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EONA - Das letzte Drachenauge

EONA - Das letzte Drachenauge

Titel: EONA - Das letzte Drachenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Goodman
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an dem Soldaten. Männer waren immer schnell bei der Hand damit, Frauen für verrückt zu erklären.
    Haddo löste meine Hand von seinem Arm. »Madam, ich bin nicht Euer Ehemann, sondern Leutnant Haddo. Erinnert Ihr Euch an mich?«
    »Natürlich erinnere ich mich an Euch, Mann.« Ich lächelte in sein mitleidiges Gesicht. »Was für eine seltsame Frage stellt Ihr mir da? Kommt jetzt, ehe unser Junge wieder einschläft.«
    »Ich bringe sie nach oben, Sir«, sagte der Gastwirt. »Und Ihr geht ihren Ehemann holen.«
    Ich musste die zwei vom Stallhof fernhalten und entsann mich der irren Tiraden der ihres Kindes beraubten Mutter in der Saline. »Seht, er läuft nach draußen, um zu spielen«, rief ich und hoffte, sie würden die Verzweiflung in meiner Stimme nicht bemerken. »Komm zurück, Junge.« Ich betete, dass sie mir folgen würden, und lief an Haddo vorbei und stürzte mich durch die Türvorhänge in den großen Hof.
    »Warte, Junge. Warte auf Mutter«, rief ich drei vorbeikommenden Soldaten zu, die mich daraufhin erstaunt musterten.
    »Es ist zu dunkel, um draußen zu spielen«, fügte ich laut hinzu und fasste den mittleren der drei jungen Männer in den Blick. »Komm wieder hinein.«
    Ich spürte, wie sein Begehren sich regte. »Gut, gehen wir hinein und spielen.«
    Seine Kameraden links und rechts kicherten zustimmend, und so machte er die paar Schritte, die uns trennten.
    »Welchen Preis verlangst du, Mädchen?« Er packte mich am Handgelenk und riss mich an sich. Mit einer Hand tastete er nach meiner Hüfte, mit der anderen strich er mir über die Brust. Ich erstarrte, denn seine Berührung rückte mir eine weitere böse Erinnerung aus der Saline vor Augen: die grapschenden Hände des Auspeitschers und wie Dolana ihn mit Tritten vertrieben hatte.
    »Lass sie los.«
    Das war Haddo. Sein knapper Befehl ließ den Soldaten angespannt salutieren. Plötzlich aus seiner Umklammerung befreit, geriet ich ins Taumeln. Der Leutnant packte mich mit eisernem Griff am Arm und bewahrte mich vor einem Sturz aufs Pflaster.
    »Verzeihung, Sir«, sagte der Soldat. Seine Freunde wichen in die Dunkelheit zurück. »Ich dachte, sie wäre eine von den hiesigen –«
    »Benutz die Augen, Laon, nicht den Schwanz. Sie trägt eine Trauerrobe.«
    »Jawohl, Sir.«
    »Trainiere deine Beobachtungsgabe beim Wachehalten. Sofort !«
    Der Soldat grüßte erneut und war verschwunden. Haddo, der mich noch immer am Arm gepackt hielt, blickte mir prüfend ins Gesicht.
    »Madam? Alles in Ordnung?«
    Gewiss verrieten ihm meine Augen, dass ich zurechnungsfähig war – unter einem so prüfenden Blick konnte ich nicht länger die Wahnsinnige spielen.
    »Leutnant Haddo«, sagte ich stirnrunzelnd. »Was mache ich hier draußen? Warum haltet Ihr mich fest?«
    Er ließ meinen Arm los. »Ihr wart« – er hielt inne – » unpässlich . Doch wie ich sehe, seid Ihr wieder bei Euch.«
    Ich schaute zu Boden, um seinem scharfen Blick auszuweichen. »Daran erinnere ich mich nicht.«
    »So ist das manchmal.« Er tätschelte mir verlegen die Schulter. »Meine Frau glaubte, das Atmen unseres Jungen auf der Wange zu spüren. Das wird wieder besser.«
    »Wo ist sie?« Das war Delas Stimme und sie kam aus der Herberge.
    Der Schmerbauch des Gastwirts drückte die Türvorhänge auseinander. »Hierher, in den Hof«, sagte er und führte Dela über die Schwelle. »Ihr hättet sie nicht ohne ihre Magd lassen sollen. Es geht nicht an, dass in meinem Gasthaus verrückte Frauen herumlaufen.«
    »Sie ist nicht verrückt«, erwiderte Dela und griff in den Beutel an ihrem Gürtel. »Das sind nur der Kummer und die Unbilden der Reise. Hier etwas Geld für Eure Unannehmlichkeiten.« Sie gab dem Gastwirt eine Münze und sah dann mich neben Haddo stehen. »Leutnant, ich nehme an, auch Ihr habt meiner Frau geholfen. Ich danke Euch und bedauere die Belästigung.« Sie verbeugte sich und war dabei trotz aller Höflichkeit steif vor Ärger, was mir nicht gespielt vorkam.
    Haddo erwiderte die Verbeugung. »Von Belästigung kann keine Rede sein, Sir. Und ihr ist nichts geschehen. Allerdings empfehle ich Euch, sie in dieser Zeit nicht allein zu lassen.«
    Dela packte mich fest am Arm. »Kommt – ich bringe Euch zurück in unser behagliches Zimmer.« Sie zog mich Richtung Türschwelle und nickte dem Leutnant dabei kurz zu. »Nochmals vielen Dank.«
    Vida wartete in der Herbergsdiele und hielt das Bündel mit meinen Schwertern und meinem Kompass.
    »Denkt Ihr denn nur an Euch selbst?«,

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