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Epsilon

Epsilon

Titel: Epsilon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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Vorstellung, dass man Menschen mit Schallwellen hoher Frequenz bombardierte, entweder aus der Luft von Helikoptern aus oder durch Lastwagen, die im Stau die umstehenden Fahrzeuge beschossen.
    Susan setzte sich seufzend zurück, wie sie es zuvor im Cafe getan hatte, um mehr Distanz zwischen sich und die Welt des Dan Samples zu bringen. Nein, sie wollte wirklich kein Teil davon sein. Das Schlimmste, und daran zu glauben fiel ihr am schwersten, war der hohe Grad an institutionalisiertem Bösen, der solchen Verschwörungstheorien zu Grunde lag, und das nicht nur in Diktaturen oder fanatischen Kulten, sondern ebenso in den so genannten Demokratien.
    Nein, Susan wollte wirklich stichhaltige Beweise sehen.

    Als die Tage vergingen und kein Anruf von Samples erfolgte, verfestigte sich in Susan die Überzeugung, dass es sich bei ihm bloß um einen harmlosen Verrückten handelte, der keinerlei Beweise hatte. Damit wuchs gleichzeitig ihre Wut darüber, dass er ihr persönliches Leid ausgenutzt hatte, um seine paranoiden Fantasien zu befriedigen. Sie beschloss, die Sache nicht einfach auf sich beruhen zu lassen. Echte wissenschaftliche Forschung hatte auch so schon mit Vorurteilen und Ignoranz zu kämpfen, ohne dass Neurotiker wie Dan Samples die eigentlichen Probleme mit ihren haltlosen Theorien in den Hintergrund drängten. Susan beschloss, es dem Mann heimzuzahlen.
    In einem seiner Artikel hatte er eine Anzahl von Gesellschaften aufgelistet, die er beschuldigte, zu den Vorreitern zu gehören, wenn es darum ging, öffentliche und private Gelder in illegale Experimente fließen zu lassen. Viele davon waren anerkannte und ehrenwerte Vereinigungen. Eine davon war die Pilgrim-Foundation. Susan wusste nicht, ob das jemandem in der Gesellschaft bekannt war, aber sie beschloss, dafür zu sorgen. Danach würden zweifellos die Anwälte die Sache übernehmen.
    Latimer West, der die Pilgrim-Foundation leitete – offiziell war er der Geschäftsführer und hatte einen Sitz, wenn auch keine Stimme, im Vorstand inne –, nahm die Nachricht von Samples Verleumdung mit Gelassenheit entgegen.
    »So etwas passiert hin und wieder«, erklärte er Susan. »Das sind nichts weiter als Ausbrüche harmlosen Nonsens. Die meisten Leute kommen irgendwann einfach aus dem Alter für solchen Unsinn heraus. Es lohnt sich meistens nicht, gerichtliche Schritte zu unternehmen – die meisten dieser Spinner haben sowieso kein Geld. Und wenn man sie mit Hilfe des Gesetzes zum Schweigen bringt, steht man meist als genau der Buhmann da, als den sie einen bezeichnet haben. Aber Sie haben Recht, ich werde mir diesen Fall einmal genauer ansehen. Manchmal gehen sie einfach zu weit, und dann muss man ihnen einen Warnschuss vor den Bug geben.«
    Susan wusste nicht, ob sie Latimer West mochte oder nicht. Er hatte eine wenig anziehende einschmeichelnde Art an sich. Irgendwie gelang es ihm, unterwürfig und gleichzeitig herablassend zu wirken, und er trug ständig ein zögerndes Lächeln zur Schau, hinter dem sich, da war sie sich sicher, ein Killerinstinkt verbarg. Er hatte sowohl einen akademischen Grad in Medizin als auch einen MBA und genoss das Entree in die höheren sozialen und intellektuellen Kreise, das ihm sein Job verschaffte, offensichtlich sehr. Dennoch kam Susan die Vorstellung, dass dieser Mann von Grund auf böse sein könnte, absurd vor. Samples Anschuldigungen gegen die Pilgrim-Foundation machten in keiner Hinsicht auch nur den geringsten Sinn. Die Leute, die sich hinter der Stiftung verbargen, sowie die Leute, die sie förderten, gehörten zur Elite des Landes. Nur Spinner und Looser konnten sich einreden, dass es dabei um unlautere Machenschaften ging.
    Welche Schritte auch immer die Foundation unternehmen würde, Susan verspürte den Drang, Samples selbst entgegenzutreten und eine Entschuldigung dafür zu verlangen, dass er Johns Tod für seine infantilen Spielereien missbraucht hatte. Er sollte mit seiner Taktik, ihr aufzulauern, ihr einen überraschenden Schlag zu versetzen und sich dann davonzumachen, nicht ungeschoren davonkommen. Eine seiner Behauptungen erwies sich jedoch als richtig: Er war ein Mann, der schwer aufzutreiben war. Im Internet gab es weder eine E-Mail- noch eine Postadresse von ihm. Da Susan zudem nicht wusste, wo er lebte, konnte sie nicht einmal mit der Suche nach einer Telefonnummer beginnen.
    Als sie mit ihrem Vater am Telefon darüber sprach, riet er ihr, die ganze Sache auf sich beruhen zu lassen. Niemandem war ein echter

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