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EONA - Das letzte Drachenauge

EONA - Das letzte Drachenauge

Titel: EONA - Das letzte Drachenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Goodman
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Aller Menschen‹ – so wurde die Perle früher genannt.«
    »Beweist es mir.«
    »Alle Beweise befinden sich in meiner Bibliothek. Aber ich schwöre, ich habe es in einigen sehr alten Schriftrollen gelesen.«
    Ich presste die Hand auf den Mund. In mir baute sich ein Schrei auf, der fünfhundert Jahre alt war. Ich musste einen Weg finden, um zu beweisen, dass Ido unrecht hatte.
    Er atmete vernehmlich ein. »Weiß der Kaiser von der Weissagung?«
    »Ja.«
    »Dann erzählt ihm nichts von dem hier, wenn Euch Euer Leben lieb ist«, flüsterte er.
    Ich wandte mich von ihm ab. Die Furcht in seiner Stimme enthielt zu viel Wahres. »In den alten Schriftrollen gibt es also Beweise?«
    »Ja.«
    »Im schwarzen Buch?«
    Sein Schweigen war mir Antwort genug.
    Ich fuhr herum. »Bringt es mir.«
    »Nein.« Er trat einen Schritt zurück. »Noch nicht. Nur dieses Buch ist die Gewähr dafür, dass ich am Leben bleibe. Und Dillon ist inzwischen noch gefährlicher. Ich werde ihn und das Buch bringen, wenn Ihr Eure Macht besser beherrscht. Dann können wir ihn gemeinsam bändigen.«
    »Bringt es sofort!«
    »Nein. Es ist zu früh.«
    »Bringt es!«
    »Nein!« Er wappnete sich, denn er wusste, was kam.
    Der brüllende Zorn meines Hua brach durch seine Pfade wie eine riesige Welle und begrub seinen pochenden Herzschlag unter dem meinen. Ido taumelte zurück unter diesem Ansturm und senkte den Kopf, die Zähne zusammengebissen. Ich spürte, wie sich etwas in ihm sammelte: eine Art Widerstand baute sich auf wie eine Mauer aus Fels. Der Zusammenprall seines und meines Hua bildete einen Damm gegen den Ansturm meiner Macht und traf mich wie ein Faustschlag. Ich keuchte, als mein Zugriff auf seinen Willen sich lockerte.
    »Eona, es ist zu früh, das Buch zu holen. Wir sind noch nicht stark genug«, keuchte er. Blut tropfte ihm aus der Nase. Er hatte mich aufgehalten, doch es hatte ihn Kraft gekostet.
    Wieder rammte ich mein Hua gegen seine Barriere. Der Schlag erschütterte uns beide, er stieß mich einen Schritt zurück und warf ihn auf die Knie. Ein weiterer wuchtiger Stoß entrang ihm ein Stöhnen, doch er konnte seinen Widerstand nicht brechen. Ich warf all meine angstgetriebene Wut nach vorn und stürmte erneut gegen ihn an. Er klappte zusammen unter dem Druck, doch er stützte sich mit den Händen am Boden ab, sodass die Armsehnen vor Anstrengung schwollen. Seine Abwehr hielt noch immer. Er blickte hoch und Silber glitt durch seine Augen.
    »Seht Ihr – diesmal ist es nicht so leicht«, sagte er. »Ich kann Euch schon abwehren.«
    Ido hatte einen Weg gefunden, meinem Zwang standzuhalten. Er war nicht mehr ausgehungert und das Überraschungsmoment war nicht mehr auf meiner Seite. Ich konnte nicht einmal auf Rykos Hua zurückgreifen, um meine Macht zu vergrößern. Ich spürte den Insulaner zwar, doch er war zu weit weg.
    Und beim letzten Mal hatte ich ihn beinahe umgebracht.
    Idos höhnisches Lächeln brachte ein Trommelfeuer von Erinnerungen mit sich. Dasselbe Lächeln hatte ich gesehen, als er sich die Klinge seines Drachenaugen-Kompasses ins Fleisch gedrückt hatte. Und nach dem Königsmonsun, als er mich geschlagen hatte. Und am klarsten hatte ich es gesehen, als er sein Schwert durch Rykos Hand gestoßen hatte.
    Eine dunkle Eingebung überkam mich: Es gab einen anderen Weg zu seinem Willen, einen Weg, auf den ich erst vor ein paar Minuten zufällig gestoßen war und der Ido zu mir hingezogen hatte. Doch ebenso hatte er mich zu ihm hingezogen. Eine gefährliche zweischneidige Waffe aus Lust und Schmerz. Ich verstand es nicht ganz, doch ich wusste irgendwie, dass sie ihn besiegen würde. Er würde meiner Gnade ausgeliefert sein.
    Wollte ich diese Art Macht über Ido wirklich? Doch er drückte bereits gegen mein Hua und suchte nach einer Möglichkeit, es gegen mich zu kehren.
    Ich hatte keine Wahl. Mit einem Schluchzer jagte ich meine Wut durch die jüngst entflammten Pfade des Begehrens. Ido schnappte nach Luft, als meine Macht seine Barrieren niederwalzte und ihm das Silber aus den Augen brannte. Der Schock riss ihn nach vorn und er schlug lang hin, wobei sein lautloser Schrei durch mein Hua drang in einem Rückschlag aus qualvoller Lust.
    Ich brauchte Idos Willen nur zu nehmen und ich nahm ihn und verschmolz seinen pochenden Puls mit dem meinen.
    »Eona!« Seine Stimme überschlug sich, halb flehend, halb warnend.
    Ich zwang ihn, zu mir hochzusehen. Seine Bernsteinaugen waren groß und düster.
    »Ruft Dillon her«, sagte ich.
    Sein

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