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EONA - Das letzte Drachenauge

EONA - Das letzte Drachenauge

Titel: EONA - Das letzte Drachenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Goodman
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Ju-Long. Das kampferfahrene Ross ließ sich von den Vögeln, die vor ihm aus dem Unterholz schossen, nicht aus der Ruhe bringen. Ein gutes Stück hinter uns führten Solly, Yuso und Vida die übrigen Pferde in loser Reihe. Dela ging für sich und konzentrierte sich mal auf den Weg, den wir uns durch Unterholz und Gras bahnten, mal auf das rote Buch, das sie geöffnet in den Händen hielt.
    Ich grub in meiner Erinnerung nach den fünf Prinzipien, um meinen Lehrer auf keinen Fall zu enttäuschen. »Es sind Hua-do, Sonne/Mond, Erde, Herrschaft und Disziplin.« Beim Sprechen tat mir der Kiefer weh, aber immerhin ging die Schwellung langsam zurück.
    »Ihr lernt rascher als ich«, sagte Kygo lächelnd.
    »Aber Ihr versteht diese Grundsätze.« Ich zuckte die Achseln und spürte wieder, wie feucht das geborgte Gewand mir inzwischen am Leib klebte. An dem tiefen Ausschnitt hatte sich Schweiß gebildet, doch vor Kygos Augen wollte ich ihn nicht wegwischen.
    »Auch Ihr werdet sie verstehen.«
    Obwohl sein fester Glaube mir Mut machte, war ich nicht so sicher, ob ein paar Tage genügten, um zumindest die Grundzüge von Xsu-Rees Weisheit zu begreifen. Es gab so vieles, was ich nicht wusste. Ich hatte nur die Gerissenheit eines Salinensklaven und die Reflexe eines Lügners.
    Er bog einen Ast zurück, als wir uns durch Dornengestrüpp kämpften. »Welchen Weg nimmt der Krieg?«, fragte er.
    »Den Weg der Täuschung.« Ich warf ihm einen Seitenblick zu, und schon saß mir wieder der kleine Dämon Schalk im Nacken. »Das verstehe ich. Aus Erfahrung.«
    Er blieb stehen und lächelte breiter. »Allerdings, Lord Eon .«
    Wir standen da und grinsten uns im Schutz des Gestrüpps an. Dann veränderte sich etwas, so als zöge die Luft sich zwischen uns zusammen. Er trat näher. »Jetzt seid Ihr kein Lord.«
    Ich musste den Kopf in den Nacken legen, um ihm in die Augen zu sehen. »Nein, ich bin –«
    Entschlossen musterte er mich und strich mir über die Wange und die Worte blieben mir im Halse stecken.
    Ich roch kurz das Harz an seinen Fingern und – viel schwächer – rauchiges Leder und Pferd. Seine Haut war schweißfeucht, und die im Laufe des Tages nachgewachsenen dunklen Haare ließen die Konturen seines rasierten Schädels schon ein wenig verschwinden. Tief in mir regte sich das Bedürfnis, mit der Hand über die weichen Stoppeln zu fahren.
    Doch ich hatte diesen Blick schon in Idos Augen gesehen. Und in denen des Auspeitschers. Sogar in denen meines Meisters. Ich trat zurück.
    »Ich bin Euer Naiso«, sagte ich.
    Das war ein schwacher Schild. Als mein Kaiser hatte er das Recht, sich zu nehmen, was er wollte. Doch er ließ die Hand sinken. Nur ein vernehmliches Einatmen verriet seine Anspannung.
    »Meine Wahrheitsbringerin«, sagte er.
    Ich senkte den Kopf, damit er nicht sah, wie schwach meine Abwehr war und wie schuldig ich mich fühlte.
    »Ihr habt recht«, fügte er hinzu. »Ich sollte meinem Vater nicht nacheifern.«
    Bei seinen Worten blickte ich auf, doch er hatte sich schon abgewandt. Als er an dem letzten überhängenden Baum vorbeiging, riss er einen Ast ab und fuchtelte so energisch damit herum, dass ein aufgeschreckter Fasan flatternd die Flucht ergriff.
    »Ihr habt ein Talent, Seine Majestät zu irritieren«, sagte Dela hinter mir.
    »Das ist doch meine Aufgabe, oder?«, gab ich zurück und war nicht ganz sicher, was zwischen uns geschehen war. »Ich bin sein Naiso.«
    »Diese Art von Irritation gehört normalerweise nicht zu den Aufgaben eines Naiso«, meinte sie trocken, nahm mich am Arm und drängte mich, neben ihr zu gehen. »Andererseits folgt er nur dem Beispiel seines Vaters.«
    Ich packte sie an der Schulter und drehte sie zu mir. »Auch er hat seinen Vater erwähnt.«
    Sie nickte, als hätte sie unser Gespräch belauscht. »Es ist nicht allgemein bekannt, doch auch der alte Kaiser hatte einen weiblichen Naiso: seine Konkubine und zugleich die Mutter seines erstgeborenen Sohns.«
    »Lady Jila war sein Naiso?« Ich hatte große Mühe, mir diese elegante Schönheit im Geiste als politische Ratgeberin vorzustellen.
    Dela lächelte traurig. »Ein überaus angesehener Naiso sogar, obwohl der alte Kaiser ihre Warnungen vor seinem Bruder in den Wind schlug. Sie war eine bemerkenswerte Frau. Kein Wunder, dass er sich von allen anderen fernhielt«
    Wir betrachteten Kygos kerzengerade Gestalt vor uns. »Ich werde nicht seine Konkubine sein«, sagte ich energisch.
    »Darum geht es nicht«, versetzte Dela. »Lady Jila

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