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EONA - Das letzte Drachenauge

EONA - Das letzte Drachenauge

Titel: EONA - Das letzte Drachenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Goodman
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schlagenden Jungen zu bändigen, an dessen Unterarm es immer wieder bleich leuchtete: die Schnur aus Wächterperlen, deren Ende sich wie eine Peitsche über dem schwarzen Buch erhob und nach Kygo ausholte, doch Yuso lenkte sie mit der Faust ab. In atemberaubendem Tempo drosch sie auf Yusos Hand ein, bis er blutete. Fluchend schrak der Gardist zurück. Entschlossen hielt Ryko Dillons zweites Bein und den zweiten Arm fest, und Kygo umschlang den Oberkörper des Jungen, wobei er den Kopf nach hinten bog, um den Perlen und Dillons wilden Kopfstößen zu entgehen. Dillon wehrte sich wie rasend dagegen, so grausam festgehalten zu werden.
    Ich sah eine Gelegenheit, stürzte mich durch das Gewirr von Armen und Beinen und packte den Jungen an seinem zerzausten Zopf. »Dillon! Hör auf!«, brüllte ich ihm ins Ohr.
    Unvermittelt beruhigte er sich. Mit einem letzten Klicken sank die Perlenschnur auf das schwarze Buch und band es ihm wieder um den linken Unterarm. Dillons gelblicher Blick ruhte auf mir. »Eona, Eona, Eona«, skandierte er. »Was ist mit Eon geschehen?« Er kicherte schrill.
    »Um Sholas willen, sorgt dafür, dass er still ist«, fuhr Yuso mich an. »Ryko, was kommt da auf uns zu?«
    In der Hoffnung, Dillon zu beruhigen, streichelte ich seine feuchtkalte Wange, während Ryko Bericht erstattete.
    »Vierundzwanzig Männer rücken gefächert unter Führung eines Einheimischen auf uns zu. Sie folgen dem Jungen. Als ich ihn aufgelesen habe, waren sie mindestens zwei Arenen weit weg, aber sie sind schnell.«
    Yuso starrte Dillon an. »Warum sind sie hinter dir her?«
    Dillon kicherte. »Warum sind sie hinter dir her, Junge?«
    Yusos schmales Gesicht verdüsterte sich.
    »Sie wollen das schwarze Buch«, sagte ich schnell. »Sethon glaubt, es enthält den Schlüssel zu einer Waffe, die aus der gesamten Drachenmacht besteht.« Zwischen den eng um das Buch geschlungenen Perlen erkannte ich die zwölf verbundenen Kreise auf dem Ledereinband: das Symbol der Perlenkette. »Und Lord Ido glaubt das auch.«
    »Schwarze Worte«, murmelte Dillon. »Schwarze Worte. In mir drin.«
    »Jetzt erinnere ich mich an den Jungen«, sagte Kygo. »Lord Idos Lehrling.« Er sah mir in die Augen, doch ich konnte seine Miene nicht deuten. »Noch ein Drachenauge. Wie kommt es, dass er hier ist?«
    Dillons Blick sprang von mir zum Kaiser. »Mein Herr hat mich geschickt«, erwiderte er. »Er ist in meinem Kopf. ›Such Eona, such Eona, such Eona.‹ Ständig ist mir das im Kopf.«
    »Was meint er damit?«, fragte mich Kygo.
    Doch eine offenkundige Wahrheit verschloss mir die Kehle. Bei Idos Tod stünde nur noch Dillon zwischen mir und den beraubten Drachen – ein geisteskranker Lehrling und genauso unausgebildet wie ich. Er könnte die Tiere sicher nicht zurückhalten. Wir würden beide sterben, würden entzweigerissen von ihrem Kummer. Ich rang nach Luft, als wäre ich durch Öl hindurch an die Oberfläche gekommen.
    Wir mussten Ido aus dem Palast holen, und zwar lebend.
    Plötzlich richtete Yuso sich auf. Seine dunklen Augen suchten den unheimlich stillen Wald ringsum ab. »Majestät«, sagte er leise. »Wir haben keine Zeit, den Jungen zu verhören. Wir müssen weg, und zwar sofort!«
    »Erst wenn wir ihm das schwarze Buch abgenommen haben.« Kygos Miene hatte eine neue Intensität, die ich schon an Ido und an meinem Meister beobachtet hatte: brennenden Ehrgeiz.
    Yuso presste die Kiefer aufeinander, nickte aber knapp und griff nach dem Buch. Die letzten beiden Perlen erhoben sich wie ein Schlangenkopf und er zuckte zurück. »Sind die lebendig?«
    »Denen wurde Gan Hua eingewoben«, antwortete ich. »Die greifen jeden an, der das Buch entfernen will.«
    Sogar jetzt wurde mir übel von der negativen Energie in den Perlen. Kein Wunder, dass Dillon noch immer schwer krank war an Körper und Geist; er hatte keine Chance zwischen dem Buch und dem durch das überdosierte Sonnenpulver angerichteten Schaden. Tiron und Ryko hatten den Oberkörper von Dillons Arm abgewandt.
    »Majestät, wir müssen los«, wiederholte Yuso.
    Kygos Gesicht spannte sich an. »Gut. Lasst das Buch, wo es ist. Der Junge kommt mit uns. Aber beschützt ihn und das Buch.«
    »Ja, Majestät.« Yuso warf mir einen strengen Blick zu. »Ihr scheint ihn beherrschen zu können, Lady Drachenauge. Sorgt dafür, dass er sich ruhig verhält.«
    Auf sein Nicken hin ließen die Männer Dillon vorsichtig los und er konnte aufstehen. Er taumelte und schlug schwach nach den Händen, die ihn

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