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ePub: Der letzte Zauberlehrling

ePub: Der letzte Zauberlehrling

Titel: ePub: Der letzte Zauberlehrling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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nehme ich.« Er winkte mir ungeduldig zu. »Gehen Sie langsam die Stufen herab und halten Sie die Hände vom Körper weg.«
    Ich folgte seiner Anweisung. Sobald ich auf dem Hof stand, stieg einer der beiden die Treppe hinauf und nahm meine Tasche an sich. Dann eskortierten mich die Männer auf die Straße, wo eine große schwarze Limousine mit Fahrer wartete. Bei meiner Ankunft hatte sie noch nicht da gestanden, da war ich mir sicher.
    Einer der Männer öffnete die hintere Tür und schob mich auf den Sitz. Dann schlug er die Tür zu, kam ums Auto herum und stieg auf der anderen Seite ebenfalls ein. Der Mann mit meiner Tasche verstaute sie im Kofferraum und nahm auf dem Beifahrersitz Platz. Er machte eine Handbewegung, und das Fahrzeug setzte sich in Bewegung.
    Es war das erste Mal, dass ich in einem richtigen Automobil durch Paris fuhr. Bislang hatte ich die Stadt nur mit dem Bus oder mit Pierres Lieferdreirad durchkreuzt. Unter anderen Umständen hätte ich die Fahrt über die prächtigen Boulevards und Plätze vielleicht genießen können, heute kam mir die Welt außerhalb des Fahrzeugs nur ganz weit weg vor. Wie gern wäre ich jetzt da draußen unter den Menschen, deren Menge mich vor wenigen Wochen noch so überwältigt hatte.
    Ich warf einen verstohlenen Blick zur Seite. Der Polizeibeamte neben mir rührte sich nicht. Für ihn und seine Kollegen war es wahrscheinlich reine Routine, Menschen aus ihrem Leben herauszureißen. Gerade diese Ungerührtheit war es, die mir Angst einjagte. Mein Herz wummerte in meinerBrust, und ich presste die Stirn gegen die Scheibe, um meinen dröhnenden Schädel etwas abzukühlen. Was hatten sie mit mir vor? Würde ich für immer in einer ihrer Zellen verschwinden? Würden sie mich vielleicht sogar foltern?
    Nach etwa zehn Minuten bogen wir in die Einfahrt eines mächtigen Gebäudes ein. Wir kamen in einen großen, hell erleuchteten Hof, in dem noch jede Menge anderer schwarzer Limousinen geparkt waren. Meine Begleiter eskortierten mich aus dem Wagen, eine breite Treppe hinauf und durch eine hohe Eingangstür. Dabei kamen uns etliche Männer entgegen, die ebenfalls in Ledermäntel und Schlapphüte gekleidet waren, die offizielle Uniform der Sicherheitspolizei.
    Wir gingen durch einen langen Flur, in dem es nach Bohnerwachs und Reinigungsmitteln roch und an dessen Ende ich in einen kleinen Raum geführt wurde, dessen einziges Fenster vergittert war. Das spärliche Mobiliar bestand aus einem Tisch und drei Stühlen. Die Wände waren rundum grün gekachelt und drei Lampen unter der Decke tauchten das Zimmer in ein grelles Licht.
    »Warten Sie hier«, sagte der Mann mit meiner Tasche. Die Tür fiel hinter ihnen zu, und ich hörte, wie der Schlüssel umgedreht wurde. Ich trat ans Fenster, das auf den Hof mit den Autos führte. Waren in ihnen auch Prometheus, Samira und Agnetha hierher gebracht worden? Saßen sie jetzt in anderen grün gekachelten Räumen und warteten auf das, was kommen würde? Und was würde das sein? War ich jetzt verhaftet oder wollte man nur ein paar Informationen von mir?
    Ich war mir sicher, dass meine derzeitige Situation etwas mit dem Widerstand gegen Pompignac zu tun hatte. Schließlich war auch Tucker von Polizisten so übel zugerichtet worden. Und das nur deshalb, weil er es gewagt hatte, öffentlich Stellung gegen Pompignac zu beziehen. Der Mann musste die Regierung fest in der Hand haben, wenn er sogar die Ordnungskräfte auf seiner Seite hatte.
    Die Zeit verstrich und meine Unruhe stieg. Ob das ein Trick war, um mich weichzukochen? Auf jeden Fall hatten sie damit Erfolg. Ich tigerte in der kleinen Zelle auf und ab und versuchte, mich zu beruhigen, aber es wollte nicht gelingen. Die schlimmsten Fantasien schwirrten durch meinen Kopf und ich hatte das Gefühl zu ersticken.
    Schließlich sackte ich doch erschöpft auf einen der Stühle. Irgendwann, vielleicht nach einer Stunde oder zweien, öffnete sich die Tür und die beiden Männer traten ein. Sie hatten ihre Mäntel ausgezogen und ihre Hüte abgesetzt, sahen deswegen aber nicht weniger düster aus. Beide hatten zurückgegeltes schwarzes Haar und beide trugen schwarze Hosen und Hemden. Nur an ihren Gesichtern konnte man sehen, dass es sich nicht um Zwillinge handelte. Der eine der Männer war deutlich älter als der andere.
    Der Ältere nahm auf einem der Stühle mir gegenüber Platz und legte einen Aktendeckel vor sich auf den Tisch, während der Jüngere ein Notizbuch und einen Stift aus der Jackentasche

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