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ePub: Der letzte Zauberlehrling

ePub: Der letzte Zauberlehrling

Titel: ePub: Der letzte Zauberlehrling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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Nachmittag mit meinen Aufgaben fertig, und Prometheus ging dazu über, mich hin und wieder auf Botengänge in die Stadt zu schicken.
    Als mir Prometheus den ersten Botenauftrag nach meiner Ankunft erteilte, hatte ich ihn gefragt, ob mich nicht Samira oder Lothar begleiten könnten, um mir den Weg zu zeigen. Ein meckerndes Lachen war die Antwort. Er winkte mich zu sich an den Tisch, und ich ahnte, was nun kommen würde. Seit einigen Tagen war er nämlich dazu übergegangen, mir, wenn ich Fragen hatte, Gleichnisse aus dem Leben von Mirren dem Großen vorzutragen. Gewiss würde auch jetzt eine solche Geschichte folgen.
    Der größte Teil seiner Erzählungen war mir schon von Gordius vertraut. Wahrscheinlich war es Teil der Ausbildung, dass man als Zauberlehrling immer wieder vom legendären Kampf Mirrens gegen Nublus den Dunklen hören musste. Immerhin galt Mirren als der Begründer der Zauberei, wie wir sie kannten, und ihm war es zu verdanken, dass die Zauberei stets nur für gute Zwecke eingesetzt worden war – meistens jedenfalls. Und Nublus war sein übler Gegenspieler, der stets versucht hatte, die Beschwörungen für persönliche Zwecke zu missbrauchen. Der Kampf zwischen Mirren und Nublus war der ewige Kampf zwischen Gut und Böse. Heute hatten sich die Grenzen verwischt. Jemand wie Pompignac, der mit den Zaubern Geld verdienen wollte, stand sicher nicht in der Tradition Mirrens, aber er war gewiss auch kein abgrundtiefer Bösewicht. So dachte ich zumindest.
    Ergeben fügte ich mich also in mein Schicksal und in die Parabel, die Prometheus auf Lager hatte.
    »Als Mirren der Große noch ein kleiner Junge war, schickte ihn sein Vater in den Wald, um Kräuter zu suchen«, begann er. »›Aber Vater‹, protestierte Mirren, ›ich bin noch nie allein im Wald gewesen und die Kräuter wachsen weit weg von hier. Wie soll ich den Weg dorthin und wieder zurück finden?‹
    ›Nun, mein Sohn, das gehört zu den Dingen, die du lernen musst‹, erwiderte der Vater. Er war kein harter Mann, aber er war überzeugt davon, dass eine Lektion nur dann sitzt, wenn sie der Schüler hart erarbeitet hat. ›Wenn du beherzigst, was ich dir bislang beigebracht habe, dann solltest du mit dem Rückweg keine Schwierigkeiten haben.‹
    Also ergriff Mirren den Korb für die Kräuter und machte sich auf den Weg in den Wald. Am Waldrand hielt er an und füllte den Korb mit Steinen. Und als er dann in den Wald hineinging, ließ er alle paar Meter einen der Steine fallen, um mit ihrer Hilfe später den Weg hinauszufinden.
    Der Weg zu der Stelle, an der die Kräuter wuchsen, war weit, und Mirren hatte den letzten Stein schon lange hinter sich geworfen, als er den Platz erreichte. Schnell pflückte er, was ihm sein Vater aufgetragen hatte, um sich möglichst bald auf den Rückweg zu machen. Aber er hatte vergessen, wie früh es um diese Jahreszeit dunkel wurde, und die Dämmerung brach bereits herein, als er den Korb gefüllt hatte. Sofort trat er den Heimweg an, aber bereits nach wenigen Metern merkte er, dass er sich verlaufen hatte. Und die Steine, die ihm als Wegweiser dienen sollten, konnte er in der Dunkelheit nicht sehen.
    Verzweifelt stolperte Mirren hin und her, bis er schließlich auf einen schmalen Bachlauf stieß, an dessen Rand er sich auf einem niedrigen Felsen niederließ. Er vergrub den Kopf in den Händen und schluchzte leise vor sich hin.
    ›Warum so niedergeschlagen, junger Freund?‹, hörte er mit einem Mal eine Stimme neben sich. Es war ein Gnom, nicht viel größer als diese Flasche hier.« Prometheus deutete auf die halb geleerte Weinflasche, die vor ihm auf dem Tisch stand. Einen Moment zögerte er, dann griff er danach, setzte sie an den Mund und nahm ein paar tiefe Züge.
    »Mirren konnte nur die Umrisse des Gnoms erkennen, so dunkel war es inzwischen«, fuhr er fort, nachdem er sich mit dem Handrücken über die Lippen gewischt hatte. »Der Junge schilderte seine Situation. ›Jetzt werde ich die Nacht im Wald verbringen müssen‹, weinte er, ›und wer weiß, welche Gefahren mich hier erwarten.‹
    Der Gnom lächelte, was Mirren natürlich nicht sehen konnte. ›Man sieht nicht nur mit den Augen, mein Freund. Wenn es an Licht fehlt, dann musst du deinen Weg auf andere Weise finden. Wozu hast du zwei so wunderschöne Ohren am Kopf?‹
    Nun weiß niemand, ob Mirrens Ohren wirklich so schön waren, wie es in der Geschichte heißt, aber der Junge verstand, was ihm der Gnom sagen wollte. Er schloss die Augen und

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