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ePub: Der letzte Zauberlehrling

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Titel: ePub: Der letzte Zauberlehrling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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Ich kann euch nicht weiter begleiten, aber Moriarty kann euch mehr unterstützen, als du vielleicht glaubst.«
    »Er sollte erst einmal lernen, Menschen mit mehr Erfahrung Respekt entgegenzubringen«, schimpfte der Alte. »Oder lernt man das bei der Magierausbildung nicht mehr?«
    »Ich wollte Sie nicht verletzen, alter Junge«, entschuldigte sich der Brite.
    »So einfach kommen Sie mir nicht davon. Warum sollte ich Sie mitnehmen? Ich mag Sie nicht, weil Sie ein arroganter kleiner Lackaffe sind und weil Sie glauben, Ihre Magie habeetwas mit wirklicher Zauberei zu tun. Sie mögen den guten Aticus täuschen können. Bei mir wird Ihnen das nicht gelingen.«
    So begann eine mehrstündige Diskussion, an der wir uns alle recht engagiert beteiligten. Es ging hoch her und Aticus musste immer wieder den Friedensstifter spielen. Am Ende stand allerdings der Beschluss, Moriarty mit nach Biarritz zu nehmen. Agnetha, Papillon und ich hatten uns dafür ausgesprochen, und Prometheus hatte schließlich nachgegeben, wenn auch nur widerwillig. Es war klar, dass die beiden keine engen Freunde werden würden.
    Am nächsten Morgen waren die beiden Alten nach Tranche-sur-Mer gefahren, um mit Albert, dem Kapitän, über unsere Überfahrt zu verhandeln. Ich hatte die Zeit genutzt, um Moriarty danach zu fragen, warum sich die Zauberei auf den Britischen Inseln und bei uns so unterschiedlich entwickelt hatte.
    »Prometheus sieht das vielleicht etwas sehr einseitig, aber im Prinzip hat er recht«, erklärte der Magier. »Zwischen unserer Zauberkunst und eurer gibt es tatsächlich grundlegende Unterschiede.«
    »Und woran liegt das?«
    Moriarty seufzte. »Wie fast alle großen Zerwürfnisse ist diese Spaltung aus einer persönlichen Angelegenheit erwachsen. Nämlich der zwischen Merlin und Mirren.«
    »Merlin und Mirren kannten sich?«, fragte ich erstaunt. Darüber hatte ich noch nie etwas gehört.
    »Nicht nur das. Sie waren Jugendfreunde und studierten gemeinsam.« Er bemerkte meine Verblüffung. »Davon hat man dir nie was erzählt, was, alter Knabe? Mach dir nichtsdraus, das ist ganz normal. Jede vorherrschende Lehrmeinung schreibt sich ihre eigene Geschichte und lässt dabei diejenigen, die das harmonische Bild stören würden, gerne unter den Tisch fallen. Warum sollte das bei den Zauberern anders sein?«
    »Aber Sie wissen davon!«
    »Natürlich. Weil wir uns im Gegensatz zur Schule von Mirren gegründet haben, brauchen wir ihn als Buhmann«, grinste er.
    »Also sind die beiden irgendwann getrennte Wege gegangen.«
    »So ist es. Und das alles nur wegen einer Frau.« Er legte die Hand vor den Mund. »Ich glaube, nur ersetze ich lieber durch natürlich .«
    »Was ist denn damals passiert?«
    »Es ist eine lange Geschichte, aber ich versuche, sie mal kurz zusammenzufassen. Mirren und Merlin waren unzertrennbar, wie Zwillinge. Aber dann verliebten sie sich in dasselbe Mädchen. Sie versprachen sich gegenseitig, ihre Freundschaft nicht darunter leiden zu lassen. Aber dann tat Merlin etwas, was ihm Mirren nie verzeihen konnte: Er bezirzte das Mädchen mit kleinen Zaubereien. Das war für Mirren der schlimmste Frevel überhaupt. Zauberei war für ihn eine ernsthafte Sache, eine Wissenschaft. Indem Merlin sie als Spielerei einsetzte, verriet er seiner Meinung nach das Grundprinzip der Zauberei. Tja, und so haben sie sich überworfen.«
    »Und das Mädchen?«
    »Hat keinen von ihnen genommen. Sie fand Merlin zu kindisch und Mirren zu sauertöpfisch. Merlin ist dann auf dieBritischen Inseln ausgewandert und hat dort seine eigene Zaubertradition gegründet. Mehr Magie, weniger Wissenschaft könnte man sagen, alter Knabe. Und dieser Riss hat sich im Laufe der Jahrhunderte mehr und mehr verbreitert.«
    Ich musste an das denken, was mir Lothar über die wissenschaftlichen Grundlagen der Zauberei erzählt hatte. »Wenn eure Magie nicht wissenschaftlich ist, wieso funktioniert sie dann?«
    Er lachte. »Wie ich schon sagte, wir überlassen die Wissenschaft den Gelehrten. Magie geht andere Wege. Uns interessiert auch nicht, warum sie wirkt. Die Hauptsache ist doch, sie tut es. Und dass sie es tut, kann ich dir versichern. Zeig mir mal deine Hand.«
    Ich streckte ihm die geöffnete Handfläche entgegen. Er zog einen kurzen Stab aus seiner Jackentasche, berührte damit meine Hand und murmelte etwas Unverständliches vor sich hin. Aus dem Nichts erschien ein kleines Häufchen weißer Pastillen auf meinem Handteller. Moriarty nahm eine davon und steckte sie

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