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ePub: Ashes, Ashes

ePub: Ashes, Ashes

Titel: ePub: Ashes, Ashes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Treggiari
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ist ... doch ... grrr!«, stieß sie schließlich hervor. Sie sprang auf und rannte hin und her.
    Nur einen Augenblick später stand Grammalie Rose neben ihr. Ihr Blick war wieder finster. Trotz ihrer Wut konnte Lucy nicht umhin, die Dichte ihrer schwarzen Augenbrauen und die Falten, die wie ein zerknittertes Papiertuch über ihrem Gesicht lagen, zu bemerken. Wie alt genau sie wohl war?
    »Setz dich!«, befahl Grammalie Rose.
    So wie sie klang, war es wohl besser zu gehorchen – und mit ihrem Messer konnte Lucy ja schlecht auf die alte Frau losgehen. Sie schnaubte, ließ sich wie ein Stein auf den Boden fallen, schlug die Beine unter und rutschte hin und her, bis sie eine halbwegs bequeme Position gefunden hatte. Grammalie Rose reichte ihr einen der Bohneneimer.
    »Wir tun etwas, Żabka!«, sagte sie.
    »Ich bin kein Frosch!«, gab Lucy zurück und sah die alte Frau wütend an.
    Grammalie Rose stieß wieder ihr heiseres Lachen aus. »Dann eben Wilczek! «, meinte sie, offenbar amüsiert.
    »Was heißt das?«, fauchte Lucy. Sie hatte den Verdacht, dass die Alte sie aufzog. Sie fühlte sich wie eine Dreijährige behandelt und versuchte ihre aufsteigende Wut unter Kontrolle zu kriegen.
    »Wolfskind«, antwortete Grammalie Rose und deutete auf den vollen Eimer. »Nichts als knurren und schnappen.« Sie kicherte und erwiderte Lucys Blick, bis das Mädchen sich vorbeugte und sich wieder an die Arbeit machte.
    Lucy bohrte ihren Nagel in die harte Schote und brach sie auf. Allmählich fand sie den Rhythmus, der ihr vorher gefehlt hatte. Sie beruhigte sich etwas. Ich kann immer noch gehen , sagte sie sich, wann immer es mir passt .
    Sie tauchte die Hand in den Eimer und ließ die glatten Bohnen durch ihre Finger rieseln. Sie spielte mit einer Hülse herum, zerknackte sie und zermarterte sich das Hirn nach etwas, das sie sagen konnte.
    »Wie viele Menschen leben in dieser Siedlung?«
    »Im Moment etwa fünfunddreißig. Als ich hierherkam, waren es beinahe fünfundsiebzig. Aber einige haben beschlossen weiterzuziehen. Richtung Norden. Ein paar leben ein kleines Stück außerhalb und kommen her, um zu handeln. Und wieder andere sind abgeholt worden.«
    Keine vierzig , dachte Lucy. Und die meisten davon nicht erwachsen .
    Sie räusperte sich und griff nach einer Flasche abgestanden schmeckenden Wassers. Sie hatte schon literweise getrunken, aber sie war noch immer durstig.
    »Haben Sie das alles angelegt?« Lucy machte eine umfassende Geste mit der Hand. Rund um den Acker herum waren Betonbrocken von der Größe eines Esstischs und anderer Schuttzu Haufen aufgetürmt; dazu Berge von Müll, so hoch, dass man sie besteigen konnte. Um die Außenränder des Ackers wand sich ein durchhängender, löchriger Maschendrahtzaun.
    »Nicht ich allein.«
    Lucy sah die alte Frau an. Ihre Augen blitzten hinter dem Rauchschleier. Wollte sie sie auf den Arm nehmen?
    »Hier war mal eine Deponie. Eine Müllhalde, im wahrsten Sinn des Wortes, und daneben ein Parkplatz, dem ein Erdbeben nicht allzu gut bekommen ist. Äxte und viel Schweiß haben den Rest bewerkstelligt.« Sie deutete voraus. »Siehst du da drüben die niedrigen Mäuerchen?« Lucy nickte. Verschieden große rechteckige Flächen wurden von grauen Mauern unterteilt.
    »Getreide und Kräuter. Und wir versuchen es erstmals mit Weizen und Gerste. Die Mauern haben wir aus den Betonbrocken errichtet, die wir aus dem Parkplatz ausgegraben haben. Eine Arbeit, die einem den Rücken ruiniert, aber eine kreative Art der Abfallverwertung.«
    Grammalie Roses Hände ruhten einen Augenblick und ihr Blick schweifte über die Furchen des sandigen Bodens.
    »Gut ist der Boden nicht. Aber er reicht für das, was wir hier anbauen. Und der Mist hilft ein bisschen.«
    »Dann gibt es also Tiere?« Der Gedanke an Fleisch, und zwar weder Molch noch Eichhörnchen, ließ Lucy das Wasser im Mund zusammenlaufen.
    »Nicht mehr. Letzte Woche haben wir unsere letzten fünf Ziegen verloren. Durch Wilderer.« Ihre Miene verfinsterte sich. »Die Kühe und die Hühner sind schon bei der zweitenWelle der Epidemie gestorben.« Sie seufzte. »Was gäbe ich nicht für ein einfaches, schönes Ei!«
    »Und das Gemüse?«, forschte Lucy. »Das ist doch immerhin das, was man früher auch im Laden bekommen hat. Keine getrockneten Taglilien-Knollen oder Wildkräuter.«
    »Früher befand sich hier ein Wohngebiet. Wie es viele gab, bevor all die schrecklichen Dinge losgingen. Die Leute wohnten mit ihren Familien in Häusern und

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