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ePub: Der letzte Zauberlehrling

ePub: Der letzte Zauberlehrling

Titel: ePub: Der letzte Zauberlehrling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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immer so geheimnisvoll tat. Außerdem war ich noch immer aufgewühlt von der Begegnung mit dem Hurwil.
    »Jetzt reicht es mir !«, fuhr ich ihn an und schlug auf den Tisch. Lothar zuckte zusammen. »Entweder ich erfahre sofort die Wahrheit oder ich erzähle alles Prometheus. Du hast fünf Sekunden Zeit.« Ich begann zu zählen. »Fünf, vier, drei …«
    »Halt!«, unterbrach er mich. »Was bist du denn gleich so eingeschnappt?«
    »Zwei …«, fuhr ich fort, »eins …«
    Er hob flehend seine Ärmchen. »Hör schon auf. Wenn du mich mal ausreden lassen würdest, anstatt immer solche Drohungen auszustoßen, dann hätte ich dir schon längst alles gesagt. Es ist so, dass ich einerseits ein Werhörnchen bin, andererseits aber auch … etwas anderes.« Er sah sich um, als wolle er sich vergewissern, dass auch niemand mithörte, und flüsterte dann: »Ich stamme nicht von dieser Welt.«
    Das wurde ja immer besser! »Und wo, bitte schön, kommst du dann her?«, rief ich.
    »Ich bin ein …« Er zögerte, sprach das Wort dann aber doch schließlich aus: »Dämon.«
    Ich konnte nicht anders, ich musste lachen. Diese mickrige Gestalt wollte ein Dämon sein? Ein Dämon war ein Monster, ein furchterregendes Fabelwesen, von dem uns die Erzieherinnen im Waisenhaus erzählten, wenn sie uns dazu anhalten wollten, brav zu sein. Gordius hatte zwar berichtet, dass manche Zauberer an die Existenz von Dämonen in einer fernen Dimension glaubten, aber er selbst war skeptisch gewesen. »An der Akademie gab es einen kleinen Kreis von Professoren, die daran forschten, wie man Kontakt zu den Dämonen aufnehmen könne«, hatte er sich erinnert. »Aber sie konnten sich nicht durchsetzen, obwohl es einige Studenten gab, die ihnen folgten, darunter übrigens auch Pompignac.« Selbst wenn es also Dämonen wirklich gab, so konnte ich mir nicht vorstellen, dass sich die Zauberer an der Akademie damit abgeplagt hätten, Kontakt zu Wesen wie Lothar aufzunehmen.
    »Entschuldige«, prustete ich, »aber für einen Dämon siehst du ziemlich dämlich aus.«
    Das Werhörnchen sprang vom Stuhl. »Du hattest recht. Du bist ein ignoranter Bauerntölpel«, schnaubte es beleidigt. War ich ihm auf den Schlips getreten? Und wenn das so war, lag das vielleicht daran, dass es doch die Wahrheit gesagt hatte?
    Mein Zorn war inzwischen verraucht. Bei nächster Gelegenheit würde ich Prometheus unauffällig danach ausfragen, was er zum Thema Dämonen zu sagen hatte. Jetzt wartete erst mal eine andere Aufgabe auf mich.
    »Los, Lothar! Lass mal deine dämonischen Kräfte walten!«, spottete ich und deutete auf das Chaos in der Zimmerecke. Lothar, der sich gerade verkrümeln wollte, grummelte etwas Unverständliches vor sich hin, das sich wie »Wart’s nur ab« anhörte.
    Mit seinen dämonischen Kräften war es nicht weit her, und das Aufräumen erwies sich als eine mühsame Angelegenheit, denn die Hälfte der Aufbauten auf der Platte war beim Kampf mit dem Hurwil zerstört worden. Nachdem wir einigermaßen Ordnung geschaffen hatten (oder vielmehr ich , denn Lothar, der seinen Groll heruntergeschluckt hatte, tat nicht viel mehr, als neben mir zu stehen und gute Ratschläge zu erteilen), bemühte ich mich, die Modellbahnlandschaft zumindest so weit wiederherzustellen, dass es nicht sofort auffiel. Dazu benutzte ich einige Kleinzauber, die ich bei Gordius gelernt hatte und mit deren Hilfe ich die zerbrochenen Figuren zusammensetzte. Dabei achtete ich streng auf die richtigen Tonhöhen meiner Zauber, denn ich hatte keine Lust, noch einmal irgendein Monster aus dem Nichts herbeizurufen.
    Allerdings hatte ich meine Zweifel, ob das wirklich mein Werk gewesen war. Wieso sollte es mir gelungen sein, ausgerechnet d as Wesen heraufzubeschwören, das der Erzfeind der Werhörnchen (oder Dämonen) war? Das schien mir kein Zufall zu sein. Und hatte Lothar, als ich meinen Regenzauber intonierte, nicht mit geöffnetem Mund auf der Platte neben mir gestanden? So genau konnte ich mich daran nicht mehr erinnern, denn alles war viel zu schnell gegangen. Aber ich beschloss, in Zukunft ihm gegenüber noch mehr auf der Hut zu sein, insbesondere dann, wenn sich seine Behauptungen als wahr herausstellen sollten.
    Wir waren gerade fertig, als Samira und der Alte zurückkehrten. Um diese Stunde war er immer schon gut abgefüllt und kümmerte sich nicht mehr um mich. Er verschwand in seinem Zimmer, und Samira machte sich in der Küche zu schaffen, während ich noch einmal Aufstellung vor der

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