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EONA - Das letzte Drachenauge

EONA - Das letzte Drachenauge

Titel: EONA - Das letzte Drachenauge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Goodman
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los!«, flüsterte sie mir zu.
    »Momo«, sagte Ryko, »ich schwöre bei Laylas Grab, dass wir wirklich von Meister Heron kommen. Er braucht Eure Hilfe.«
    »Du wurdest nicht gezwungen, herzukommen?«
    »Nein!«
    Momo hob die Hände. »Wartet«, befahl sie und ihre Männer blieben stehen und ließen die Waffen sinken. Dann musterte sie Ryko. »Falls du in Laylas Namen gelogen hast, dann befehle ich ihnen, dich in Stücke zu reißen. Das weißt du.«
    Ryko nickte. »Das weiß ich.«
    »Na gut. Kommt rein und erklärt mir, was euch herführt. Und du, Messerjungchen« – sie wies auf Yuso – »befreist Ryko von seinen Fesseln.«
    Nachdem Mama Momo die Teeschalen herumgereicht hatte, setzte sie sich wieder auf und musterte uns. Sie hatte außerdem halbmondförmige Neujahrskekse angeboten, doch Yusos warnender Blick hatte mich davon abgehalten, einen zu nehmen, obwohl mein Magen schmerzte vor Hunger. Das Misstrauen war gegenseitig. Ich sah mich in dem Raum um. Er lag im ersten Stock, doch er hatte keine Fenster, und die Wände und auch die Decke waren seltsamerweise mit Strohmatten versehen.
    »Schalldicht.« Momo folgte meinem nach oben gerichteten Blick. »Und zwar vollkommen.« Lächelnd nahm sie ihre blaue Porzellanschale und nippte mit auffälligem Getue an ihrem Tee.
    Auch ich nahm hastig einen Schluck und dachte an die unheimlichen Geschichten, die mir mein Kamerad erzählt hatte. Yuso auf der anderen Seite des Tisches verlagerte sein Gewicht, zwischen den Brauen eine steile Schmerzfalte; mit der Wunde am Bein konnte er auf die Dauer nicht knien.
    »Und ihr behauptet, ihr seid Freunde von Meister Heron«, sagte Momo zu ihm. »Ryko kenne ich. Aber wer seid Ihr?«
    »Ich bin Yuso, Hauptmann der Kaiserlichen Garde Seiner Majestät.«
    Momo warf Ryko einen raschen Blick zu, und der nickte. Sie beugte sich vor. »Und Seine Majestät lebt? Sethon hat vor über einer Woche seinen Tod verkündet und über meine üblichen Kanäle habe ich nur vage munkeln hören, dass Kygo den Staatsstreich überlebt hat.«
    »Wir konnten ihn rechtzeitig aus dem Palast bringen. Er lebt und trifft Vorkehrungen, um den Thron zu kämpfen«, erwiderte Yuso. »Wir haben ihn heute Morgen verlassen.«
    »Vorkehrungen?« Sie runzelte die Stirn. »Heute ist der letzte Tag, um rechtmäßig Anspruch auf den Thron zu erheben – macht er sich nicht auf?«
    Yuso schüttelte den Kopf. »Noch nicht.«
    »Verstehe.« Ihr durchtriebener Blick ruhte auf mir. »Und wer seid Ihr, dass Eure Kameraden so sorgsam auf Euch achtgeben?«
    Yuso verbeugte sich vor mir. »Das ist Lady Eona, das Spiegeldrachenauge.«
    »Lady Eona?« Momo hockte sich auf die Fersen. »Ach, ich verstehe. Lord Eon.« Sie verneigte sich. »Gute Tarnung, Mylord.«
    »Nein«, entgegnete ich rasch. »Ich bin tatsächlich Lady Eona. Der Spiegeldrache ist weiblich, genau wie ich.«
    Sie schlug die Hand vor den Mund. »Wirklich?« Tiefe Lachfalten gruben sich in ihr grimmiges Gesicht. »Wie herrlich, ein weibliches Drachenauge! Das wäre ganz schöner Gegenwind für Eure werten Kollegen gewesen.« Sie wurde wieder ernst. »Aber natürlich sind sie nun alle tot. Mögen sie im Garten des Himmels wandeln.« Sie wandte sich an Ryko. »Ist dir klar, wie gefährlich es ist, Lady Eona in die Stadt zu bringen? Ich habe doch keinen Dummkopf großgezogen, oder?«
    Wir alle erstarrten und schauten Ryko an, der wütend in die Runde blickte und schließlich Momo anschaute. »Lady Eona ist zur Durchführung unseres Plans unverzichtbar«, gab er ungerührt zurück.
    »Seid Ihr Rykos Mutter?«, wandte Dela sich an Momo und ihr Grimm schmolz zu einem kleinen, überraschten Lächeln.
    Momo schnaubte. »Aber nein. Ich habe ihn aufgenommen, als er acht war.« Sie sah den Insulaner an. »Vom ersten Tag an nichts als Ärger.«
    Ryko blickte noch wütender drein.
    Doch Momo beachtete ihn nicht, sondern wandte sich an Yuso. »Welcher Plan ist so wichtig, dass man ein Drachenauge in Gefahr bringt? Wollt ihr Sethon töten? Ihr werdet sterben, bevor ihr auch nur in seine Nähe gelangt.«
    »Wir müssen Lord Ido aus dem Palast bringen«, gab Yuso zurück.
    Sie nahm einen Schluck Tee und musterte uns. »Das ist fast genauso schwer. Er schmort im Kerker.«
    »Seid Ihr sicher, dass er noch lebt?«, fragte ich dringlich.
    »Heute Morgen jedenfalls war er noch nicht tot. Die Soldaten bringen meine Mädchen zu ihm, als säße er nicht im Gefängnis, sondern im Käfig einer Monstrositätenschau: der große Herr, das Drachenauge,

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