Ephraim Kishon fur Manager
betraf, so ging das Geld weg wie die warmen Semmeln. Das war aber auch ein großartiger Einfall: Auf den Ausstellungsgründen alle Straßenkreuzungen der Welt nachzubilden! Und dann, im letzten Augenblick ...
Nie werde ich Zieglers Gesicht vergessen, als er an jenem Tag in mein Büro gestürzt kam.
»Wir sind verloren! Das Ministerium für Religiöse Angelegenheiten will sich an dem Projekt beteiligen!«
Ein Tiefschlag von ungeheuerlicher Tücke. Irgend jemand bei den Rdigiösen mußte dahintergekommen sein, daß es Straßenkreuzungen auch bei Nichtjuden gibt - und jetzt teilen sie uns den ursprünglich für die Orthodox-Chinesische Gemeinde bestimmten Subventionsbetrag zu, volle 800 000 Shekel. Offenbar hatten auch sie ihre Budgetprobleme und wollten Ende März nicht bei Kasse erwischt werden, eine Gefahr, die um so größer war, als sich in ganz Israel kein einziger Angehöriger der chinesischen Orthodoxie auftreiben ließ. Aber warum sollte ich dafür büßen? Ich retournierte den klerikalen Opportunisten ihr Geld, mit einem scharfen Protestbrief und einem Förderungsscheck auf 50 000 Shekel. Sie verweigerten die Annahme. Der Brief kam mit dem Vermerk »Empfänger unbekannt« an mich zurück. Die Sache wird ein gerichtliches Nachspiel haben. Aber vorläufig stehe ich mit meinem Millionenüberschuß da, und die Zeit vergeht, die Zeit vergeht.
3. Januar. Einer von Finanzminister Ehrlichs Assistenten kam in diplomatischer Mission zu mir.
»Der Minister«, teilte er mir vertraulich mit, »hat den Eindruck, daß Sie nicht genügend Druck aufwenden, um eine Erhöhung Ihres Bugets durchzusetzen.«
»Ich? Nicht genügend Druck?« Empört sprang ich auf. »Ich habe ihn tätlich attackiert! Genügt das nicht? Wir haben gebrüllt wie die Stiere!«
»Leider hat man das nicht bis auf die Straße gehört.« »Unmöglich.«
»Es wurde durch Nachprüfungen einwandfrei festgestellt. Der Minister befindet sich in einer schwierigen Lage. Er muß der Öffentlichkeit beweisen, daß er aus budgetären Gründen die Steuern nicht senken kann und daß er andererseits den übertriebenen Forderungen der einzelnen Ministerien nicht nachgibt. Das ist doch nicht so schwer zu verstehen, oder?«
»Nein, gewiß nicht. Aber was soll ich tun?« »Das müssen Sie selbst wissen.« Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, daß wir immer weniger Zeit haben und
immer mehr Geld. Es hat sich nämlich herausgestellt, daß Gastronomie nichts mit Sternen zu tun hat, weshalb wir das Gastronomische Zentrum in ein Steakrestaurant umwandeln mußten - und dieses Restaurant wirft laufend Profit ab!
Wir nennen es »Steakhaus zum Teleskop« und wissen nicht, wohin mit dem Reingewinn. Ein Versuch, ihn in eine tansanische Eisenbahn zu investieren, scheiterte kläglich. Das Ministerium für Entwicklungshilfe war uns zuvorgekommen.
12. Januar. Ging zu meinem Arzt und sagte:
»Herr Doktor, Sie müssen mich raschest in einen Zustand klinischer Hysterie versetzen. Zitternde Hände, hervorquellende Augen und was sonst noch dazugehört.«
»Budget?«
»Ja. Es geht gegen Ehrlich.«
Er verschrieb mir mit Rum versetzten rohen Tabak. Angeblich hat sich das in Budgetangelegenheiten immer bestens bewährt.
25. Januar. Habe Ehrlich überrumpelt. Er befand sich gerade in einer Konferenz mit dem Interessenverband der beiden israelischen Tiefseetaucher, die eine steuerfreie Haifisch-Zulage verlangten. Ehrlich lehnte ab. Neun Shekel hier, neun Shekel dort -und die ganze Wirtschaft bricht zusammen, sagte er. Daraufhin öffneten die Interessenvertreter das Fenster und drohten hinauszuspringen. Ehrlich rief seinen Rechtsberater und erkundigte sich, ob er für ihren Tod verantwortlich wäre. Um diese Zeit hatte die Sitzung bereits acht Stunden gedauert.
Jetzt war der richtige Augenblick für mich gekommen. Ich stieß die Tür auf. Der Minister lag erschöpft über seinem Schreibtisch. »Ehrlich!« brüllte ich hysterisch, mit zitternden Händen und hervorquellenden Augen. »Vier Millionen! Das ist mein letztes Offert!« »In Ordnung«, flüsterte er. »Abgemacht.«
27. Januar. Eine Katastrophe. Ehrlich hat mir viereinhalb Millionen bewilligt. Wie, um des Himmels willen, wie und wofür soll ich soviel Geld ausgeben? Es wird mir nichts anderes übrigbleiben, als meinen Posten zur Verfügung zu stellen. Fünf Millionen, oder ich trete zurück.
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Probleme der Kollegialität
Vor kurzem besuchte mich ein Unbekannter. Er stellte sich vor, bat mich
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