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Epsilon

Epsilon

Titel: Epsilon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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eindringen musste. Es war, wie er wusste, der Bankettsaal.
    Man hatte einen Empfang gegeben, als die Terroristen zugeschlagen hatten. Diplomaten und Politiker aus aller Herren Länder wurden als Geiseln gefangen gehalten. Die Bedingungen der Terroristen waren inakzeptabel, und man wusste, dass es sich um Fanatiker handelte, die bereit waren, für ihre Sache zu sterben. Ein großer militärischer Angriff war unmöglich, ohne viele Menschenleben zu gefährden. Und so hatte man Charlie hinzugezogen.
    Charlies Befehle waren glasklar, was ihre Ausführung allerdings nicht leichter machte. Es gab eine Geisel, die er vor allen anderen zu identifizieren hatte und der er seine besondere Aufmerksamkeit widmen musste: einen jungen, äußerst populären Senator, den seine Partei für die höchsten politischen Ämter aufbaute. Was Charlie nicht wusste, war, dass dieser junge Senator – sofern sich nichts Grundlegendes änderte – in drei Jahren als Vizepräsident kandidieren sollte. Geplant war, ihn ganz nach oben ins Weiße Haus zu bringen – falls, wie gesagt, nichts dazwischen kam. Aus diesem Grund hatte Charlie ganz besondere Befehle erhalten, was diesen Mann betraf.
    Charlie blickte auf das Gerät an seinem Arm. Unter anderem fungierte es als Uhr. Es war 23:05 Uhr, Ortszeit. Er drückte auf einen Knopf an der Seite des Gerätes, und augenblicklich tönte eine Stimme aus dem Lautsprecher in seinem Helm.
    »Bravo 1, wir haben Sie auf dem Schirm. Das Glück ist mit uns.«
    Das bedeutete, dass die versprochene Unterstützung eingetroffen und einsatzbereit war, auch wenn Charlie sie aus der Luft nicht gesehen hatte. Charlie antwortete nicht. Mehr als das Signal, das er ihnen gerade gesendet hatte, brauchten sie nicht. Nun würden sie abwarten, bis sie die erste Explosion hörten.
    Er schnallte das leichte Maschinengewehr von der Schulter, überprüfte die Blitz- und Blendgranaten an seinem Gürtel und machte sich auf den Weg. Es gab eine Reihe elektronischer Stolperdrähte, vor denen er gewarnt worden war und die er sorgfältig mied. Schließlich stand er aufrecht neben einem der großen, hell erleuchteten Fenster. Von innen waren Rollos heruntergelassen worden, sodass er nicht hineinsehen konnte – was ihn nicht weiter störte, denn dann konnte man ihn auch von innen nicht beobachten, während er einen Sprengsatz an dem kugelsicheren Glas anbrachte. Es dauerte nur ein paar Sekunden, dann presste Charlie sich eng mit dem Rücken an die Wand und wartete.
    Als die Ladung explodierte und bevor irgendjemand von innen das Feuer eröffnen konnte, warf Charlie zwei Blendgranaten durch das zersplitterte Fenster. Sie explodierten mit ohrenbetäubendem Lärm und augenblendender Wucht. Charlie hechtete mit einer Vorwärtsrolle in den Bankettsaal und begann noch im Aufstehen sein Maschinengewehr abzufeuern.
    Die Geiseln, von denen die meisten routinemäßig auf solche Situationen vorbereitet worden waren, lagen bereits auf dem Boden. Die überraschten Terroristen hatten vollkommen die Übersicht verloren und schossen wild in alle Richtungen. Charlie mähte drei von ihnen nieder, bevor die anderen fünf ihre Waffen auf ihn richten konnten. Ohne eine Sekunde still zu stehen, erledigte Charlie alle fünf mit zwei kurzen Feuerstößen, wurde jedoch vorher wie von einem Faustschlag an der Schulter getroffen. Er wusste, dass eine Kugel ihren Weg durch eine Lücke in seinem kugelsicheren Anzug gefunden hatte. Doch sie konnte ihn nicht aufhalten, ja, nicht einmal verlangsamen. Adrenalin pumpte durch seinen Körper; er fühlte sich unsterblich!
    Aus den Augenwinkeln nahm er eine neue Bewegung wahr. Zwei weitere Terroristen hatten den Saal betreten und schossen aus allen Rohren. Charlie rollte sich, noch immer feuernd, erneut ab und sah, wie die beiden zu Boden gingen. Er blieb geduckt stehen, bereit, in jede Richtung loszuhechten.
    Und dann sah er den Senator, dessen Foto ihm Control bei seiner Einweisung gezeigt hatte. Das mitleiderregende Bild, das dieser nun abgab, hatte kaum mehr etwas mit dem Foto gemein.
    Das selbstbewusste Lächeln und der klare Blick waren von einem Ausdruck tiefsten Schreckens und äußerster Verwirrung verdrängt. Als Charlie ihn zu sich winkte, reagierte der Mann nicht einmal. Charlie winkte ihm erneut, diesmal noch eindringlicher. Der Senator kauerte sich zusammen und wandte sich noch weiter ab, viel zu ängstlich, um auch nur einen Schritt in Charlies Richtung zu machen. Seine Lippen zitterten, und er wimmerte wie

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