Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
ePub: Der letzte Zauberlehrling

ePub: Der letzte Zauberlehrling

Titel: ePub: Der letzte Zauberlehrling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
Vom Netzwerk:
Schlaf.
    Mit Sonnenaufgang brach Papillon auf, um Vorräte zu organisieren und Kontakt zu dem Landwirt aufzunehmen. Drei Stunden später kehrte er mit Proviant und einer guten Nachricht zurück. Der Mann war bereit, uns zu helfen. Das bedeutete zunächst einmal, dass er uns mit Lebensmitteln versorgen würde. Nach der anstrengenden Reise quer durch Frankreich und der nächtlichen Bootsfahrt war die Zeit auf der Klippe fast wie ein Urlaub. Wir schienen hier ziemlich sicher zu sein, denn wie Papillon berichtet hatte, gab es im Umkreis weder eine Straße noch ein Gehöft. Der nächste Hof war eine Stunde Fußmarsch entfernt.
    Ich nutzte die Zeit, um über unsere kleine Gesellschaft nachzudenken. Und natürlich hatte ich mehr Fragen als Antworten. Lothar, Samira, Moriarty – sie alle waren mir ein Rätsel.Bei dem Werhörnchen war es noch recht einfach: Ich wusste einfach nicht, ob ich ihm trauen konnte, denn Lothar hatte uns schon einmal verraten. Bei Moriarty war ich mir nicht sicher, was seine Absichten waren, auch wenn Aticus ihn uns empfohlen hatte. Und was Samira betraf, so hatte ich sie sogar direkt gefragt, aber keine Antwort erhalten.
    Sie war damals, kurz nach meiner Rückkehr nach Paris, zu mir getreten und hatte sich mit Gesten und einem fragenden Blick nach Horatio erkundigt. Ich erklärte ihr, warum ich ihn bei Tucker zurückgelassen hatte, und sie nickte traurig.
    Dann fasste ich mir ein Herz und fragte: »Bist du schon lange bei Prometheus?«
    Als Antwort hätte sie nur nicken oder den Kopf schütteln müssen, aber sie tat keins von beidem. Stattdessen blickte sie mich nur unverwandt an.
    »Bist du mit ihm verwandt?«, versuchte ich es noch einmal, aber die Reaktion war dieselbe.
    »Willst du mir nichts sagen oder darfst du mir nichts sagen?«
    Statt einer Antwort lächelte sie nur, legte mir kurz die Hand auf den Arm, drehte sich dann um und ließ mich stehen. Dieses Verhalten fachte meine Neugier nur noch mehr an, und ich beschloss, Prometheus noch einmal nach ihr auszufragen.
    Am zweiten Tag, während Papillon unterwegs war, um den Weg nach Biarritz auszukundschaften, spazierte ich mit Prometheus den Weg zur Bucht hinunter, in der wir gelandet waren. Er sah von Tag zu Tag kräftiger und gesünder aus. Unten setzten wir uns auf die Felsen und sahen aufs Meer hinaus. In der Ferne fuhren ein paar Schiffe vorbei und zogendünne Rauchwolken hinter sich her. Ab und zu kreisten Möwen über unseren Köpfen.
    Dies war eine gute Gelegenheit, um Prometheus meine Frage zu stellen. »Meister, was ist das Geheimnis von Samira?«
    Sofort veränderten sich die Gesichtszüge des Alten. »Wie kommst du darauf, dass sie ein Geheimnis hat?«
    »Ein zehnjähriges Mädchen, das bei einem Zauberer Erster Klasse lebt, ohne mit ihm verwandt zu sein. Ein zehnjähriges Mädchen, das nicht spricht, obwohl es dazu in der Lage wäre. Ein zehnjähriges Mädchen, das sich so gar nicht wie ein Kind benimmt, sondern eher wie eine erwachsene Frau, den Haushalt macht, kocht, serviert und Sie wie selbstverständlich begleitet. Finden Sie das nicht auch geheimnisvoll?«
    »Ich weiß nicht, wovon du sprichst, Bursche«, knurrte er. »Außerdem geht es dich überhaupt nichts an.«
    »Oh doch«, widersprach ich. »Wir ziehen gemeinsam in einen gefährlichen Kampf, aus dem wir vielleicht nicht wieder herauskommen. Finden Sie nicht, dass ich da ein Recht habe, etwas mehr über diejenigen zu erfahren, mit denen ich mich in diesen Kampf begebe?«
    »Und was weißt du über die anderen? Über Papillon oder diesen Moriarty? Ist deine Neugier da auch so groß?«
    »Warum lenken Sie vom Thema ab, Meister? Ich wollte doch nur etwas über Samira wissen.«
    Einen Augenblick lang dachte ich, er würde gleich aufbrausen, so wie er es früher oft getan hatte, doch dann stieß er lediglich einen Seufzer aus. »Na schön.« Sofort wurde seine Stimme wieder schneidend. »Aber lass dir eins gesagt sein: Du magst vielleicht über eine außergewöhnliche Begabungzum Zaubern verfügen, aber das gibt dir noch lange nicht das Recht, deinem Meister gegenüber die Demut zu vergessen.«
    Ich schluckte und nickte.
    »Und du musst mir versprechen, darüber mit niemandem zu reden«, fuhr er fort. Er nahm einen flachen Kieselstein auf und betrachtete ihn nachdenklich. »In einem hast du recht: Samira ist ein ganz besonderes Mädchen. Ihre Eltern haben sie mir anvertraut, als sie fünf Jahre alt war, weil sie um ihr Leben fürchteten. Kurz darauf wurden sie tatsächlich

Weitere Kostenlose Bücher