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EONA - Das letzte Drachenauge

EONA - Das letzte Drachenauge

Titel: EONA - Das letzte Drachenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Goodman
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war nicht einfach eine Konkubine. Sicher, sie hatte die Macht ihres Körpers, doch sie hatte noch viel mehr.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Ich weiß. Aber darauf müsst Ihr selbst kommen.« Mit düsterer Miene hielt sie mir das rote Buch hin. »Eure Vorfahrin hätte bedenken sollen, welche Gefahren eine solche Macht mit sich brachte.«
    »Habt Ihr etwas entdeckt?«
    Sie strich über den roten Ledereinband, und die Perlenschnur in ihrer Hand klickte. »Das ist nicht Kinras Tagebuch von ihrer Vereinigung mit dem Spiegeldrachen.«
    Ich schloss die Augen und die Enttäuschung schmerzte wie grelles Kopfweh.
    Dela nahm meine Hand und drückte sie sanft. »Es tut mir leid. Ich weiß, dass Ihr gehofft habt, Ihr bekämt eine Anleitung. Und ich glaube, hier drin finden sich auch keine Hinweise, was Eure Verbindung mit Ryko angeht.«
    Ich erwiderte den Druck; diese Nachricht würde ihn noch unglücklicher machen und mir war klar, dass es Dela schmerzte, ihm wehzutun.
    »Worum geht es in dem Tagebuch dann?«
    Sie senkte die Stimme. »Das ist noch nicht ganz klar, aber ich glaube, es berichtet von einer Art Verschwörung. Es muss sich um gefährliche Informationen gehandelt haben, da Kinra es für nötig befand, das meiste in einem so schwierigen Code zu verschlüsseln. Und ich habe einen Eintrag entdeckt, der nicht von Kinra ist.«
    »Von wem dann?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Das weiß ich nicht. Er ist nicht unterschrieben. Und es sind nur ein paar Zeilen ganz am Ende.« Sie hielt inne. »Eona, dort ist Kinras Hinrichtung festgehalten. Wegen Hochverrat. Ich weiß nicht, was sie getan hat, aber Kaiser Dao hat sie dafür töten lassen.«
    Wie sahen uns in die Augen. In diesem Blick lag ein ganzes Gespräch: meine Scham und meine Angst davor, diese Nachricht könnte entdeckt werden, ihre ernste Bestätigung, wie berechtigt diese Sorge war, und die Entscheidung, dieses Wissen für uns zu behalten.
    »Wollt Ihr deswegen die Sachen nicht anfassen, die ihr gehört haben?«, fragte sie.
    »Sie war eine Verräterin«, flüsterte ich und ich wusste, dass eine solche Schmach Dela genügte. Sie brauchte nichts zu erfahren von der Kaiserlichen Perle oder davon, wie Kinras Energie an mir zerrte.
    »Ich wünschte, Ihr müsstet diese Last nicht tragen.« Sie berührte wieder das rote Leder und fuhr vorsichtig über die drei langen Kerben auf dem Einband. »Kinra war Kaiser Daos Geliebte.«
    War es das, was ich durch ihre Schwerter empfand? Liebe? Doch es war gewaltsam und zornig und todbringend.
    »Und sie hatte noch einen Geliebten«, fuhr Dela fort. »Den Ungenannten. Ihr Sturz scheint in der Verkettung dieses Dreiecks zu liegen. Sobald ich den Text entschlüsselt habe, bringe ich ihn Euch.«
    »Danke.«
    Doch ihre Aufmerksamkeit richtete sich auf das Gestrüpp vor uns. Kygo war stehen geblieben und seine Hand lag auf dem Griff des Schwerts. Tiron zerrte an Ju-Longs Zaumzeug und drehte das große Pferd wieder um.
    Dann sahen auch wir, was sie bereits entdeckt hatten: Ryko kam angerannt, jemand Kleines über die Schultern geworfen.
    Der Insulaner hob die Faust.
    Er hatte also Sethons Armee gesichtet.

8
    R yko gab mit erhobener Faust drei schnelle Signale: vierundzwanzig, zu Fuß, nach Norden.
    Ich hockte mich hin, zog auch Dela ins Gras und suchte das Waldgebiet hinter dem Insulaner mit den Augen auf kleinste Bewegungen hin ab. Mal war das rasche Rucken eines Fasanenschwanzes auszumachen, mal wippte ein Ast im heißen Wind, dann wieder änderte sich der Lichteinfall im Wald.
    »Ich kann keine Soldaten erkennen«, flüsterte ich.
    »Was trägt Ryko da?«, fragte Lady Dela. »Ein Kind?«
    »Lady Eona!« Bei Yusos leisem Rufen fuhren wir herum. Hinter ihm mühten sich Vida und Solly, die Pferde zu wenden.
    »Geht zu den Bäumen dort«, sagte der Hauptmann und wies auf ein dichtes Gehölz am steileren Ende des Hangs.
    Mir war klar, dass ich mich in Bewegung setzen sollte, doch etwas an dem kleinen Menschen auf Rykos Schultern hielt mich an meinem Platz. Seine Gegenwart war fast wie ein Geschmack im Mund. Nun war Ryko beim Kaiser angekommen und die beiden liefen nebeneinander durch das Gras. Der Insulaner wurde langsamer und seine breite Brust hob und senkte sich unter dem Gewicht der sich windenden Last. Wen immer er sich da über die Schultern geworfen hatte: Er war nicht freiwillig mitgekommen. Hinter ihnen hatte Tiron endlich Ju-Long wenden können und gab dem Pferd die Sporen, sodass es widerstrebend lostrabte.
    »Lady Eona, Ihr

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