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Enwor 7 - Das schweigende Netz

Enwor 7 - Das schweigende Netz

Titel: Enwor 7 - Das schweigende Netz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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nur ein Kind stellen konnte, und vielleicht traf sie ihn deshalb so sehr. Er suchte einen Moment vergeblich nach einer Antwort, zuckte schließlich fast hilflos mit den Schultern und sah weg. »Es galt nicht dir, versicherte er. »Es tut mir leid. Ich bin nervös.«
    Kiina legte den Kopf auf die Seite und blickte ihn sehr nachdenklich an. »Hast du Angst vor dem Quorrl?« fragte sie.
    Skar war überrascht. Es dauerte Sekunden, bis er überhaupt begriff, was sie meinte. »Titch?«
    »So heißt er wohl, ja«, erwiderte Kiina. »Du hattest Streit mit ihm. Ich... habe gesehen, was passiert ist.«
    »Wer hat das eigentlich nicht?« murmelte Skar. Lauter und als Antwort fügte er hinzu: »Es sah schlimmer aus, als es war. Titch ist ein Quorrl. Man kann einen Quorrl nicht beleidigen.«
    »Bist du sicher?«
    »Vollkommen«, antwortete Skar, und er meinte seine Worte in diesem Augenblick wirklich so, wie er sie sagte. »Ein Quorrl bringt dich entweder sofort um oder gar nicht. Es ist nicht Titch. Ich ... bin nervös, das ist alles.«
    »Das scheinen hier alle zu sein«, seufzte Kiina. »Diese Burg macht mir Angst, Skar. Sie ist böse.«
    Skar lächelte verständnisvoll. Kiina war ein Kind, das Kind einer
Errish
dazu, deren Lebensinhalt das Lindern und Heilen war, so wie der der Satai der Kampf. Was anderes als Furcht und Unbehagen sollte sie empfinden, an einem Ort wie diesem? »Erzähl mir von deiner Mutter«, bat er — nicht nur deshalb, um sie auf andere Gedanken zu bringen, wie er sich selbst einzureden versuchte.
    »Von ... meiner Mutter?« Für einen Moment war auch Kiina über sein Anliegen überrascht, und für einen noch kürzeren Augenblick — vielleicht lag es am Licht, vielleicht am Blickwinkel, vielleicht war es auch nur da, weil er es sehen wollte — schien sie ihrer Mutter zu gleichen wie eine zwanzig Jahre jüngere Zwillingsschwester: das gleiche sanfte und doch energische Gesicht, die gleichen verwundbaren Augen, die verletzend und spöttisch, aber auch liebenswert und hilflos zugleich blicken konnten, der-selbe, energische Mund... selbst die furchtbare Zweiteilung ihres Gesichtes war da, wenn es bei Kiina auch nur das Haar war, welches das Höllenfeuer des Scanners verbrannt hatte, und nicht Gowennas Gesicht, vom Atem des Drachen berührt.
    Dann war der Moment vorüber, Kiina bewegte sich und wurde wieder zu dem, was sie war, und Skar schalt sich in Gedanken einen romantischen Narren, der sich wohl immer noch weigerte zu begreifen, daß es die Welt, nach der er sich zurücksehnte, nicht mehr gab.
    »Aber warum?« fragte sie.
    Skar lächelte. »Bist du nicht hergekommen, um mit mir zu reden?«
    »Doch«, antwortete Kiina. »Aber es gibt... Wichtigeres.«
    »Zum Beispiel?«
    Kiina hob vage ihre Hände. »Der Krieg. Die Lage in Elay. Die Pläne der
Sternengeborenen...«
    »Ich bin sicher, nach all diesen Dingen haben dich Del und Bradburn schon zur Genüge befragt«, antwortete Skar. »Sie hätten es mir gesagt, wären wirklich
wichtige
Neuigkeiten dabei.« Kiina blickte ihn halb verwirrt, halb aber auch zornig an. »Ist die Vernichtung eures Heeres nicht wichtig genug?« fragte sie irritiert.
    Skar machte eine wegwerfende Handbewegung. »Sie zu beschließen und dann auszuführen sind zwei verschiedene Dinge, weißt du?« Er ließ sich auf die Kante seines Bettes sinken, verschränkte die Hände hinter dem Nacken und deutete mit dem Fuß auf einen freien Stuhl. Kiina setzte sich gehorsam, wurde aber unter seinem Blick immer nervöser.
    »Erzähl mir von ihr«, wiederholte Skar noch einmal seine Bitte.
    »Da gibt es nicht viel zu erzählen«, antwortete Kiina zögernd.
    Das war halb die Wahrheit, halb aber auch nicht, wie Skar ganz genau spürte. Plötzlich war
er
es, der irritiert war. »Ich habe sie kaum gekannt, weißt du?« fügte sie mit einem fast entschuldigenden Lächeln hinzu.
    »Du bist nicht von ihr erzogen worden«, vermutete Skar —natürlich: Gowenna war die
Margoi
der Ehrwürdigen Frauen gewesen, Königin, Mutter und — fast — Göttin in einer Person. Aber Kiina schüttelte den Kopf.
    »Doch«, sagte sie. »Ich habe bei ihr gelebt, wenn du das meinst, und sie hat alle Zeit mit mir verbracht, die sie erübrigen konnte. Später habe ich erfahren, daß ihre Beraterinnen immer darauf gedrängt haben, mich fortzuschicken — nach Ikne oder Denwar, oder auch zum Berg der Götter, um mich von den Hohen Satai unterrichten zu lassen.«
    Skar sah sie zweifelnd an. Kiina hatte keinen Grund zu

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