und
    - sah die Spur.
    Im ersten Moment glitt sein Blick einfach darüber hinweg, ohne irgendein Interesse, denn obwohl er hier herausgekommen war, um allein zu sein, war eine Fußspur im Morast nun wirklich nichts Besonderes, in der Nähe eines Heeres, das mehr als vierzigtausend Köpfe zählte.
    Aber irgend etwas an dieser Spur irritierte ihn, und etwas in ihm schrie alarmiert auf, ohne daß er das, was ihn so mißtrauisch machte, im ersten Moment bewußt wahrgenommen hätte.
    Er zügelte sein Pferd, ritt ein kurzes Stück zurück und ließ sich mit einer geschmeidigen Bewegung aus dem Sattel gleiten.
    Es war eine ganz normale Fußspur, nicht älter als zwei Stunden, die Spur eines nicht allzu großen, nicht allzu schweren Menschen, der vom Flußufer gekommen war und —ja,
und was?
    Skar starrte verdutzt auf die beiden parallelen Reihen fingertiefer Abdrücke im Boden, die am Fluß begannen und nach zwei, drei Dutzend Metern im Nichts endeten.
    Aber das war doch unmöglich!
dachte er. Im Laufe einer einzigen Sekunde erwog er ein halbes Dutzend denkbarer und ebenso-vieler undenkbarer Erklärungen für das, was er da sah, und verwarf jede einzelne davon sofort wieder — angefangen von der, daß der Mann auf seiner eigenen Spur zurückgegangen war bis hin zu der Vorstellung, daß eine Daktyle gekommen und ihn davongetragen hatte. Das eine war so lächerlich wie das andere. Es war einfach nicht möglich, daß eine Spur so abrupt aufhörte! Aber der schwarze Morast, in dem er niedergekniet war, bewies das Gegenteil. Die Spuren waren da, so deutlich, als hätte sie jemand eigens zu dem Zweck hinterlassen, daß er sie fand.
    Für einen Moment erwog er auch diese Möglichkeit — es mochte eine Falle sein, die für ihn oder irgendeinen anderen Dummkopf aufgestellt worden war, der hierher kam. Aber er verwarf auch diesen Gedanken wieder; niemand — nicht einmal er selbst — hatte vor zwei Stunden gewußt, daß er sich gerade hierher begeben würde, und selbst wenn, dann war es sicherlich einfacher, ihm auf andere Weise eine Falle zu stellen ...
    Er richtete sich auf, legte ganz unbewußt die Hand auf das Schwert an seiner Seite und sah sich aufmerksam um. Die Spur führte auf die Felsen zu, durch die er selbst gerade geritten war: ein Labyrinth aus kleinen Schluchten und Abgründen, in dem sich ein ganzes Heer verbergen konnte, aber sie erreichte sie nie, sondern hörte gut zehn Schritte vor dem ersten Fels einfach auf, so abrupt, als hätte sich der, welcher sie verursacht hatte, einfach in Luft aufgelöst. Oder wäre im Boden versunken.
    Dann sah er die Bewegung.
    Es war nur ein Huschen, das er aus den Augenwinkeln heraus wahrnahm; nicht mehr als das Flackern eines Schattens, von dem er nicht einmal ganz sicher war, ob er es wirklich gesehen hatte oder ob ihm seine überreizten Nerven einfach einen Streich spielten, aber er spürte einfach, daß es keine Täuschung war. Er war nicht allein. Irgend jemand — etwas — war da, ganz in seiner Nähe, und irgend jemand — etwas — belauerte ihn, sehr aufmerksam und voller böser

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