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ePub: Der letzte Zauberlehrling

ePub: Der letzte Zauberlehrling

Titel: ePub: Der letzte Zauberlehrling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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und mit Zylinderhüten auf dem Kopf, die den Einlass kontrollierten. Sie musterten uns skeptisch, besonders mich, ließen uns dann aber passieren. Drinnen sah es völlig anders aus als in den Geschäften, die ich kannte. Es war ein lang gezogener Raum, an dessen Wänden sich auf beiden Seiten schlichte, weiß lackierte Regale entlangzogen, deren Fächer würfelförmig und mit Glas verkleidet waren. In jedem zweiten Kubus stand auf einem kleinen Podest ein schwarzer Metallzylinder, der in roter Farbe mit dem Schriftzug des Ladens und einer geschwungenen Zahl darunter bedruckt war und von einem verborgenen Licht angestrahlt wurde. Die Fächer rechts und links davon sowie darüber und darunter waren leer und nicht beleuchtet. So entstand der Eindruck von zwei übergroßen Schachbrettern, an deren Ende eine ebenfalls schneeweiße, schlichte Theke stand.
    Ein junger Verkäufer in weißem Hemd und schwarzem Jackett, auf dessen Brusttasche ebenfalls der Schriftzug Pomp & P aradox aufgenäht war, trat zu uns. »Darf ich Ihnen behilflich sein?«, fragte er.
    »Man sieht ja gar nicht, was die einzelnen Zauber können«, sagte ich.
    Er nahm die Hände, die er hinter dem Rücken gehalten hatte, hervor und reichte jedem von uns einen kleinen Katalog. »Hier finden Sie zu jeder Nummer die passende Erläuterung«, lächelte er.
    Ich blätterte durch das Druckwerk, das die Stärke eines schmalen Buches hatte. Zu jedem Zauber fand sich unter der entsprechenden Nummer eine umfangreiche Beschreibung. Vom sprechenden Haustier bis zum Unsichtbarkeitszauber, vom Levitieren bis zum Wandeln von Formen gab es Hunderte verschiedener Angebote.
    »Hier stehen gar keine Preise drin«, beschwerte sich Papillon.
    »Das liegt daran, dass wir eine flexible Preisgestaltung haben«, lächelte der Verkäufer unbeirrt. »Der Preis hängt zum Beispiel davon ab, wie mächtig ein Zauber ist, wie gefragt und vor allem: wie lange er vorhalten soll.«
    »Wenn ich diesen Unsichtbarkeitszauber hier für drei Tage haben will, was muss ich dann dafür bezahlen?«, fragte mein Freund.
    »Einen Moment, bitte.« Der Verkäufer zog einen kleinen Block aus der Tasche und blätterte darin. Dann nannte er uns einen Betrag, bei dem wir beide schlucken mussten.
    »So viel?«, platzte ich heraus.
    »Es ist Qualitätsarbeit und einmalig auf dem Markt.« Der Verkäufer steckte den Block weg und auch sein Lächeln warverschwunden. Er hatte wohl gemerkt, dass es sich bei uns nicht um potenzielle Kunden handelte. »Sie entschuldigen mich?«
    Er wandte sich dem nächsten Kunden zu, einem beleibten Mann, der soeben den Laden betreten hatte und sich schnaufend mit einem großen Taschentuch den Schweiß von der Stirn wischte. Er passte sichtlich besser in das Beuteschema des Verkäufers als wir. Papillon und ich warfen uns einen Blick zu und verließen das Geschäft hinter einem Paar, das gleich mit drei Taschen beladen war.
    »So viel zum Thema Zauber für alle «, kommentierte Papillon sarkastisch, während wir den Opernplatz überquerten.
    »Du warst sehr interessiert an dem Unsichtbarkeitszauber«, bemerkte ich.
    »Das stimmt. Es gibt da eine Sache, für die ich so etwas gut gebrauchen könnte. Aber nicht zu dem Preis. Dafür kann ich mir ja fast ein Automobil kaufen!«
    »Vielleicht kann ich dir helfen?«, bot ich an.
    Er betrachtete mich nachdenklich von der Seite. »Vielleicht kannst du das«, murmelte er. »Ich werde bei Gelegenheit darauf zurückkommen.«
    ***
    In den folgenden Tagen machten sich die Auswirkungen von Pompignacs Neuerungen überall in der Stadt bemerkbar. Fast jeden Tag eröffnete er irgendwo einen neuen Laden und der Ansturm auf seine Produkte ließ nicht nach. Schon bald erlebte ich selbst hautnah die Veränderungen, die PompignacsZaubersprüche mit sich brachten. Auf einem meiner Botengänge bewunderte ich gerade einmal wieder die ausgesprochen gelungene Schaufensterdekoration eines Warenhauses, als ich eine Stimme hinter mir hörte.
    »Entschuldigen Sie bitte!«
    Ich drehte mich um, aber da war niemand.
    »Entschuldigen Sie bitte«, sagte die Stimme erneut. Diesmal merkte ich, dass sie von unten kam. Ich sah herab. Vor mir stand ein Dackel. Er war in ein dunkles Pelzwämschen gekleidet und blickte zu mir hoch.
    »Können Sie mir vielleicht sagen, wo ich hier in der Nähe eine Metzgerei finde?«, fragte der Dackel und legte den Kopf ein wenig schief.
    Ich starrte das Tier wortlos an. Als angehender Zauberer war ich einiges gewohnt, zum Beispiel ein

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