Episode I - Die dunkle Bedrohung
alle Richtungen bis zum Horizont erstreckte.
Ehrfürchtig starrte der Junge den Stadtplaneten an und suchte nach einer Lücke in dem endlosen Wald von Gebäuden. Aber er fand keine. Er warf Ric Olie einen Blick zu, und der Pilot lächelte.
»Coruscant, die Hauptstadt der Republik: eine Stadt, die einen ganzen Planeten bedeckt.« Er zwinkerte. »Es ist ganz nett, hier mal zu Besuch zu sein, aber ich würde niemals hier leben wollen.«
»Es ist so riesig!« hauchte der Junge.
Der Transporter senkte sich in eine der Hauptluftstraßen hinab und flog langsam durch den Irrgarten von Gebäuden, immer an den magnetischen Leitlinien für Luftfahrzeuge entlang. Ric erklärte Anakin, wie das funktionierte, und der Junge hörte mit halbem Ohr zu, weil seine Aufmerksamkeit immer noch von der gewaltigen Stadtlandschaft beansprucht wurde. Hinter ihnen standen die beiden Jedi. Jar Jar hockte an der Seite der Kabine und spähte über die Konsole hinweg durch das Sichtfenster, eindeutig entsetzt über das, was er sah. Anakin wußte, daß sich der Gungan nach seinem vertrauten Sumpf sehnen mußte, ebenso, wie er selbst daran dachte, wieviel besser ihm doch die Wüste gefiel.
Der Transporter der Königin wurde nun langsamer und verließ die Hauptverkehrsader, um ein Landedock anzusteuern, das nahe bei einer Gruppe riesiger Gebäude schwebte. Anakin spähte zweifelnd nach unten. Sie waren mehrere hundert Stockwerke über dem Boden, Hunderte und Aberhunderte von Metern. Er wandte sich ab und schluckte.
Das Schiff dockte mit einem leisen Klicken an der Landeplattform an, und die Antigravklemmen schlossen sich. Die Königin wartete im Korridor, umgeben von ihren Dienerinnen, Wachen und Captain Panaka. Sie nickte Qui-Gon zu und wies ihn mit einer Geste an, vorauszugehen. Mit einem raschen Lächeln zu Padme folgte Anakin dem Jedimeister zur Schleuse.
Die Schleuse ging auf, die Landerampe senkte sich, und die Jediritter, Anakin Skywalker und Jar Jar Binks traten ins Sonnenlicht von Coruscant hinaus. Der Junge verbrachte die ersten paar Minuten damit, sich darauf zu konzentrieren, nicht zu überwältigt zu sein, was nur noch schwieriger wurde, nachdem er erst einmal außerhalb des Schiffes war. Er heftete seinen Blick fest auf die Rampe und auf Qui-Gon und traute sich zunächst nicht, sich umzusehen, weil er Angst hatte, ins Leere zu treten.
Zwei Männer in den Amtsgewändern des republikanischen Senats standen am Ende der Rampe, flankiert von einem Trupp Gardisten. Die Jedi gingen auf die beiden zu und verbeugten sich förmlich. Anakin und Jar Jar taten dasselbe, obwohl nur Anakin wußte, vor wem sie sich da verbeugten und warum.
Nun erschien Königin Amidala in ihrem schwarzgoldenen Gewand mit dem Federkopfputz. Beides ließ sie größer und ihre Bewegungen fließender wirken, als sie die Rampe hinabschritt. Die Dienerinnen in ihren scharlachroten Umhängen begleiteten sie, und die Gesichter der Mädchen waren im Schatten der Kapuzen kaum zu erkennen. Als Eskorte folgten Captain Panaka und die Naboosoldaten.
Amidala blieb vor den beiden Männern stehen und wandte sich demjenigen mit dem freundlichen Gesicht und dem besorgten Blick zu.
Senator Palpatine, der Botschafter der Königin im republikanischen Senat, verbeugte sich zur Begrüßung, die Hände in den Falten seines blaugrünen Gewandes verborgen.
»Es ist eine ungeheure Erleichterung, Sie bei guter Gesundheit zu sehen, Euer Majestät«, erklärte er lächelnd und richtete sich wieder auf. »Darf ich Ihnen Kanzler Valorum vorstellen?«
Valorum war ein hochgewachsener, silberhaariger Mann, der weder jung noch alt schien, sondern etwas von beidem an sich hatte; seine Haltung und seine Stimme waren jugendlich, aber sein Gesicht und seine verblüffend blauen Augen wirkten müde.
»Willkommen, Euer Hoheit«, sagte er, und ein schwaches Lächeln überzog seine strengen Züge. »Es ist eine Ehre, Ihnen endlich persönlich gegenüberzustehen. Ich muß Ihnen sagen, wie betroffen wir alle über die derzeitige Situation auf Naboo sind. Ich habe eine Sondersitzung des Senats einberufen, damit Sie Ihre Bitte um unser Einschreiten vorbringen können.«
Die Königin begegnete seinem Blick, ohne mit der Wimper zu zucken, hochgewachsen und herrschaftlich in ihren Amtsgewändern, das weißgepuderte Gesicht so reglos und kalt wie Eis.
»Ich danke Ihnen, Kanzler«, erwiderte sie leise.
Aus dem Augenwinkel bemerkte Anakin, daß Padme ihn unter der Kapuze hervor anstarrte. Als er sich ihr
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