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EONA - Das letzte Drachenauge

EONA - Das letzte Drachenauge

Titel: EONA - Das letzte Drachenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Goodman
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Fingerknöchel waren blutverschmiert. »Habt Ihr mit ihm die gleiche Verbindung wie mit Ryko?«
    Wir blickten kurz auf das Drachenauge, das noch immer vornübergebeugt kniete.
    Ich nickte, doch ich hatte ein unbehagliches Gefühl im Bauch. »Ich denke, er provoziert Euch, Kygo.«
    »Warum sollte er das tun?« Noch immer lag ein brutaler Unterton in seiner Stimme. »Ich hätte ihn töten können.«
    »Ich weiß es nicht.«
    Kygo schüttelte den Kopf. »Er hat dabei nichts zu gewinnen. Tretet neben mich, Naiso.« Dann fuhr er herum. »Alles aufstehen und wegtreten. Lord Ido, bleibt auf den Knien.«
    Die anderen rappelten sich auf, wie sie geheißen, und bildeten einen lockeren Halbkreis um das Drachenauge. In den Gesichtern lag etwas Feindseliges – nur Delas Miene wirkte besorgt.
    »Seht mich an, Drachenauge«, befahl Kygo.
    Ido hob den Kopf. Seine Oberlippe war aufgeplatzt und das Blut lief ihm in den Mund und über das Kinn.
    »Wo ist das schwarze Buch? Hat Sethon es?«
    Ido sah mir in die Augen. Seht Ihr, sagte seine Miene, das ist alles, was er will.
    Ich kaute auf der Innenseite meiner Wange. Natürlich wollte Kygo das Buch, das war logisch. Wir konnten es uns nicht leisten, dass es Sethon in die Hände fiel. Doch etwas in mir – das Drachenauge – wollte nicht, dass es in Kygos Hände kam. Aber vielleicht waren das auch nur Idos Psychospielchen. Ich konnte nicht klar denken.
    »Das Buch ist vor Sethon sicher«, erwiderte Ido. »Mein Lehrling hat es.«
    »Bringt es uns.«
    Ido schüttelte den Kopf. »Nein. Es ist in Sicherheit. Das ist genug.«
    »Das ist keine Bitte, Drachenauge. Das ist ein Befehl.«
    »Nein.«
    Yuso trat vor. »Majestät, erlaubt mir, Lord Ido zu erklären, was Gehorsam ist.«
    »Ich verstehe Euren Eifer, Hauptmann«, sagte Kygo. »Doch das ist nicht nötig.« Er wandte sich an mich. »Zwingt ihn, Lady Eona. Bringt ihn dazu, den Jungen zu uns zu rufen.«
    Mir zog sich der Magen zusammen. »Majestät«, flüsterte ich und wandte den Kopf von dem Halbkreis aus gespannten Mienen. »Verlangt das nicht von mir.«
    »Warum nicht?«
    »Weil Ihr damit verlangt, dass ich ihn foltere.«
    Er packte mich am Arm und zog mich über die Lichtung. Ich stolperte ihm nach und sein eiserner Griff zerrte mich durchs hohe Gras. Schließlich blieb er stehen und fuhr mich an: »Was redet Ihr da, Eona? Ich bitte Euch nur um etwas, das Ihr schon getan habt.«
    »Ich habe es nur getan, weil Ihr Ryko bedroht habt«, zischte ich. »Ich werde Ido davon abhalten, seine Macht gegen uns einzusetzen, aber ich werde meine Macht nicht einsetzen als Zwang oder als Folter.« Ich wand mich aus seinem Griff. »Das ist völlig undenkbar. Ich dachte, Ihr wäret besser.«
    »Da zieht Ihr ja eine hübsche Trennlinie«, blaffte Kygo mich an. »Ist Ido etwa freiwillig mit Euch gekommen? Oder habt Ihr ihn dazu gezwungen?«
    »Ich habe ihm gezeigt, dass ich mit ihm verbunden bin.«
    »Und wann wird daraus Zwang? Wenn ich Euch darum bitte, es zu tun?«
    »Ja!«
    »Das ergibt keinen Sinn.«
    »Das ist mir gleich. Ich weiß nur, dass das, worum Ihr mich bittet, falsch ist. Und Ihr wisst das.«
    Er holte vernehmlich Luft. »Wir brauchen das schwarze Buch, Eona. Sethon darf es nicht bekommen.«
    Ich presste die Hände gegen die Schläfen. »Kygo, wenn ich Ido zwinge, das Buch herbeizuschaffen – glaubt Ihr, dass er mich dann unterweist?« Ich senkte die Stimme. »Wenn ich die Weissagung erfüllen und die Drachen retten soll, brauche ich Idos Wissen.« Ich berührte ihn am Arm. »Vertraut mir – wir werden das schwarze Buch bekommen.«
    Er schaute zu dem knienden Drachenauge. Ido hatte den Kopf gehoben und beobachtete uns. »Alles in mir will ihm wehtun«, sagte Kygo leise.
    »Ich weiß.«
    Seufzend schloss er die Augen. Als er sie wieder öffnete, war der düstere Ausdruck zurückgekehrt. Er nahm meine Hand. »Gut, wir machen es auf Eure Art, Naiso.«
    Ich erwiderte den Druck seiner Finger. »Danke.«
    Kygo war ein vorurteilsfreier Mensch und darin der Sohn seines Vaters, doch als er mich zu dem schweigenden Halbkreis aus Männern und Frauen zurückführte, ging mir Idos höhnische Frage im Stall durch den Kopf: Wa rum habt Ihr es ihm nicht gesagt?
    Das Drachenauge beobachtete mit verhärteter Miene, wie wir näher kamen.
    »Hauptmann«, sagte Kygo, und Yuso trat vor. »Wir bleiben den Tag über hier und ziehen am Abend weiter. Fesselt Lord Ido und stellt einen Wächter für ihn ab. Dann erstattet mir Bericht.«
    Sein Befehl löste die

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