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ePub: Ashes, Ashes

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Titel: ePub: Ashes, Ashes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Treggiari
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bauten in ihren Hinterhöfen Gemüse an. Jetzt haben wir ihre Gärten und Schuppen übernommen und alles verwendet, was wir finden konnten. Wie Plünderer es nun mal machen.« Sie nahm eine Kelle und drehte sie in ihrer Hand. Offenbar hatte der mit viel Draht befestigte, klobige Griff früher einmal zu einem anderen Gerät gehört.
    Plünderer . Grammalie Rose hatte das Wort mit Stolz ausgesprochen, während Lucy immer der Meinung gewesen war, Plünderer seien nicht besser als Diebe. Ihr fiel wieder ein, was sie oben im Baum zu Aidan gesagt hatte, und errötete. Zum Glück bemerkte es die alte Frau nicht. Sie war aufgestanden, hatte dabei ein paar leise Schmerzenslaute von sich gegeben und die beiden Bottiche mit den Bohnen genommen. Sie sah Lucy an und deutete mit dem Kopf auf die übrigen Behälter, die randvoll mit Bohnen waren. Lucy schob ihre Arme durch die Griffe und nahm zwei Eimer auf jede Seite. So war das Gewicht zwar gleichmäßig verteilt, aber der Zug an ihren Schultern war enorm, und ihr war klar, dass sie Schmerzen bekommen würde. Nicht zum ersten Mal in diesem Jahr sehnte sie sich nach einem heißen Bad.
    Sie kehrten zum Platz zurück. Ein paar Leute waren damit beschäftigt, die schmutzigen Regenwasserpfützen zu beseitigen. Andere häuften Dosen, Steine und Ziegelbrocken zu Haufen und schnitzten Knüppel. Wieder andere hatten große, aus leuchtenden Plastikstreifen gewobene Teppiche auf dem Boden ausgerollt, auf denen sie hockten und mit Reparaturarbeiten beschäftigt waren oder Geräte auseinandernahmen. Lucy war schleierhaft, woher die diversen Gerätschaften und Ketten und seltsam geformten Metallteile stammten und wozu sie in Zukunft dienen sollten.
    Nach Grammalie Roses vorherigem Ausbruch von Redseligkeit war die alte Frau nun wieder in Schweigen verfallen. Bei einer lang gestreckten Plane blieb sie stehen und ächzte. Ein mindestens sieben Meter langer, schmaler Tisch aus Pinienbrettern, die auf fünf, sechs Holzböcken lagen, erstreckte sich unter dem Leinwandsegel. Messer in allen Größen blinkten auf der rauen Oberfläche. Daneben standen Töpfe und Pfannen, Schneidebretter aus Holz, Siebe und Plastikschüsseln. Am hinteren Ende des Tisches knackte und rauchte ein Feuer.
    Mit einem erleichterten Seufzer stellte Lucy ihre Eimer auf den Boden und setzte ihren Rucksack ab. Sie ließ die Arme kreisen, um ihre Schultern zu lockern. Ob sie sich jetzt irgendwo ausstrecken, die letzten warmen Sonnenstrahlen genießen und ein Nickerchen machen konnte?
    Grammalie Rose hob eine Augenbraue, als ahnte sie, was Lucy durch den Kopf ging. Einen endlosen Moment sahen die beiden einander in die Augen. Lucy wollte sich geradeabwenden, als Grammalie Rose in sanftem, aber bestimmtem Ton sagte: »Wer nicht arbeitet, wird auch nicht essen.«
    Lucy schnaubte. Ihr Magen fühlte sich an wie ein luftleerer Ballon. Seit mehr als vierundzwanzig Stunden hatte sie nichts mehr gegessen. Die alte Frau klopfte ihr auf den Rücken. »Nicht so trotzig, Wilczek. Die Köche kommen als Erste dran. Außerdem ist jeder mal an der Reihe. Es ist keine gemeine Strafe, die man sich eigens für dich ausgedacht hat.« Sie gab ein krächzendes Geräusch von sich, das verdächtig nach einem Kichern klang, und schob Lucy zum Tisch. Am hinteren Ende saßen schon ein paar Leute und schälten Kartoffeln. Sie waren von Bergen schmutzig-gelber Schalen umgeben, und trotzdem lachten und schwatzten sie miteinander.
    »Henry!«, rief Grammalie Rose und deutete auf einen der Eimer, die Lucy herbeigeschleppt hatte.
    Henry war nicht besonders groß und etwa Anfang zwanzig, schätzte Lucy. Er hatte sein dunkelbraunes Haar über der Stirn hochgekämmt. Seine braunen Augen leuchteten.
    »Henry, das ist Lucy.«
    Henry lächelte Lucy an und streckte ihr die Hand entgegen. Lucy nahm sie und schüttelte sie, trotz ihrer dreckverkrusteten Finger. »Leo hat mir schon von dir erzählt«, sagte er. »Er meinte, du wärst okay.«
    »Bin ich auch.«
    »Hm.« Er musterte Lucy. Sein Blick schien nicht rein medizinisch interessiert.
    »Wie ein Arzt siehst du nicht gerade aus«, meinte Lucy, um ihre Verlegenheit zu kaschieren.
    »Oh – ich bin auch kein Arzt. Aber ich gebe mein Bestes.«
    Lucy fühlte sich ein wenig unbehaglich.
    Henry warf einen Blick in die Eimer. »Sieht aus, als gäbe es Bohnensuppe. Morgen. Wir müssen die Bohnen wohl erst einweichen.«
    Grammalie Rose grunzte. »Ich habe schon Bohnensuppe gekocht, als dein Vater in deinem Alter war. Morgen

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