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Epicordia

Epicordia

Titel: Epicordia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thilo Corzilius
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zum
Beispiel.
    Why does it always rain on me?

7. Kapitel, das in einen tiefen, tiefen Abgrund führt.
    Wie die Dinge sich wohl anfühlen, wenn sie denn
noch ganz wären?
    Â Marcus Wiebusch
    Das Wetter war ein Verräter.
    Gnadenlos.
    Dieser schaurige Regen hatte nichts mehr gemein mit
dem leisen Wispern des Sommerregens, den man in Edinburgh kannte. Es schüttete
und schüttete. Schlimmer als im Herbst.
    Immerhin konnte Lara begründet darauf hoffen,
irgendwann in ein trockenes Heim eintreten zu dürfen. Ob es ihr eigenes sein
würde oder ein fremdes, war ihr dabei herzlich egal.
    Â» Wo ist Francesco?«
    Nur diese Frage. Energisch, mit in die Hüften
gestemmten Händen und doch irgendwie panisch gestellt.
    Sie waren durch das furchtbare Wetter bis zum Rondell
gelangt, jenem runden Platz, an dem die Häuser, die an ihm lagen, aussahen als
wäre irgendwann einmal ein Treck Zigeuner des Reisens müde geworden. Es gab
keine Gespanne mehr und Räder nur vereinzelt. Die Wagen waren stattdessen zu
richtigen Häusern herangewachsen – oder zumindest zu etwas, das einem Haus sehr
nahekam.
    Dann hatten sie bei der Kreidefrau geklopft. Doch
diese hatte sie nicht einmal hereingebeten, sondern auf ihrer Veranda stehen
gelassen und diese eine Frage gestellt.
    Nur diese eine Frage.
    Â»Er ist nicht bei uns«, erklärte Tom ihr
beschwichtigend. »Es gibt aber keinen Grund, sich Sorgen zu machen.«
    Die Kreidefrau glaubte ihm nicht, das stand so
deutlich in ihr Gesicht geschrieben, dass es auch gleich mit fluoreszierender
Farbe an die Wände gesprüht hätte sein können.
    Â» Wie um alles in der Welt
seid ihr dann wieder hierhergekommen? Francesco hätte euch herbringen sollen.«
    Â»Vielleicht hat er das ja auch getan?«
    Â»Unsinn. Es ist Tag. Außerdem wäre er sofort bei mir
vorbeigekommen.«
    Tom blickte verlegen zu Boden.
    Â»Gut, ich gestehe,
Francesco hat uns nicht hergebracht. Wir sind erst übermorgen Abend wieder mit
Francesco verabredet – unter der Sternwarte. Wir sind alleine hergekommen.«
    Die Kreidefrau veränderte ihre versteinerte Miene
nicht. Lara konnte förmlich spüren, dass ihr dieser Umstand ganz und gar nicht
behagte.
    Â»Und was wollt ihr dann
hier?«
    Â»Das ist eine längere Geschichte.«
    Â»Das macht nichts, ich habe Zeit.«
    Â»Könn–«, bibberte Lara hinter Tom. »Können wir nicht
wenigstens reinkommen?«
    Die Kreidefrau legte ihren Kopf schief und starrte sie
an, das Gesicht schwarz und glänzend wie Öl.
    Â»Nein, Lara«, sagte sie und schüttelte den Kopf. »Erst
seid ihr mir eine Erklärung schuldig.«
    In diesem Moment drängte sich jemand an Berrie vorbei.
Jemand, den zu sehen Laras Herz gleich höherschlagen ließ und der ihre
gottverdammte Rettung bei diesem Wetter war: Lee Crooks.
    Der schelmisch grinsende Rotschopf reichte Tom die
Hand und begrüßte Lara mit einer herzlichen Umarmung, wobei er nicht darauf
achtete, dass dies auch für ihn bedeutete, klatschnass zu werden.
    Â»Tom, Lara!«, rief er erfreut. »Wie schön euch hier zu
sehen. Kommt doch rein!«
    Â»Lee!«, herrschte die Kreidefrau ihn an.
    Â»Oh, pardon«, erwiderte er mit spöttischem Unterton.
»Meine Meisterin möchte heute gerne die Unnachgiebige spielen und ist
eigentlich heilfroh, euch frierend in der Kälte leiden zu lassen.«
    Berrie schnaubte verächtlich.
    Â»Also gut«, sagte die
Kreidefrau. »Dann kommt rein. Aber wehe euch, es gibt keinen guten Grund dafür, dass ihr in Ravinia seid und Francesco in Epicordia ist.«

    Es gab in der Tat gute Gründe. Doch diese zu
erklären, war mühselig und brauchte Zeit. Berrie ließ sich nicht davon
abbringen, immer und immer wieder bei jeder kleinsten Kleinigkeit nachzufragen.
Ihrem geschärften Geist entging es nicht, wenn Tom größere Zusammenhänge
abkürzen wollte. Und so waren sie eine gefühlte Ewigkeit lang damit
beschäftigt, Berrie bis ins Detail über alles aufzuklären, was vorgefallen war.
    Lara merkte zwischendurch
einmal an, dass dies eventuell der polizeilichen Ermittlung nicht zugute käme.
Jedoch winkte Tom ab. Berrie würde ohnehin alles von Francesco erfahren.
    Schließlich schienen sie endlich, endlich am Schluss
ihres Berichts angelangt zu sein. Berrie hatte schon eine ganze Weile keine
Nachfragen mehr gestellt, und Tom war in der Erzählung bei

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