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Enwor 8 - Der flüsternde Turm

Enwor 8 - Der flüsternde Turm

Titel: Enwor 8 - Der flüsternde Turm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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Fehler gewesen war, die beiden
Errish
zu betäuben, denn in spätestens zwei Stunden würde eine von ihnen erwachen; was ihren Vorsprung automatisch auf diese Zeitspanne beschränkte. Ganz kurz erwog er die Möglichkeit, noch einmal zurückzugehen und die beiden
Errish
zu töten; aber wirklich nicht sehr lange, und auch nicht ernsthaft. Er war kein Mörder. Und etwas sagte ihm, daß sie so oder so sehr viel weniger Zeit als zwei Stunden hatten.
    Ein Grund mehr, sich zu beeilen. Geduckt huschten sie los, immer im Schatten der Hütten entlang und in die Richtung, in der Skar die Pferde der
Errish
vermutete. Er hoffte, daß sie überhaupt Pferde hatten. Bisher hatte er sie nur auf den Daktylen oder den großen Drachen reiten sehen.
    Sie wandten sich nach Süden, in die Richtung, in der Skar die Pferde untergebracht hätte, hätte
er
dieses Lager geplant, denn im Norden befand sich der Pferch mit den Tyrr, im Westen die See und im Osten die zyklopischen Felsen, die der Handvoll Hütten als Deckung dienten. Und er behielt mit seiner Vermutung recht: Die
Errish
hatten Pferde — nicht sehr viele, aber sie brauchten ja auch nur zwei — und sie waren an der Stelle des Lagers untergebracht, die vom Tyrr-Gehege am weitesten entfernt war. Pferde und Drachen hatten sich noch nie gut verstanden, was vielleicht daran lag, daß die einen die anderen nur zu gerne als willkommene Abwechslung ihres Speiseplanes verstanden.
    Skar signalisierte Kiina mit Gesten, stehenzubleiben, als das Gatter mit dem knappen Dutzend schlafender Pferde vor ihnen lag. Von einem Wächter war weit und breit nichts zu sehen, was ihn überraschte und gleichzeitig mißtrauisch stimmte. Aber vielleicht, dachte er, war die Anwesenheit
aller Errish
nötig bei jenem sonderbaren Tanz.
    Mißtrauisch sah er zum Lager zurück. Die
Errish
und ihre dämonischen Besucher waren nur noch als verschwommene Schatten zu erkennen, aber sie bewegten sich noch immer wie kleine schwarze Motten vor dem roten Schein des Feuers. Und je länger Skar hinsah, desto deutlicher glaubte er ein Muster in dieser Bewegung wahrzunehmen.
    »Sie werden unsere Flucht bemerken«, drang Kiinas Stimme in seine Gedanken.
    »Ja«, murmelte Skar. In Gedanken fügte er hinzu:
In knapp zwei Stunden. Wenn wir Glück haben.
Aber das behielt er lieber für sich. Statt dessen sah er Kiina an und versuchte, einen möglichst aufmunternden Ausdruck auf sein Gesicht zu zaubern.
    »Ich kenne ein paar kleine Tricks, um Verfolger abzuschütteln. Auch solche«, fügte er hinzu, »die fliegen können.« Was eine glatte Lüge war. Skar war sich der Tatsache schmerzhaft bewußt, daß sie in dem öden Wüstenland nördlich Elays kaum eine Dek-kung finden würden, die ihnen Schutz vor einem Verfolger gab, der sie aus hundert oder auch tausend Fuß Höhe suchen konnte. »Vielleicht gelingt es uns, uns zu Titch durchzuschlagen.«
    »Und dann?«
    Skar seufzte. Er hätte viel darum gegeben, die Antwort auf diese Frage zu wissen. Aber wenn er sie sich jedesmal gestellt hätte, bevor er eine Flucht oder ein besonders riskantes Unternehmen begann, dann wäre er jetzt längst nicht mehr am Leben.
    Statt zu antworten, erhob er sich hinter dem Felsen, hinter dem sie Deckung gesucht hatten, signalisierte Kiina, ihm zu folgen, und ging los.
    Sie kamen nur wenige Schritte weit.
    Der Schatten stand jäh und wie aus dem Boden gewachsen vor ihnen, und Skar begriff eine Sekunde zu spät, daß es nicht der Schatten einer
Errish
war. Ganz instinktiv duckte er sich und schlug aus der Bewegung heraus zu, aber der Schatten machte einen rasend schnellen Schritt zurück. Skars Hieb ging ins Leere, und gleichzeitig zuckte ein spinnendürrer Arm vor und packte sein Handgelenk.
    Es war wie das Zuschnappen einer stählernen Fessel. Die Arme des
Ultha
waren lächerlich dünn, aber es war die fürchterliche Kraft eines Insekts, mit der er zupackte. Skar keuchte vor Schmerz und Überraschung, als er mit einem einzigen Ruck aus dem Gleichgewicht nach vorne und auf die Knie gerissen wurde, versuchte sich herum- und zur Seite zu werfen, um auf diese Weise dem Griff des Gegners zu entschlüpfen, und schrie ein zweites Mal auf. Das einzige Ergebnis seiner Bewegung war, daß er sich fast selbst den Arm ausgekugelt hätte. Dann packte die zweite Hand des
Ultha,
zu, ergriff seinen anderen Arm und drehte ihn brutal auf den Rücken. Skar wurde wie ein Spielzeug in die Höhe und herumgerissen. Hinter sich hörte er Kiina schreien, als auch vor ihr

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