Epsilon
gebieten. »Es war richtig, mit mir darüber zu sprechen. Es tut mir nur leid, dass ich dir keine größere Hilfe sein kann. Ich werde einige Nachforschungen anstellen – diskret, versteht sich. Aber als ich die Organisation damals überprüft habe, gab es keinerlei Hinweise auf irgendwelche Unregelmäßigkeiten.«
Auf ihre Bitte hin hatte Susans Vater Erkundigungen über die Pilgrim-Foundation eingezogen, als diese zum ersten Mal mit ihr in Kontakt getreten war. Eines Tages hatte ein Mann namens Latimer West sie aus heiterem Himmel angerufen und um ein Treffen gebeten. Er hatte Susan eine Stunde lang von der Stiftung erzählt und betont, was sie für Wissenschaftlerinnen wie sie alles tun konnte. Am Ende des Gesprächs hatte er ihr seine Karte gegeben und sie eingeladen, sich mit ihm in Verbindung zu setzen, wenn sie näheres Interesse hätte. Susan brauchte Gelder für ihre Forschung, wollte es aber tunlichst vermeiden, sich an die großen Pharmakonzerne zu wenden, weil man diesen dann meist für den Rest seines Lebens verpflichtet war. So hatte sie sich also Rat suchend an ihren Vater gewandt.
»Wie dir der Name vielleicht schon verraten hat«, hatte er sie informiert, »gehen die Familien vieler der Mitglieder bis zu den Pilgervätern zurück. Soweit ich feststellen konnte, haben sie weder eine politische noch eine religiöse Prägung. Sie bilden keine politische Lobby, sie vergeben tatsächlich Fördergelder, und die Quelle, aus der diese Mittel stammen, hat nichts Verdächtiges an sich. Sie wollen anscheinend wirklich nur förderungswürdige unabhängige Forschung unterstützen.«
Und so hatte alles angefangen. Ohne die Gesellschaft wäre Susan nie in der Lage gewesen, Brian Kay zu helfen – oder irgendeinem der anderen, denen sie bereits geholfen hatte oder denen sie in Zukunft noch helfen würde.
Im Zimmer nebenan schlug eine Uhr. Amery warf Susan einen besorgten Blick zu. »Wir müssen nicht gehen«, sagte er, »wenn dir nicht danach ist.«
»Nein, alles in Ordnung. Ich möchte gehen. Jetzt, wo ich mit dir darüber geredet habe, fühle ich mich schon besser.«
Er schenkte ihr ein kurzes Lächeln und drückte ebenso kurz ihre Hand. Dann gingen sie beide hinaus in die Eingangshalle, wo er ihr fürsorglich in den Mantel half.
10
Nach ihrem Gespräch mit Dan Samples hatte Susan zuerst einmal im Internet recherchiert. Gleich die erste Suchmaschine lieferte ihr über dreißig Verweise, die zweite und dritte sogar noch mehr – meist auf Artikel aus seiner Feder, die sich mit dem üblichen Schwachsinn von Verschwörungstheorien jeder Art beschäftigten.
In gewisser Weise sagten alleine die Quellenangaben, die er am Ende seiner verschiedenen Arbeiten sorgsam aufgelistet hatte, bereits alles; da gab es Titel wie: Operation Gedankenkontrolle, Amerikas Fernbedienung, Die Gedankenmanipulation und Werden wir alle überwacht?
Um ehrlich zu sein, gab es darunter einen, der sie nachdenklich machte: Die Rechte des Individuums und die Rolle des Staatenbundes in der Verhaltenskontrolle erstellt von den Mitgliedern des Unterausschusses für Verfassungsrechte des Rechtsausschusses des Senats der Vereinigten Staaten (Washington: Government Printing Office, 1974).
Der Eindruck wurde jedoch von dem folgenden Eintrag gleich wieder zunichte gemacht: Sender in den Köpfen von Kindern könnten Entführungen verhindern, Las Vegas Sun, 7. Oktober 1987.
Und bevor Susan sich ein endgültiges Urteil erlauben konnte, würde sie sich näher über Die Kontrolle von Candy Jones informieren müssen (Playboy Press, 1976).
Die Besessenheit, die Samples und anderen wie ihm gemeinsam war, gründete sich auf die Vorstellung, dass es eine nicht genau zu fassende dunkle Organisation machtgieriger Individuen gab, die Kontrolle über das erlangen wollten, was George Orwell als »den Raum zwischen unseren beiden Ohren« bezeichnet hatte. Samples unterschied sich insofern von einigen seiner »Kollegen«, als er annahm, dass diese Machthungrigen menschliche Wesen waren, während andere davon überzeugt waren, es zumindest teilweise mit Besuchern von anderen Planeten zu tun zu haben.
Susan hatte (trotz des Fotomaterials) Schwierigkeiten zu glauben, dass es Menschen gab, die durch Implantate in ihren Hirnen ferngesteuert wurden. Oder an strahlenverseuchte Scheiben, die hinter den Armaturenbrettern von Autos versteckt waren (weshalb man sie so selten fand), welche bei den Opfern Krebs verursachen sollten. Ebenso abwegig erschien ihr die
Weitere Kostenlose Bücher