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ePub: Der letzte Zauberlehrling

ePub: Der letzte Zauberlehrling

Titel: ePub: Der letzte Zauberlehrling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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lauschte. Zunächst hörte er nichts weiter als das leise Gluckern des Bächleins, an dem er saß, und das Rascheln der Zweige, die sich im leichten Wind bewegten. Aber nach und nach kamen andere Geräusche dazu: Vögel, die sich ihr Gefieder putzten; Würmer, die sich ihren Weg durchs Erdreich bahnten; Fischlein, die sich auf dem Grund des Baches zurRuhe gelegt hatten. Und schließlich konnte Mirren auch das hören, was nicht da war, die Stille und das Schweigen. Und zuletzt, als er lange genug gelauscht hatte, vernahm er sogar noch mehr: die Löcher in der Stille, die noch stiller waren als die Stille selbst. So entstand vor seinem inneren Auge ein neues Bild des Waldes, ohne Farbe zwar, aber genauso scharf und konturiert wie das, was er zuvor mit seinen Augen wahrgenommen hatte. Vielleicht war es sogar noch ein bisschen klarer, denn die Augen nehmen nur einen kleinen Ausschnitt der Wirklichkeit war, die Ohren aber alles, was sich um einen herum befindet.
    Mirren erhob sich, bedankte sich bei dem Gnom und machte sich auf den Weg nach Hause, den er auch ohne Schwierigkeiten fand.«
    Prometheus schwieg und leerte die Flasche, die vor ihm stand, mit einem Zug. Dann erhob er sich ohne ein weiteres Wort und wankte in den Keller, um sich Nachschub zu holen.
    Ich holte Horatio aus der Tasche und setzte ihn vor mir auf die Tischplatte, wo er emsig schnuppernd herumlief. Lothar, der die ganze Zeit hinter dem Ofen gehockt hatte, kam hervor und sprang auf einen Stuhl. Dabei beobachtete er den Hamster mit hungrigem Blick.
    »Komm bloß nicht auf dumme Gedanken!«, warnte ich ihn.
    »Keine Sorge«, beruhigte er mich. »Im Moment bin ich auf Gemüsediät. Aber wenn mich der Jagdinstinkt überkommt, kann ich für nichts garantieren. Dann solltest du deinen pelzigen Freund gut verstecken.«
    Ich legte meine Hand schützend über Horatio. »Wenn du das tust, wirst du deines Lebens nicht mehr froh, das verspreche ich dir.«
    »War nur ein Scherz«, versicherte er mir schnell, aber das nahm ich ihm nicht ab. Im Gegenteil, es steigerte mein Misstrauen nur noch.
    »Weißt du, wer der Gnom war?«, wechselte er das Thema.
    »Ich denke mal, dass er von Mirrens Vater geschickt worden ist, um seinem Sohn zu helfen. Kein Vater lässt doch seinen Sohn allein im dunklen Wald.«
    »Das würde ich so nicht bestätigen«, erwiderte er. »Aber in diesem Fall hast du recht, der Gnom war im Auftrag von Mirrens Vater da. Nur, dass es kein Gnom war, denn Gnome gibt es nicht.«
    »Woher willst du das denn wissen?«
    Er blickte mich herausfordernd an. »Hast du etwa schon jemals einen Gnom gesehen? Oder kennst du jemanden, der einen Gnom getroffen hat?«
    »Natürlich nicht. Aber das heißt nicht, dass sie nicht existieren.«
    Lothar seufzte. »Ich beglückwünsche dich zu deinem offenen Geist. Aber irgendwann muss man doch Grenzen der Glaubwürdigkeit ziehen, findest du nicht?«
    »Ach ja? Und wer bestimmt, wo diese Grenze gezogen wird?«
    »Ich bitte dich: Gnome . Niemand hat jemals einen Gnom gesehen, und du behauptest, es könnte sie geben.«
    »Vor deinem Erscheinen hier hat wahrscheinlich auch kein Mensch jemals ein Werhörnchen gesehen«, konterte ich.
    »Kein Wunder, schließlich gibt es Werhörnchen ja auch gar nicht.«
    »Ach, und was bist du?«
    »Ich hab’s dir schon mal erklärt: Ich bin ein Dämon.«
    »Ich weiß«, winkte ich ab. Für eine erneute Auseinandersetzung mit Lothar war ich noch nicht gewappnet. »Dämonen existieren also, aber Gnome nicht.«
    »Du kannst deine Ignoranz hinter deiner Überheblichkeit nicht verstecken«, schnappte Lothar. »Ich weiß nämlich genau, wer Mirren damals gezeigt hat, wie man wieder aus dem Wald kommt.«
    »Aha. Und würdest du auch die Güte besitzen, mich an deinem Wissen teilhaben zu lassen?«
    »Nicht so sarkastisch, mein Lieber. Schließlich bin ich gerade dabei, deinen geistigen Horizont zu erweitern. Der Gnom war nämlich kein Gnom, sondern meine Wenigkeit.«
    Lothar starrte mich triumphierend an.
    Ich zuckte mit den Schultern. »Na und?«, fragte ich mit unbewegter Miene. Das war natürlich nur gespielt, aber er hatte mich mit seiner Arroganz so geärgert, dass ich ihm einfach eins auswischen musste . Und inzwischen kannte ich ihn gut genug, um zu wissen, wie man ihn bei seiner Eitelkeit packte.
    »Na und? Mehr hast du dazu nicht zu sagen?« Lothar war so perplex, als hätte ich ihm ins Gesicht geschlagen. Ich setzte mein Spiel fort.
    »Du warst ein Gnom. Was soll ich dazu sagen?«
    »Ich

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