Episode I - Die dunkle Bedrohung
Annie«, meinte der andere Junge. Er hatte Tränen in den Augen, als er die Credits einsteckte. »Du bist mein bester Freund.«
Anakin biß sich auf die Lippe. »Ich werde dich nicht vergessen.«
Er umarmte Kitster impulsiv, dann riß er sich los und rannte auf Qui-Gon zu. Aber bevor er den Jedi erreichte, warf er noch einmal einen Blick auf seine Mutter. Sie dort in der Tür stehen zu sehen, war mehr, als er ertragen konnte. Einen Augenblick lang blieb er unentschlossen stehen, und widerstreitende Emotionen zerrten an ihm. Dann brach seine ohnehin wankende Entschlossenheit völlig zusammen, und er lief zu seiner Mutter zurück. Als er sie erreichte, weinte er bereits laut.
»Ich kann einfach nicht, Mom«, flüsterte er und klammerte sich an sie. »Ich kann nicht!«
Er wurde von Schluchzen geschüttelt, und alles in ihm löste sich so schnell auf, daß er sich nur noch an sie klammern konnte. Shmi ließ ihn einen Augenblick lang gewähren, gab ihm ihre Wärme und ihren Trost, dann schob sie ihn von sich.
Sie kniete sich vor ihn nieder und sah ihn ernst an. »Annie, weißt du noch, wie du damals auf die Düne geklettert bist, um die Banthas zu verscheuchen, damit sie nicht geschossen würden? Du warst erst fünf. Erinnerst du dich daran, wie du ein paarmal in der Hitze zusammengebrochen bist und vollkommen erschöpft warst und geglaubt hast, du könntest es nicht tun und es wäre zu schwer?«
Anakin nickte, und Tränen liefen ihm über die Wangen.
Shmi sah ihn an. »Das ist jetzt wieder eine von diesen Gelegenheiten, wo du etwas tun mußt, von dem du glaubst, daß du es nicht kannst: Aber ich weiß, wie stark du bist, Annie. Ich weiß, daß du es kannst.«
Der Junge schluckte seine Tränen hinunter und dachte bei sich, daß sie sich irrte, daß er kein bißchen stark war. Aber er wußte auch, daß sie beschlossen hatte, daß er gehen müsse, selbst wenn es ihm schwerfiel, selbst wenn er sich wehrte.
»Werde ich dich je wiedersehen?« fragte er verzweifelt und sprach damit endlich seine schlimmste Angst aus.
»Was sagt dir dein Herz?« fragte sie leise.
Anakin schüttelte zweifelnd den Kopf. »Ich weiß es nicht. Ich denke, ja.«
Seine Mutter nickte. »Dann wird das auch geschehen, An-nie.«
Anakin holte tief Luft, um sich zu beruhigen. Er weinte jetzt nicht mehr und wischte sich die Tränen ab.
»Ich werde ein Jedi werden«, erklärte er kläglich. »Und dann komme ich zurück und befreie dich, Mom. Das verspreche ich dir.«
»Ganz gleich, wo du bist, meine Liebe wird immer bei dir sein«, sagte Shmi, ihr Gesicht dicht an seinem. »Und nun sei tapfer, und schau nicht mehr zurück.«
»Ich liebe dich, Mom«, sagte Anakin.
Sie umarmte ihn ein letztes Mal, dann drehte sie ihn um, so daß er sie nicht mehr ansah. »Schau nicht zurück, Annie«, flüsterte sie.
Sie versetzte ihm einen sanften Stoß, und entschlossen ging er davon, den Rucksack auf dem Rücken, den Blick auf einen Punkt am Horizont fixiert.
Er schritt auf diesen Punkt zu, ohne zu zögern, ging direkt an dem Jedimeister vorbei und kämpfte gegen neue Tränen an. Es dauerte nur ein paar Minuten, dann hatte er seine Mutter und sein Zuhause hinter sich gelassen.
Als erstes gingen sie zu Wattos Laden, wo der Toydarianer die Papiere für Anakins Freilassung schon ausgefüllt hatte. Der Transmitter, der Anakin an ein Leben der Sklaverei gebunden hatte, wurde endgültig deaktiviert. Später sollte er chirurgisch entfernt werden. Watto murrte immer noch, wie ungerecht das alles war, als sie den Laden verließen.
Anakin bestand darauf, daß sie von dort aus zu Jiras Stand gingen, der ganz in der Nähe war. Anakin, der sich einigermaßen von dem Trauma, seine Mutter verlassen zu müssen, erholt hatte, ging zu der alten Frau und drückte ihr ein paar Credits in die gichtigen Hände.
»Sie haben mich freigelassen, Jira«, erklärte er ihr mit entschlossener Miene. »Ich gehe weg. Nimm dieses Geld hier, und kauf dir dafür die Kühleinheit, die ich dir versprochen hatte. Sonst mache ich mir Sorgen.«
Jira starrte die Credits ungläubig an. Sie schüttelte den weißhaarigen Kopf. »Darf ich dich in den Arm nehmen?« fragte sie leise. Sie streckte die Arme nach ihm aus, zog ihn an ihren mageren Körper und schloß die Augen, als sie ihn festhielt. »Du wirst mir fehlen, Annie«, sagte sie und ließ ihn wieder los. »In der ganzen Galaxie gibt es keinen freundlicheren Jungen. Paß auf dich auf.«
Er ließ sie stehen und rannte hinter Qui-Gon her,
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