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ePub: Der letzte Zauberlehrling

ePub: Der letzte Zauberlehrling

Titel: ePub: Der letzte Zauberlehrling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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zog und sich an die Wand lehnte. Keiner von ihnen sagte ein Wort.
    Ich rutschte unruhig auf meinem Stuhl hin und her. Das Schweigen der beiden Männer kam mir bedrohlicher vor, als wenn sie mich in die Mangel genommen hätten. Ich räusperte mich. Niemand nahm Notiz davon. Sie taten einfach so, als sei ich gar nicht vorhanden.
    Einige Minuten später öffnete sich die Tür erneut und ein weiterer Mann trat ein. Er war hochgewachsen, hatte ein hageres, lang gezogenes Gesicht und einen dünnen Mund. Sein perfekt frisiertes Haar war eisgrau und zwei schmale Koteletten zogen sich bis fast zu den Kieferknochen hinab. Er trug einen grauen Anzug mit einer Weste darunter, ein weißes Hemd und eine dunkelrote Krawatte.
    Der Neuankömmling setzte sich auf den freien Stuhl mir gegenüber und musterte mich. Seine wässrig-blauen Augen zeigten weder Neugier noch Interesse noch irgendein anderes menschliches Gefühl. Sie waren ohne jeden Ausdruck. Es kam mir vor, als befände sich dahinter kein Mensch, sondern ein abgrundloses Nichts.
    Der Mann machte eine fast unmerkbare Bewegung mit der linken Hand. »Ihr Name?«, fragte mich der Beamte neben ihm, ohne von der Akte, die er aufgeschlagen hatte, aufzusehen.
    »Bin ich festgenommen?«, fragte ich zurück.
    Er hob den Kopf und starrte mich mit ausdruckslosen Augen an. »Die Fragen stellen wir. Ihr Name?«
    Ich fügte mich in mein Schicksal. Schließlich hatte ich nichts zu verbergen. Ich hatte keine Straftat begangen und auch nicht gegen Pompignac oder die Regierung gehetzt. Noch nicht.
    »Ich heiße Humbert.«
    »Beruf?«
    »Ich bin Zauberlehrling.«
    »Bei wem?«
    »Bei Prometheus.«
    »Ihr Wohnsitz?«
    »Ebenfalls bei Prometheus.«
    »Wann haben Sie Ihren Meister zuletzt gesehen?«
    »Vor zehn Tagen.«
    »Und wo?«
    »In seinem Haus.«
    »Und seitdem?«
    »Ich war ... auf Reisen.«
    Er blickte erneut von seinen Akten auf. »Auf Reisen? Wohin?«
    »In meinen Heimatort.«
    »Und warum?«
    Ich zögerte einen Moment. Den wahren Grund meiner Reise konnte ich natürlich nicht nennen. »Ich war dort, um mein Erbe anzutreten.«
    Er zog fragend die Augenbrauen hoch.
    »Mein alter Meister Gordius ist gestorben und hat mir sein Haus hinterlassen. Also bin ich hingefahren, um die Formalitäten zu regeln. Ich war gerade erst zurückgekommen, als Sie mich gefunden haben.«
    Der Jüngere machte sich eifrig Notizen. Der Ältere blätterte in seinen Akten.
    »Wie gut kennen Sie Prometheus?«
    »So gut, wie ein Lehrling seinen Meister kennt«, erwiderte ich.
    »Und wie gut ist das?«
    »Na ja, ich weiß, dass er ein Zauberer Erster Klasse ist. Und dass er etwas mehr trinkt, als er vielleicht sollte.«
    »Was wissen Sie über seine politischen Ansichten?«
    Ich blickte mein Gegenüber erstaunt an. »Hat er politische Ansichten? Wenn ja, dann hat er sie in meiner Gegenwart nie erwähnt.«
    »Aber Sie wussten, dass er sich als einziger Zauberer geweigert hat, seine Zaubersprüche an Professor Pompignac zu verkaufen?«
    Ich nickte. »Sonst hätte er mich ja nicht als Lehrling aufnehmen können.«
    Er blätterte wieder in seinen Akten. »Ist Ihnen bekannt, dass Prometheus Kontakte zu staatsfeindlichen Gruppierungen unterhielt?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein, davon weiß ich nichts.«
    »Und Sie wissen auch nicht, wo er sich jetzt aufhält?«
    Ich sah ihn erstaunt an. »Ist er denn verschwunden?«
    »Mitsamt seiner gesamten Bagage. Sie wissen also nicht, wo er sein könnte?«
    »Ich habe keine Ahnung. Ich wusste ja nicht einmal, dass er nicht mehr da ist. Ich war doch ...«
    »Schon gut«, unterbrach er mich. »Kennen Sie Freunde von Prometheus, bei denen er sich vielleicht aufhalten könnte?«
    »Nein, davon hat er nie etwas erwähnt. Ich glaube nicht, dass er Freunde hatte.«
    »Hat er noch einen anderen Wohnsitz gehabt?«
    »Davon weiß ich nichts.«
    »Sie wissen, dass wir Sie wegen Beihilfe belangen können.«
    »Beihilfe? Wozu?« Ich setzte meinen unschuldigsten Blick auf.
    »Nun stellen Sie sich mal nicht so blöd an.« Er erhob sich, kam um den Tisch herum und baute sich vor mir auf. »Sie leben mit ihm zusammen, Sie studieren bei ihm, und dann wollen Sie mir weismachen, nahezu nichts über ihn zu wissen?«
    »Aber ich schwöre ...«
    Er schlug mit der flachen Hand auf den Tisch und brüllte plötzlich los. »Sag endlich die Wahrheit oder wir ziehen andere Seiten auf! Wir haben schon ganz andere zum Reden gebracht!«
    Ich duckte mich automatisch auf meinem Stuhl zusammen. Sein jüngerer

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