Episode I - Die dunkle Bedrohung
wieso Anakin etwas Besonderes war. Es war ein Beweis der hohen Anzahl von Midi-Chlorianen. Auch das wies darauf hin, daß er der Auserwählte war.
Der Jedimeister seufzte. Warum konnte der Rat das nicht akzeptieren? Warum hatten sie solche Angst, sich auf den Jungen einzulassen, wenn die Anzeichen doch so deutlich waren?
Wieder spürte Qui-Gon Enttäuschung in sich aufsteigen. Er verstand, was den Rat beunruhigte. Es war nicht gut, daß Anakin schon so alt war, aber es hieß nicht, daß er keine Chance hatte. Was sie allerdings beunruhigte, war nicht sein Alter, sondern der Konflikt, den sie in dem Jungen spürten. Anakin rang mit seiner Herkunft und mit der Trennung von seiner Mutter, seinen Freunden und seinem Zuhause. Besonders von seiner Mutter. Er war alt genug, um einschätzen zu können, was vielleicht passieren könnte, und das Ergebnis war eine Unsicherheit, die ihn innerlich umtrieb wie ein gefangenes Tier, das ausbrechen wollte. Der Jedirat wußte, daß diese Unsicherheit nicht von außen gezähmt werden konnte, man konnte sie nur von innen meistern. Sie glaubten, daß Anakin Skywalker zu alt dafür war, sein Denken und sein Glauben schon zu festgelegt, um neu geformt werden zu können. Er war verletzlich gegenüber diesem inneren Konflikt, und die dunkle Seite würde diesen Vorteil rasch ergreifen.
Qui-Gon schüttelte den Kopf und betrachtete den Jungen vom Eingang des Cockpits her. Ja, es war gefährlich, ihn als Schüler anzunehmen. Aber nur weniges im Leben gelang, ohne daß man ein Risiko einging. Der Jediorden gründete sich auf strenge Befolgung der althergebrachten Verfahren, was die Erziehung und Ausbildung junger Jedi anging, aber es gab für alles Ausnahmen, selbst bei solchen Dingen. Daß der Jedirat sich weigerte, auch nur in Erwägung zu ziehen, daß dies ein solcher Ausnahmefall sein könnte, war unerträglich.
Dennoch, er durfte die Hoffnung nicht verlieren. Er mußte weiter an den Jungen glauben. Die Entscheidung, Anakin nicht auszubilden, würde bei ihrer Rückkehr noch einmal überprüft werden. Wenn der Rat nicht freiwillig bereit war, den Jungen zum Jedi auszubilden, dann würde Qui-Gon eine Möglichkeit finden müssen, sie dazu zu bringen.
Er wandte sich ab und ging hinunter zu den Gemächern der Königin. Die anderen, die sie zu dieser Besprechung gebeten hatte, waren bereits anwesend. Obi-Wan bedachte ihn mit einem knappen, neutralen Nicken. Neben ihm stand Captain Panaka mit finsterem Gesicht. Jar Jar Binks drängte sich auf einer Seite an die Wand und versuchte offenbar, darin zu verschwinden. Amidala saß auf einem thronähnlichen Sessel auf einem Podium, flankiert von zwei ihrer Dienerinnen, Rabe und Eirtae. Ihr bleiches Gesicht war gelassen und ihr Blick kühl, aber in ihren Worten lag Feuer.
»Wenn wir auf Naboo landen«, erklärte sie dem Jedimeister, nachdem er sich verbeugt und neben Panaka gestellt hatte, »habe ich vor, dieser Invasion sofort entgegenzutreten. Mein Volk hat genug gelitten.«
Panaka konnte sich kaum zurückhalten vor Zorn. »Wenn wir landen, Euer Hoheit, wird die Handelsföderation Sie verhaften und zwingen, den Vertrag zu unterschreiben!«
Qui-Gon nickte nachdenklich und fragte sich, was die Königin vorhatte. »Das denke ich auch. Ich weiß nicht, was Sie damit erreichen wollen.«
Amidala war wie aus Stein gemeißelt. »Die Naboo werden sich zurückholen, was ihnen gehört.«
»Wir sind nur zu zwölft!« fauchte Panaka, unfähig, sich zurückzuhalten. »Euer Hoheit«, fügte er verspätet hinzu. »Wir haben keine Armee!«
Die Königin sah Qui-Gon an. »Die Jedi können keinen Krieg für Sie führen, Euer Hoheit«, erklärte er. »Wir können Sie nur beschützen.«
Sie ließ den Blick weiter zu Jar Jar schweifen. Der Gungan betrachtete aufmerksam seine Zehen. »Jar Jar Binks!« rief sie.
Jar Jar, offensichtlich überrascht, erstarrte. »Ich, Euer Hoheit?«
»Ja, du«, bestätigte Königin Amidala. »Ich brauche deine Hilfe.«
Tief in den Sümpfen von Naboo, am Ufer des Sees, der die Gungan-Hauptstadt Otoh Gunga beherbergte, standen die Flüchtlinge aus dem Transporter der Königin und warteten auf die Rückkehr von Jar Jar Binks. Amidala und ihre Dienerinnen, die Jediritter, Captain Panaka, Anakin, R2-D2, Ric Olie und mehrere andere Piloten und eine Handvoll NabooSolda-ten drängten sich unbehaglich in der nebligen Stille zusammen. Man konnte wohl behaupten, daß niemand außer der Königin genau wußte, was sie hier vorhatte. Auf
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