ePub: Ashes, Ashes
Aidan.
Der Gang bog um eine Ecke und verbreiterte sich zu einem Raum, dessen lange Wand von Drahtzwingern gesäumt wurde. Hunde jeglicher Gestalt und Größe drückten sich an die Gitter. Einige warfen sich gegen die Türen oder hieben wie besessen mit den Pfoten dagegen, so heftig, dass sie sich beinahe verletzten. Das Gebell war ohrenbetäubend.
»Siehst du irgendwo eine Tür nach draußen?«, rief Lucy. Sie konnte sich kaum rühren – ein riesenhafter Hund fixierte sie. Sie wandte ihren Blick ab, um den Hund nicht zu provozieren. In diesem Moment bleckte er seine scharfen weißen Zähne und begann zu jaulen. Augenblicklich hob der Rest der Meute die Schnauzen und stimmte in das Geheul ein.
Aidan zog Lucy am Arm. Erst jetzt bemerkte sie, dass sie wie angewurzelt dastand. »Komm mit«, sagte er und sie riss sich vom Anblick des Hundes los.
So schnell sie konnte durchquerte sie den Raum, den Blick auf den Boden unter ihren Füßen gerichtet. Sie versuchte das dröhnende Knurren zu ignorieren und das Donnern der Pfoten, die gegen die Metallgitter schlugen, um ihrer habhaft zu werden.
Der Raum teilte sich in zwei Flure. In den einen lief Sammy hinein, kam aber umgehend wieder zurück. »Eine Tür – zu«, sagte er knapp. Sie liefen zum anderen Gang. Kartonstapel säumten die Wände. Die Hunde hatten sich einigermaßen beruhigt, abgesehen von ein paar kurzen, nervösen Winsellauten. Lucy hörte das Trappeln dumpfer Schritte auf dem Beton.
21. KAPITEL
Lucy drehte sich um und sah Simmons, Dr. Lessing, Mrs. Reynolds und einen Sweeper mit herabgezogenem Visier, der seinen Elektroschocker wie ein Schwert in der Hand hielt. Dr. Lessing war blass und verschwitzt. Mrs. Reynolds fasste sie am Arm, aber die Ärztin schüttelte sie schroff ab. Lucy blieb stehen. Sie fühlte sich so erschöpft wie noch nie. Sie konnte kaum noch ihr Messer halten. Der Generator brummte und setzte sich dröhnend in Gang. Lucy fiel wieder ein, wie sie das Licht auf dem Dach des Turms an das Auge eines gigantischen Ungeheuers erinnert hatte. Jetzt hatte sie das Gefühl, bei lebendigem Leib gefressen zu werden.
Del brachte ihre Schleuder in Anschlag. Aidan legte seinen Arm um Lucys Schulter. Sie wichen zurück, während die Ärztin und die Sweeper näher kamen.
Lucy warf einen kurzen Blick nach hinten, in den düsteren Gang. Unmengen von Kartons waren dort aufgestapelt, Reihe um Reihe, an die zwei Meter hoch. Sie waren beschriftet mit den Namen von Fertiggerichten, Gemüsekonserven, haltbar gemachtem Fleisch und Hundefutter. Eine Tür nach draußen war nirgends zu sehen.
»Nicht, dass sie uns in eine Sackgasse manövrieren!«, flüsterte sie.
Sie standen lose verteilt vor dem Gang. Lucy bemerkte, dass die Luft hier ein wenig frischer roch. Der Gestank der Hunde war mit etwas durchsetzt, das sie plötzlich als den Geruch von Regen erkannte.
Del befahl den beiden Kindern flüsternd, in den Gang zu laufen und sich umzusehen. »Irgendwo muss es hier einen Weg nach draußen geben«, sagte sie. »Wie sollten sie sonst all das Zeug hierher geschafft haben?« Sie griff in einen offenen Karton und beförderte eine Dose Hundefutter zutage. Sie warf sie Aidan zu, der sie mit seiner freien Hand auffing.
»Ganz schön schwer«, meinte er und wog sie in der Hand.
Sammy bediente sich ebenfalls mit ein paar Dosen.
»Holen Sie mir das Mädchen, Ross«, schrie Dr. Lessing unvermittelt. »Es ist mir egal, ob die anderen etwas abbekommen!«
Mit Lucy als Ziel, stürzte sich der Sweeper auf die Gruppe. Aidan schleuderte ihm seine Konservendose entgegen, aber er wich ihr aus. Auch Sammy warf seine beiden Dosen, und eine traf mit lautem Knall den Helm des Mannes und zerschmetterte das Plastikvisier. Mrs. Reynolds stieß einen Warnschrei aus und Lucy entging in letzter Sekunde dem Elektroschocker des Sweepers. Sie machte mit solcher Wucht einen Satz zurück, dass sie gegen einen Stapel Kartons prallte. Der oberste der Kartons fiel herunter und Sekunden darauf neigte sich der ganze Stapel und stürzte polternd in sich zusammen. Die Kartons platzten auf und die Dosen rollten inalle Richtungen davon. Aidan stolperte über eine Dose und fiel hin.
Unterdessen kam der Sweeper immer näher, den Elektroschocker bedrohlich im Anschlag. Er holte aus und das schwarze Kästchen berührte den Ärmel von Lucys Lederjacke. Sie spürte einen Schlag, der ihr Herz einen Augenblick lang stillstehen zu lassen schien, dann wurden ihre Knie weich. Ihr Kopf schlug auf den
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