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Enwor 7 - Das schweigende Netz

Enwor 7 - Das schweigende Netz

Titel: Enwor 7 - Das schweigende Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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ein, als sich Skars und Titchs Blicke begeg-neten, und sie verstanden beide. Für einen Moment war es, als spränge ein Funke zwischen ihnen über, aber die Explosion kam nicht. Statt dessen sah Skar bloß zur Seite, und Titch verzog seinen fast lippenlosen Mund zur Karikatur eines menschlichen Lächelns.
    Skar fing Dels beschwörenden Blick auf und wandte sich widerwillig an den Quorrl. »Titch?«
    »Ihr verlangtet mich zu sehen, Hoher Satai«, antwortete Quorrl. »Ihr wart nicht in Eurem Quartier, aber es schien mir, als ob Euer Anliegen ... dringend sei. So habe ich Euch gesucht.« Skar war nicht sicher, ob der verletzende Spott, den er in Titchs Stimme zu hören glaubte, wirklich da war. Er beschloß, wenigstens für den Moment anzunehmen, daß er ihn sich nur einbildete. »Es war ... nichts«, antwortete er unsicher. »Ein Mißverständnis. Ich wußte gewisse Dinge nicht. Meine Schuld, daß ich mich nicht informiert habe. Es tut mir leid.«
    Titch schien verwirrt. Skar war plötzlich sehr sicher, daß der Quorrl mit dem festen Vorsatz hierhergekommen war, ihn zur Rede zu stellen; allermindestens. Sein unerwartetes Nachgeben paßte nicht in Titchs Konzept. Der Gedanke erfüllte Skar mit einer gewissen Schadenfreude, mahnte ihn aber gleichzeitig auch zur Vorsicht. Titch war kein Gegner, den er unterschätzen sollte. Das war ein Quorrl nie, und
dieser
Quorrl schon gar nicht.
    »Aber wir sollten über gewisse Dinge reden«, fügte er deshalb hinzu. »Bevor es wieder zu einem Mißverständnis kommt.«
    Titchs Blick wurde lauernd. »Ihr meint den Tod der acht Feiglinge?« fragte er.
    Skar nickte und schüttelte fast im gleichen Moment den Kopf. »Nein. Oder doch, ja. Du hattest recht, vorhin — es geht mich nichts an, was du mit deinen Leuten machst, und warum. Aber solange unsere beiden Heere zusammen sind, wäre ich dir dankbar, wenn du mich informierst, falls du weitere ...
Strafmaßnahmen
ergreifen mußt.«
    Titch schwieg einen Moment. Er starrte ihn an, und Skar spürte, daß er zu einer wütenden Antwort ansetzte. Aber dann geschah etwas Sonderbares: Titchs Blick blieb an etwas hängen, das sich irgendwo hinter Skar befand. Seine Augen weiteten sich, ganz wie die eines Menschen, der irgend etwas Entsetzliches sieht, und etwas geschah mit seinem Gesicht, was vielleicht das quorrlsche Äquivalent eines menschlichen Erbleichens sein mochte. Sein schmaler, lippenloser Mund klaffte für die Dauer eines Atemzuges auf und gewährte Skar einen Blick auf die vierfache Reihe gegeneinandergesetzter Reißzähne, die darin bleckte, aber selbst in dieser Bewegung war nichts Drohendes. Nur Entsetzen.
    »Was hast du?« fragte Del, dem Titchs jähes Erschrecken ebensowenig entgangen war wie Skar.
    »Nichts«, antwortete Titch. »Es war... nichts. Ein Irrtum.«
    Er machte eine Bewegung, als versuche er, eine unsichtbare Last abzuschütteln. »Ich dachte, ich hätte etwas gesehen. Aber es war wohl nur ein Schatten. Unsere Augen sind nicht gut für dieses Licht«, fügte er erklärend hinzu, und das war genauso gelogen wie seine Behauptung, sich getäuscht zu haben.
    Aber Skar verbiß sich auch jetzt eine entsprechende Frage. Irgend etwas hatte den Quorrl bis ins Innerste erschreckt. Er würde nicht darüber reden, weder jetzt noch irgendwann. Aber Skar wußte plötzlich, daß es wichtig war; nicht nur für Titch, sondern auch für ihn, für Del — vielleicht für sie alle.
    Vielleicht für ganz Enwor.
    Vielleicht sah er aber auch nur Gespenster.
    Er räusperte sich ein paarmal, um das unangenehm werdende Schweigen zu überspielen, und wandte sich wieder an Bradburn. »Du gibst Bescheid, sobald du irgend etwas Neues herausfindest.« Bradburn nickte. »Ich erwarte dich, morgen bei Sonnenaufgang. Oben am Tor.«
    Er sah stur an Titch vorbei, als er die Kammer verließ, aber er spürte, daß der Quorrl ihm nachstarrte. Und irgend etwas war an diesem Blick, das Skar schaudern ließ.

D ie Sonne war untergegangen, während sie in Bradburns unterirdischem Refugium gewesen waren, und mit der Nacht war die Kälte wieder in die Burg gekrochen und erinnerte ihre Bewohner nachhaltig daran, daß außerhalb der zyklopischen Mauern hoch immer Winter herrschte. Der Hof hatte sich wieder in das zurückverwandelt, was er seit einer guten Woche war: ein improvisiertes Heerlager, in dem Menschen und Quorrl in scheinbarer Eintracht miteinander lebten. Skar ging fröstelnd zwischen den Zelten und Lagerfeuern hindurch. Blicke trafen ihn und wurden

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