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Epsilon

Epsilon

Titel: Epsilon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Ambrose
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soweit er es sehen konnte – keine seinen Bewegungen gefolgt war. Er schaute zu den undeutlichen Gestalten hinter dem Fenster hinüber; auch dort schien ihm niemand besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Das war gut so. Er würde hier eine Weile hocken bleiben, um nicht rastlos zu erscheinen und dadurch Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Er konnte die Zeit nutzen, um noch einmal über all das nachzudenken, was ihm seit seiner seltsamen Begegnung mit Kathy durch den Kopf gegangen war.
    Was ihm aufgefallen war – nicht gleich, sondern erst später, als er darüber nachgedacht hatte –, war ein merkwürdiger Widerspruch in dem, was Kathy gesagt hatte. Zuerst hatte sie ihm erzählt, dass er sich eigentlich nicht an seine Erfahrungen in dem VR-Anzug hätte erinnern dürfen, und später hatte sie gesagt, dass sie ihm ihr eigenes Bild in seine Erinnerung an die Vergangenheit eingepflanzt hatte – einer Vergangenheit, die nie existiert hatte. Aber was sollte damit bezweckt werden? Warum ihm ein Bild einpflanzen, an das er sich später nicht mehr erinnern sollte? Das ergab keinen Sinn. Andererseits ergab zurzeit sehr wenig einen Sinn, und er war nicht bereit, endlos darüber nachzugrübeln. Es gab Wichtigeres zu erledigen: Er musste hier raus.
    Charlie ließ einige Zeit verstreichen – etwa zwanzig Minuten, schätzte er –, bevor er sich wieder bewegte, und zwar mit derselben wohlbedachten Beiläufigkeit wie zuvor. Er setzte sich auf, blickte umher und vergewisserte sich, dass niemand ihm besonderes Interesse widmete. Dann huschte er tiefer in das Wäldchen. Inzwischen hatte er sich die komplette Umgebung eingeprägt und wusste genau, wohin er sich wenden musste.
    Wenn er sich nicht täuschte, gab es in der nordwestlichen Ecke des Geheges eine Stelle, an welcher der Wassergraben hinter einer Begrenzungsmauer verschwand. Die Himmelsrichtung hatte er herausgefunden, indem er den Lauf der Sonne verfolgte. Es war eine Stelle, die die Mitglieder des Rudels für gewöhnlich mieden. Der Boden war steinig, und aufgrund der hohen Mauer und dem Schatten der nahe stehenden Bäume fiel nie ein Sonnenstrahl dort hin. Keine Kamera war in diesen abgelegenen Winkel gerichtet, und vom Observatorium aus war er nicht einsehbar. Offensichtlich waren die Leute, die das Gehege angelegt hatten, der Meinung gewesen, dass hier keine Fluchtgefahr bestand, da die Mauer unüberwindlich war und Schimpansen – wie Charlie aus eigener unangenehmer Erfahrung wusste – nicht schwimmen konnten.
    Aber Charlie war nicht irgendein Schimpanse, und auch wenn er nicht schwimmen konnte: Er war zu vielem fähig. Zum Beispiel wusste er nun, wie tief der Graben war, und er konnte sich ausrechnen, wie viele Steine er hineinrollen musste, um darin stehen zu können und doch nur bis zur Hüfte im Wasser zu versinken. Er hatte die Steine, die er verwenden wollte, bereits unauffällig gesammelt, während er scheinbar ziellos umhergewandert war. Und er hatte bereits den Stab gefunden – eigentlich ein schwerer Ast, der von einem der kahlen Bäume abgebrochen war –, den er für den zweiten Teil seines Planes benötigte. Nun brauchte er nur noch zehn Minuten, in denen er ungestört blieb.
    Der erste Stein versank ohne Probleme. Er war schwer, und Charlie brauchte all seine Kraft, um ihn zu bewegen, aber der Stein lief spitz zu und würde sich perfekt in den V-förmigen Boden des Grabens einfügen. Als Nächstes stieß Charlie zwei kleinere, quadratische Steine ins Wasser, die eine Art stabiler Unterwasserplattform bilden würden. Nun musste er diese nur noch erreichen, und hier kam der Stab ins Spiel.
    Er hatte ihn bereits getestet und wusste, dass er sein Gewicht tragen würde, obwohl er bezweifelte, dass er groß genug war, um sich auf ihm über den Graben treiben zu lassen. Charlies erster Gedanke war gewesen, einen Ast von derselben Stärke zu suchen, der aber länger war, lang genug, um bis zur anderen Seite des Grabens zu reichen. Aber ein solcher Ast wäre alleine schwierig zu handhaben gewesen, ohne Hilfe von jemandem auf der anderen Seite, der ihn richtig befestigt hätte. Da er eine solche Hilfe unmöglich finden konnte, war er auf den jetzigen Plan verfallen. Er würde den Ast vorsichtig ins Wasser lassen und ein Ende zwischen den versenkten Steinen einklemmen, während das andere sicher auf fester Erde lag.
    Dieses Manöver gelang Charlie leichter, als er zu träumen gewagt hatte. Er vergewisserte sich, dass der Ast auch wirklich festsaß, dann kletterte

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