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Eobal (German Edition)

Eobal (German Edition)

Titel: Eobal (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dirk van den Boom
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denen sich die schummrige Beleuchtung brach.
    Er räusperte sich.
    »Der Schuldschein …«
    »Sie haben das Geld nicht«, stellte sie trocken fest, ohne ihn anzublicken. Sie steckte das letzte Stück Sandwich in den Mund, tupfte sich betont langsam die Lippen mit einer Papierserviette ab, lehnte sich zurück und schaute ihn schließlich an. In seinem Gesicht las sie Schuldgefühle und Verzweiflung. Der Mann war eindeutig krank, spielsüchtig, und hatte schon vor langer Zeit die Kontrolle verloren. Allein die Tatsache, dass er ein guter Pokerspieler war, hatte ihn über die Runden kommen lassen. Doch jetzt saß er in einem tiefen, dunklen Loch.
    »Ich … ich werde das Geld …«, stammelte er, da sie keine Anstalten machte, noch etwas hinzuzufügen. Doch als sie eine Hand hob, erstarben seine Worte sofort.
    »Ich kann Ihnen helfen, Cole.« In seinen Augen glomm so etwas wie Hoffnung auf, gleichzeitig aber auch Fatalismus. Jemand wie Cole wusste, dass es hier keinesfalls um christliche Nächstenliebe ging. Es gab auf Eobal sowieso nur ein paar christliche Sekten.
    »Ich bin auf der Suche nach Informationen. Sie beschaffen mir diese. Das wird möglicherweise sehr einfach sein, da Sie ja offenbar hier Stammkunde sind. Ich erlasse Ihnen die Schulden und lege noch mal 5.000 Credits drauf, in bar. Das ist mein Angebot.«
    Coles Hand verkrampfte sich um das leere Whiskyglas. Zant winkte dem Robodiener, wies auf Coles Glas und der Automat blinkerte bestätigend mit seinen Lichtern. Einen Augenblick später stand ein zweites Glas vor dem Spieler. Er sah sie fast dankbar an.
    »Das ist …« Er räusperte sich erneut. »Das ist sehr großzügig. Um was für Informationen geht es?«
    »Bevor ich Ihnen das sage, will ich klarmachen, dass ich von Ihrer Seite Verschwiegenheit erwarte. Der Inhalt unserer kleinen Vereinbarung bleibt unter uns.«
    Cole nickte. Sie wusste, dass sie sich darauf nicht verlassen konnte, und rechnete auch nicht damit. Diese Forderung gehörte zum Spiel und Cole erwartete eine solche Aussage. Er hätte sich wahrscheinlich eher Gedanken gemacht, wenn sie ausgeblieben wäre.
    »Worum geht es also?«, fragte er.
    »Sie haben von dem Mord am turulianischen Botschafter gehört? Dhloma ist sein Name.«
    Cole nickte. Ihm schien etwas zu dämmern. Das war ein gutes Zeichen. Dann hatte er vielleicht mit Dhloma zu tun gehabt.
    »Ist er oft hier gewesen?«
    »Regelmäßig, sicher einmal in der Woche.«
    »Allein?«
    »Ja.«
    »Was hat er gemacht?«
    »Gespielt, aber nicht immer. Manchmal saß er auch nur hier herum und hat ein paar Drinks genommen.«
    »Wenn er gespielt hat, auch mit Ihnen?«
    Cole zuckte mit den Achseln. »Manchmal.«
    »Wie war er als Spieler?«
    »Schlecht. Er wusste aber, wann er aufzuhören hatte. Hat niemals größere Summen verloren.«
    »Hat er regelmäßig mit jemand Bestimmtem gespielt oder spielen wollen?«
    »Nein, nicht, dass ich wüsste.«
    »Schuldete er jemandem Geld?«
    »Nein, er hat alle Spielschulden sofort beglichen und hat auch in der Bar nie anschreiben lassen.«
    Sie überlegte einen Moment.
    »Hat er sich hier mit jemandem getroffen?«
    »Er sprach oft mit dem Meraner.«
    »Goma?«
    »Ja.«
    »Auch abseits der Spiele.«
    »Nur abseits der Spiele. Sie saßen meist da drüben.«
    Cole zeigte mit einem Kopfnicken auf eine Sitzecke, die gerade Platz für zwei Gäste bot, weit weg vom Tresen, im Halbdunkel.
    »Wissen Sie, worüber sie geredet haben?«
    Cole schüttelte den Kopf.
    »Er sprach dort immer nur mit Goma?«
    »Mit Goma und noch ein paar andere Gestalten, die ich aber nicht kenne. Keine Stammgäste.«
    »Ist Ihnen an Dhlomas Verhalten jemals etwas aufgefallen? Gab es besondere Vorkommnisse?«
    Man sah Cole an, dass er wirklich angestrengt nachdachte. Es war eindeutig, dass er ihre Fragen nach bestem Wissen beantworten wollte, um sich den Schuldenerlass zu verdienen. Zant ließ ihm Zeit, nahm einen Schluck aus ihrem bittersüßen Longdrink und sah sich um, ohne im Schrankraum etwas Außergewöhnliches zu entdecken.
    »Einmal …«, begann Cole.
    »Ja?«
    »Einmal haben er und Goma sich gestritten. Der Meraner hat böse mit dem Schwanz auf den Boden geklatscht. Dhlomas Tentakelarme flogen förmlich durch die Gegend. Ich habe nicht verstanden, worum es ging, aber es war zu erkennen, dass sie beide sehr erregt waren.«
    »Was ist dann passiert?«
    »Es ging eine Weile so weiter. Dann ist Goma aufgestanden und rausgestürmt. Dhloma blieb kaum länger. Ob er hinter ihm her

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