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Epsilon

Epsilon

Titel: Epsilon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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Schaden zugefügt worden, und vorausgesetzt, der Mann belästigte sie nicht weiter, sollte sie ihn einfach vergessen.
    Doch das konnte Susan nicht. Sie arbeitete noch einmal die ganzen Artikel im Internet durch, und diesmal entdeckte sie am Ende eines Beitrages von Samples den Namen eines Verlegers – zusammen mit einer Adresse in Baltimore –, an den man sich wenden konnte, wenn man weiteres Material zum entsprechenden Thema oder einige der zitierten Bücher haben wollte. Möglicherweise handelte es sich nur um eine Briefkastenfirma in irgendeinem Apartment über einem China-Schnellimbiss. Sie prüfte die Angaben nach und fand tatsächlich eine Telefonnummer. Susan musste es mehrmals klingeln lassen, bevor sich eine jung klingende männliche Stimme meldete.
    »Ich hoffe, Sie können mir helfen«, sagte sie, nachdem sie sich vergewissert hatte, dass sic richtig verbunden war. »Ich suche einen Mann namens Dan Samples. Ich weiß, dass er manchmal für Sie schreibt.«
    Am anderen Ende der Leitung herrschte langes Schweigen. Susan konnte den Mann atmen hören, also hatte er nicht aufgelegt. Doch sein Misstrauen war förmlich zu spüren.
    »Was wollen Sie von ihm?«, fragte der Mann schließlich.
    »Er hat mich vor ein paar Tagen aufgesucht. Ich möchte mich gerne näher mit ihm über einige Dinge unterhalten, die wir besprochen haben.«
    Es folgte eine weitere Pause, dann sagte die Stimme am anderen Ende: »Ich fürchte, das wird nicht möglich sein. Dan Samples ist gestern verstorben.«
11
    Wie immer war das Überraschungsmoment das Entscheidende. Daher, so hatte Control gemeint, sollte Charlie aus zehntausend Fuß Höhe abspringen. Auf diese Weise würde man seine Maschine für einen nächtlichen Routineflug halten, der von dem Flughafen der Stadt gestartet war.
    Charlie stürzte sich kopfüber in die schwarze Leere. Nach einigen Augenblicken nahm er unter sich einen Teppich von dünn gesäten Lichtern wahr, die wie ein schwacher Widerschein der glitzernden Sterne über ihm wirkten. Er breitete Arme und Beine aus. Bevor er die Reißleine seines Fallschirms ziehen konnte, musste er den kniffligen Slalom durch die Luft mit absoluter Präzision vollführen.
    Nach einigen Minuten höchster Konzentration konnte er an den von einem Satelliten gelieferten Zahlen auf der Innenseite seines Sichtgerätes ablesen, dass er genau auf der vorgesehenen Position war. Er zog die Reißleine und wartete auf den Ruck, wenn der Schirm sich öffnet. Kurz hing er wie eine Marionette in den Gurten, schwankte hin und her. Die rotierenden Zahlen auf seinem Visier verlangsamten sich fast bis zum Stillstand. Dann begann Charlie mit dem Lenkmanöver und glitt erneut mit absoluter Präzision nach unten, wie man es ihm erst an diesem Morgen in einem Spezialtraining beigebracht hatte.
    Als sein Visier ihm anzeigte, dass er sich in tausend Meter Höhe befand, berührte Charlie eine Stelle an der Seite seines Helms. Der Schriftzug »Nachtsicht aktiviert« blitzte kurz über dem gestochen scharfen Bild des Botschaftsgeländes unter ihm auf. Charlie konnte die klaren Linien erkennen, die die Wege darstellen, die Gebäude und die Außenmauer, hier und da vom Laubwerk verdeckt. Auf dem Dach entdeckte er die große Funkantenne, vor der er gewarnt worden war.
    Was er nicht sehen konnte – und das beunruhigte ihn ein wenig –, waren Hinweise auf den Hilfstrupp, der das Gelände umzingeln sollte. Vielleicht, so sagte er sich, waren die Männer getarnt oder wurden von Bäumen und angrenzenden Gebäuden verdeckt; er konnte nur hoffen, dass sie da waren.
    Charlie hatte keine Zeit, sich darüber weitere Gedanken zu machen. Er näherte sich dem Boden mit hoher Geschwindigkeit. Das Fleckchen Erde, das er in der nordöstlichen Ecke des Geländes ausgemacht hatte und auf dem er würde landen müssen, kam ihm unglaublich klein vor. Es blieb ihm nichts anderes übrig, als darauf zuzuhalten und zu hoffen, dass er nicht in den Bäumen hängen blieb.
    Schließlich spürte er einen Schlag gegen die Rippen und hörte das laute Knacken eines Astes. Nein, das kann nicht viel Lärm gemacht haben, sagte er sich, denn wenig später berührten seine Füße den Boden, und dieser Aufschlag klang in seinen Ohren entschieden lauter. Er rollte sich ab, sammelte seinen Schirm ein und versteckte ihn, beschwert mit einem Stein, unter einem Busch.
    Von dort, wo er kniete, hatte er einen guten Blick über das Gelände bis hin zu den erleuchteten Fenstern des Raumes, in den er

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