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EONA - Das letzte Drachenauge

EONA - Das letzte Drachenauge

Titel: EONA - Das letzte Drachenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Goodman
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Beweise.« Verlegen tätschelte sie meine Hand. »Seine Majestät ist immer ein mächtiger Mann gewesen. Vielleicht musste er nie zwischen diesen beiden Arten von Vertrauen unterscheiden.« Sie erhob sich vom Bett. »Und jetzt ruht Euch aus, Mylady.«
    »Und du gehst zu Ryko?«
    »Ja«, versprach sie.
    »Vielen Dank, Vida.« Ich brachte unter Tränen ein Lächeln zustande. »Du bist sehr freundlich.«
    Sie neigte den Kopf zur Seite. »So freundlich bin ich gar nicht. Es ist unabdingbar, dass Ihr mit dem Kaiser zu einem Einvernehmen kommt. Davon hängt unser aller Leben ab.«
    Unter einer Verbeugung schob sie die Tür hinter sich zu, doch die breiten Bretterritzen ließen genug Licht ein, dass die goldenen und silbernen Fische des Wandteppichs weiter schimmerten.
    Ich streckte mich auf dem Bett aus. Vidas feine Unterscheidung der zwei Arten von Vertrauen brachte mein Denken durcheinander, doch mein Kopf war zu müde, als dass ich das hätte durchdringen können. Die einzige Gewissheit war, dass ein Kuss Kygo und mich aus der einfacheren Welt der Freundschaft herausgerissen hatte und wir nie mehr dorthin zurückkehren konnten. Oder vielleicht war das nur bei mir so. Ich wandte den Kopf, denn das Gold zweier springender Karpfen – dem traditionellen Symbol von Liebe und Harmonie – zog meinen Blick auf sich. Wie hatte ich nur an einen Kaiser in Begriffen von Liebe denken können? Ich war eine Närrin gewesen.
    Doch während der Schlaf meine Gedanken umnebelte, schoss mir eine letzte Erkenntnis rotgolden durch den Kopf: Der Karpfen stand auch für Beharrlichkeit.
    »Lady Eona, es ist Zeit zum Wecken.«
    Ich öffnete die Augen und blinzelte, noch träge vom tiefen Schlaf, ins milde Licht des Lampenschirms. Die Gestalt vor mir bekam klare Umrisse: Madina. Sie lächelte und die Linien um Augen und Mund vertieften sich zu Falten. Der offene Durchgang hinter ihr war dunkel.
    »Guten Abend, Mylady.«
    »Habe ich den ganzen Tag geschlafen?«
    Ich setzte mich auf und die grelle Erinnerung an Kygos Misstrauen vertrieb alles Behagen. Jedes bittere Wort fühlte sich an, als wäre es eben erst gesagt worden.
    »Es ist gerade dunkel geworden«, antwortete Madina. »Ab einem bestimmten Punkt muss ein erschöpfter Körper ruhen und an diesen Punkt wart Ihr gekommen. Mein Mann wollte nicht, dass ich Euch wecke, aber ich habe ihm gesagt, es sei Zeit fürs Essen.«
    Sie hielt mir eine Keramikschale hin und der Duft nach Fleisch stieg zwischen uns auf. Mein Magen knurrte laut.
    »Es sieht so aus, als hätte ich recht gehabt«, sagte sie und ihr freundlicher Humor linderte meine Verlegenheit.
    Sie gab mir die Schale. Schon beim ersten Nippen schien die salzige Flüssigkeit in jeden Winkel meines ausgedörrten Körpers zu dringen. Ich stürzte gierig drei große Schlucke herunter und spürte, wie die würzige Hitze mich durchströmte.
    »Das ist sehr gut.«
    Sie würdigte das Lob. »Das ist meine Stärkungssuppe. Mein Mann hat sie Euch verschrieben.« Mit anmutiger Geste drängte sie mich, die Schale erneut an die Lippen zu setzen. »Ihr müsst wieder zu Kräften kommen.«
    Ich sah über den Keramikrand. Madina hatte mir etwas zu sagen und die Last dieser Mitteilung sprach aus ihrer leisen Stimme. »Was ist?« Mein Magen zog sich zusammen. »Geht es dem Kaiser gut?«
    Sie tätschelte meine Hand. »Dem geht es ganz gut, obwohl er nicht die flehentlichen Bitten meines Mannes erhört, doch endlich zu schlafen.« Sie lächelte, doch ich merkte, dass das nicht alles war. »Esst bitte die Suppe auf.«
    Ich aß die Schale leer und gab sie ihr zurück, ohne den Blick von ihrem Gesicht zu wenden.
    »Was ist los, Madina?«
    Sie schien meine innere Stärke abzuschätzen. »Zwei weitere Mitglieder Eurer Gruppe sind aufgetaucht«, sagte sie schließlich. »Dela und Solly. Sie wurden ins Lager gebracht, während Ihr geschlafen habt.«
    »Sind sie am Leben?« Ich fasste sie am Arm. »Sag es mir. Lebt Dela?«
    »Schon gut, Eona.« Delas Stimme ließ mich herumfahren und ich blickte zum Eingang. »Ich bin hier.«
    Sie humpelte durch den Raum und im Lampenschein waren auf einer Seite ihres Gesichts tiefe Kratzer und Schnittwunden zu sehen. Ich ergriff ihre ausgestreckten Hände und drückte sie ganz fest, da alle Worte in meiner Brust verschlossen waren.
    »Eona, Ihr brecht mir ja die Finger«, sagte sie lachend. Ihre Lippen waren rissig und voller Blasen, die Haut gerötet von der Sonne.
    »Euer Bein ist verletzt«, brachte ich schließlich hervor und

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