Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
EONA - Das letzte Drachenauge

EONA - Das letzte Drachenauge

Titel: EONA - Das letzte Drachenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Goodman
Vom Netzwerk:
Tier. Dillons irres Gerede verdichtete sich zu einem einzigen Moment der Wut: Ich will, dass er stirbt.
    Gnädige Götter, er benutzte mich, um Ido zu töten!
    »Dillon, nicht!« Ich warf mich nach hinten und zerrte an seinen Händen, doch ich wurde immer noch festgehalten.
    »Acht.«
    In der Nähe klirrte Stahl auf Stahl. Schwerter! Mein Herz zog sich zu einem harten Ball zusammen und weitete sich in pochender Angst. Hatten die Soldaten Kygo angegriffen? Ein dunkles Knäuel aus Kämpfenden flimmerte vorbei: Ryko, der drei Soldaten zurückschlug.
    »Neun.«
    Es gab nichts, womit ich Dillon auf der irdischen Ebene aufhalten konnte; er war zu stark. Ich konzentrierte mich auf seine verzückte Miene und versuchte, mit dem inneren Auge zu sehen. Das war so, als würde ich mir einen Weg durch ein Dickicht aus herabprasselndem Wasser und keuchendem Schrecken bahnen. Während er mich herumwirbelte, gelang es mir, dreimal tief einzuatmen. Beim vierten Mal wich die graugrüne irdische Ebene dem Schillern der Energiewelt.
    »Zehn.«
    Ich stolperte in die nächste Drehung und bei dem plötzlichen Ansturm heller Farben verlor ich die Orientierung. Vor mir verwandelte sich Dillons Fleisch und Blut in die fließenden Bahnen seines Energieleibs. Abgestoßen von dem aufgeschwollenen Netz dunkler Macht, das als dicker, öliger Film durch ihn hindurchströmte, schnappte ich nach Luft. Was war mit seinem Hua geschehen? Selbst die sieben Energiepunkte entlang seines Rückgrats, in denen sonst die silberne Lebenskraft pulsierte, waren schwarz und aufgedunsen. Und noch etwas war nicht in Ordnung damit. Ich starrte auf den Herzpunkt in seiner Brust: Von dessen grüner Kraft war in den trüben Tiefen nur noch ein matter Schimmer geblieben. Er drehte sich in die falsche Richtung.
    Dillon hob den Kopf und die dunkle Energie strömte durch seine Augenhöhlen.
    »Elf«, sagte er lächelnd. »Er stirbt.«
    Ich warf den Kopf in den Nacken, als Dillon mit mir in die vorletzte Drehung ging, und löste den Blick nicht von dem roten Drachen über mir; ich brauchte unbedingt einen festen Punkt geistiger Gesundheit. Ihr mächtiger, geschmeidiger Körper rang mit einem unsichtbaren Feind. Rubinrote Klauen fuhren in sinnlosen Streichen durch die Luft. Ein Strahl golden leuchtenden Huas verlief zwischen ihr und Dillon: Er saugte ihre Macht ab, ohne ihr Lebensenergie zurückzugeben. Und ohne ihr eine Möglichkeit zu lassen, sich gegen die zehn beraubten Drachen zu verteidigen.
    »Dillon, lass meinen Drachen los. Sonst kommen die anderen. Du kannst das nicht kontrollieren!«
    »Ich kann alles«, brüllte er.
    Wut dröhnte durch mich hindurch und gab mir neue Kraft. Er verletzte meinen Drachen. Und benutzte meine Macht.
    »Eona!«, schrie ich, rief unseren gemeinsamen Namen, doch es gab keine Kaskade goldener Energie, die in mich floss. Alles strömte in Dillon ein. Irgendwie verhinderte er unsere Vereinigung. Von dem blauen Drachen drang dünn und stockend ein weiterer Strahl heran. Das Tier war nur schemenhaft zu sehen, und sein kleiner bleicher Körper wand sich in Todesqual.
    »Dillon, hör auf! Du tust ihnen weh.« Ein schrecklicher Gedanke überfiel mich: Ob er die Drachen töten konnte?
    Das kann er nicht . Idos Stimme. Sie war nur noch ein mühsames und qualvolles Flüstern in meinem Kopf.
    Kommen die anderen, Ido? Kannst du sie zurückhalten?
    Sie werden nicht in die Nähe des schwarzen Buches kommen , krächzte er. Sorg dafür, dass der Junge meinem Drachen nicht mehr die Kraft absaugt. Bitte, bevor – Seine Stimme ging unvermittelt über in einen markerschütternden Schrei.
    »Wie?«, brüllte ich. »Wie kann ich ihn aufhalten?«
    Bring das Buch an dich , keuchte Ido. Schneid ihn von dessen Macht ab .
    Ich wollte das Buch nicht anrühren.
    »Zwölf!«, rief Dillon triumphierend.
    Er schleuderte mich zur abschließenden Drehung im Kreis herum und unterbrach meine Verbindung zur Energiewelt. Sofort verloren sich die prächtigen Farben wieder in der düsteren, nassen Landschaft des Berghangs. Regen und Wind verschwanden mit einem kreischenden Aufbrausen und der eben noch überschwemmte Boden unter meinen stolpernden Füßen war trocken und hart. Auch mein Gesicht, mein Gewand, mein Haar: alles trocken. Ryko und die drei Soldaten flitzten abermals vorbei, doch sie kämpften nicht mehr. Alle vier Männer sahen zum Himmel hinauf.
    »Schau dir das an!«, rief Dillon durch einen neuerlichen Platzregen, hörte jäh auf mit seinen Drehungen und brachte so

Weitere Kostenlose Bücher