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EONA - Das letzte Drachenauge

EONA - Das letzte Drachenauge

Titel: EONA - Das letzte Drachenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Goodman
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hinkte zur Tür. »Nur Lord Ido kann Euch lehren, Eure Macht zu beherrschen – kann er Euch auch beibringen, Gewalt über das Gan Hua zu bekommen?«
    »Aber ja«, sagte ich trocken. »Ido ist ein Meister des Gan Hua.«
    »Dann müssen wir ihn retten.«
    »Aber Seine Majestät ist einzig und allein darauf aus, das schwarze Buch zu finden.«
    Dela winkte mich zur Tür. »Seine Majestät kann das rote Buch nicht außer Acht lassen, Eona. Schließlich handelt es sich dabei um die Stimme eines Spiegeldrachenauges. Und diese Stimme hat uns gebührend gewarnt.«
    »Wer ist diese Vorfahrin unter den Drachenaugen?«, wollte Kygo wissen.
    Diese Frage hatte ich erwartet, und doch zog es mir den Magen zusammen. Der Kaiser schritt durch den Strategiesaal und drehte sich zu mir um wegen der Antwort. Er hatte dunkle Ringe um die Augen vor Müdigkeit. Obwohl er die Leiter der verschiedenen Abteilungen auf meine Bitte hin aus der Höhle geschickt hatte, sah ich darin kein Zeichen, dass ich wieder in seiner Gunst stand. Im Gegenteil. Er hatte weder Dela noch mir erlaubt, uns von den Knien zu erheben, und er war so spröde, dass ich erkannte: Sein Körper und sein Geist waren zu lange zu sehr beansprucht worden. Ich warf Dela neben mir einen raschen Blick zu. Ihre argwöhnisch eingezogenen Schultern verrieten mir, dass sie es auch bemerkt hatte; gewiss hatte sie in ihrem Leben schon manchen Wutausbruch eines überanstrengten Herrn erlebt. Doch ich hatte keine Möglichkeit, sie auf das vorzubereiten, was ich nun sagen würde – und hoffentlich würde sie spüren, dass sie schweigen sollte.
    »Sie war das letzte Spiegeldrachenauge vor der Flucht des Spiegeldrachen«, erwiderte ich. »Ihr Name war Charra.«
    Dela straffte sich und ihre Hand schloss sich fester um das rote Buch.
    Ich hielt den Atem an, doch sie sagte nichts. Gewiss würde sie ihrer Missbilligung später Luft machen, doch auch sie würde zugeben müssen, dass ich dem Kaiser nicht die Wahrheit sagen konnte. Kygo kannte Kinra als Verräterin. Er würde kein von ihr niedergeschriebenes Wort annehmen und erst recht nicht danach handeln. Und mit so einer Vorfahrin würde er mir noch weniger trauen.
    »Wissen wir, warum der Drache geflohen ist?«
    »Nein, Majestät. Lady Dela hat dazu in dem Buch noch nichts gefunden.«
    Er schloss die Augen und legte den Kopf in den Nacken. »Aber jetzt wissen wir, was die Rückkehr des Spiegeldrachen wirklich bedeutet. Mein Vater wollte uns glauben machen, dass Ihr und der Drache ein Symbol der Hoffnung seid und ein Segen für meine Regentschaft. Aber das seid Ihr nicht.« Er öffnete die Augen und die Erschöpfung in seinem Blick gerann zu Gewissheit. »Ihr bringt nur Verderben.«
    »Das stimmt nicht«, keuchte ich. »Das dürft Ihr nicht sagen!«
    »Zehn Drachenaugen sind tot, mein Kaiserreich steht am Rande eines Krieges, das ungeschützte Land zerfleischt sich.« Seine vollen Lippen wurden zu einem schmalen, anklagenden Strich. »Und das alles hat angefangen, als Ihr den Spiegeldrachen zurückbrachtet.«
    Zornig funkelte ich ihn an. »Ich habe ihn nicht zurückgebracht. Er ist einfach … aufgetaucht.«
    »Aber Ihr wart in der Arena, wo ein Mädchen nichts zu suchen hat. Ihr habt ihm die Möglichkeit zur Rückkehr verschafft.«
    Ich grub meine Fingernägel in die Schenkel und hätte sie ihm am liebsten ins Gesicht geschlagen und ihn gezwungen zu sagen, dass er sich irrte. Er musste sich irren. Denn sonst hätte ja ich Idos Gemetzel an den Drachenaugen irgendwie verursacht – genau wie Sethons Staatsstreich und den heraufziehenden Krieg. Er konnte mir doch nicht das alles auf die Schultern laden!
    »Es gibt nicht nur Verderben, Majestät«, sagte Dela in die gespannte Stille hinein. Sie war blass geworden unter der Sonnenbräune – sei es, weil das Knien ihrem verletzten Bein wehtat oder weil sie es wagte, zu sprechen. Sie hielt das Buch mit den fest darumgeschlungenen Perlen hoch. »Der zweite Doppelvers gibt Hoffnung. Lady Eona kann die Macht der Drachen wiederherstellen.«
    »Hoffnung?« Er lachte bitter. »Ich finde wenig Hoffnung in den Worten ›das Hua Aller Menschen‹.« Er ging wieder durch das Zimmer. Seiner ganzen Erschöpfung zum Trotz bewegte er sich noch immer mit Autorität. »Geht, Lady Dela.«
    Sie sah mich an und zögerte – eine gefährliche Demonstration von Loyalität.
    »Sofort!« , schrie Kygo.
    Mit einer gequälten Entschuldigung im Blick rappelte Dela sich auf, verbeugte sich und verließ den Saal.
    »Steht

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