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ePub: Der letzte Zauberlehrling

ePub: Der letzte Zauberlehrling

Titel: ePub: Der letzte Zauberlehrling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerd Ruebenstrunk
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dürfen.«
    »Ich bin dir dankbar dafür, denn sonst wäre ich vielleicht im Maisfeld verreckt. So hat alles nicht nur schlechte, sondern auch gute Seiten.«
    »Es ist nur so schwer, das rechtzeitig zu erkennen. Was gut ist und was schlecht, meine ich.«
    »Alles eine Frage der Erfahrung«, brummte Tucker. »Wenn man jung ist, dann ist alles oft nur schwarz oder weiß. Im Laufe der Jahre lernst du, die Zwischentöne zu sehen, und begreifst, dass die Wirklichkeit aus vielen Graustufen besteht, mal heller, mal dunkler.«
    »Ich sehe im Augenblick nur die dunklen Seiten«, sagte ich.
    »Das wird sich ändern, mein Junge, glaub mir.« Tucker spuckte erneut aus. Den Rest des Weges legten wir schweigend zurück, ein jeder in seine Gedanken vertieft.
    Bei Tuckers Haus angekommen, verabredeten wir, dass er mich am nächsten Morgen mit seinem Lastwagen abholen würde, um mich zum Bahnhof zu bringen. Erst wollte ich nicht, aber er bestand darauf und versicherte mir, wieder völlig im Besitz seiner Kräfte zu sein. Ich lenkte schließlich ein, weil ich merkte, wie wichtig das für ihn war.
    So kam es, dass ich zum zweiten Mal innerhalb weniger Wochen von ihm vor dem einsamen Bahnhofsgebäude abgesetzt wurde. Nur hatte ich diesmal ein klares Ziel vor Augen und wusste, worauf ich mich einließ. Und als ich Tuckers Lastwagen hinterhersah, wie er zwischen den Feldern verschwand, da wurde mir deutlich: Das unschuldige Landei von damals gab es nicht mehr.
    Jetzt war ich ein angehender Zauberer, der in den Kampf zog.

Dreizehntes Kapitel
    in dem Humbert auf einen neuen Feind und einen alten Freund trifft
    Z um zweiten Mal in meinem Leben kam ich am Pariser Ostbahnhof an. Er war genauso voll wie beim ersten Mal, nur diesmal war kein Papillon zu sehen und ich drückte mich auch nicht verwirrt gegen eine Säule. Außerdem war ich allein. Ich hatte Horatio in Tuckers Obhut zurückgelassen, da ich nicht wusste, was mir bevorstand. Zielgerichtet bahnte ich mir meinen Weg zum Ausgang und bestieg den Doppeldecker in die Stadt.
    Als ich den Bus verließ, war die Dunkelheit bereits hereingebrochen. Die Gaslaternen warfen ihr milchiges Licht auf die wogende Menge der Passanten, Angestellte auf dem Heimweg und die ersten Nachtschwärmer, die sich in den zahlreichen Cafés und Bistros auf die kommenden Stunden vorbereiteten.
    Alle diese Menschen wussten nichts von dem, was ihre Regierung gemeinsam mit Pompignac plante. Sie gingen wie jeden Tag ihren Beschäftigungen nach, hatten ihre kleinen Freuden und Sorgen und ahnten nichts von der möglicherweise drohenden Katastrophe. Ein Teil von mir wünschte sich ebenfalls die Unwissenheit zurück, die mich bei meiner ersten Ankunft in Paris ausgezeichnet hatte. Das Leben war so um ein Vielfaches leichter.
    Ich tauchte in die schmalen Gassen hinter dem Platz ein, wodas Licht schummriger wurde und die Gestalten zwielichtiger, und zehn Minuten später stand ich vor Prometheus’ Haus. Hier wollte ich die Nacht verbringen, um mich am nächsten Morgen dann auf die Suche nach meinen Freunden zu machen. Der kleine Innenhof war dunkel. Nur ein schmaler Lichtschein fiel durch die Einfahrt herein. Der reichte mir jedoch, um nach dem Reservetürschlüssel zu suchen, der für gewöhnlich unter einem Stein unter der ersten Treppenstufe lag. Den Stein fand ich auch ohne Mühe, allerdings nicht den Schlüssel.
    Ich stellte mein Bündel ab und setzte mich auf die Treppe, um zu überlegen, was ich nun tun sollte, als ich Geräusche aus der Toreinfahrt hörte. Ich sprang auf. Aus dem Schatten der Einfahrt tauchten zwei Männer auf, die zielgerichtet auf mich zukamen.
    Ich wusste sofort, wer sie waren. Mein Magen verkrampfte sich, aber es war zu spät, um zu fliehen. Die Männer blieben am Fuß der Treppe vor mir stehen. Sie sahen aus wie Zwillinge, mit ihren knöchellangen Ledermänteln und ihren breitkrempigen Hüten. Selbst ihre Gesichter waren in dem schwachen Licht kaum auseinanderzuhalten.
    Einer der Männer griff in die Tasche seines Mantels und streckte mir eine Karte entgegen. »Sicherheitspolizei«, sagte er. »Wir müssen Sie bitten, uns zu begleiten.«
    »Polizei? Ist meinen Freunden etwas passiert?«
    »Die Fragen stellen wir. Kommen Sie mit und machen Sie keine Scherereien.«
    Ich griff zu meinem Bündel. »Halt!«, rief der andere Mann, und ich erstarrte mitten in der Bewegung. »Lassen Sie Ihre Finger da, wo wir sie sehen können.«
    »Aber das ist nur mein Gepäck«, erklärte ich.
    »Keine Sorge, das

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