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ePub: Drachenhaut (German Edition)

ePub: Drachenhaut (German Edition)

Titel: ePub: Drachenhaut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances G. Hill
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geworden, vergessen ...
    Lilya schluchzte auf und rieb sich die Augen.
    Schritte flüsterten über die Steine. Lilya blickte erschreckt auf und sah in ein Paar gelbe Augen. »Kleine Schwester«, sagte der Leopard. »Ich habe auf dich gewartet.«
    »Aghilas«, rief Lilya und lachte vor Erleichterung laut auf. »Oh, wie bin ich froh, dich zu sehen! Ich hatte solche Angst!«
    Der Leopardenmann lächelte und setzte sich neben sie auf die Schwelle. »Angst?«, fragte er. »Du? Ich habe gesehen, wie du die Burg verlassen hast. Du bist ein Drache. Drachen fürchten sich nicht.« Er neigte nachdenklich den Kopf. »Und du bist auch eine Rakshasa. Wir fürchten uns noch weniger als Drachen.«
    »Ich habe mich aber gefürchtet«, sagte Lilya ein wenig beschämt. Aghilas hatte recht ‒ sie hätte nicht in Tränen ausbrechen müssen, nur weil die Karawane fort war. Sie war kein hilfloses Kind mehr, das sich nicht aus eigener Kraft aus solch einer Lage befreien konnte. Aber der Schreck war so groß gewesen.
    Sie rieb sich verlegen über die Nase. »Woher wusstest du, dass ich heute die Burg verlassen habe?«
    Aghilas sah sie mit seinen reglosen gelben Augen an. »Der Drache hat es mir gesagt.«
    Natürlich. Lilya sandte einen stummen Dank zum Naga. Zu ihrem Großvater.
    »Ich soll dich begleiten«, sagte Aghilas. Seine Muskeln spielten unruhig unter der gold-schwarz gefleckten Haut. »Sag mir, wohin du gehen möchtest.«
    Wohin? »Nach Hause«, sagte sie. »Ins Dorf, zu meiner Familie.« Von dort aus würde sie sich nach Mohor durchschlagen, vielleicht lieh Tedus ihr ein Kamel. Einen Moment lang dachte sie an Juina, die sie durch die Wüste hierher getragen hatte. Sie vermisste sogar das Kamelmädchen.
    »Nach Hause also«, sagte Aghilas. »Gut. Trink noch etwas, das nächste Wasserloch ist einen guten Tagesmarsch entfernt.« Seine Gestalt veränderte sich, er fiel auf vier Pfoten, streckte sich genüsslich und gähnte. Dann schritt er gemächlich auf den Brunnen zu und trank.
    »Ah«, machte Lilya verdutzt. »Aghilas, ich werde es kaum schaffen, mit dir Schritt zu halten. Ich bin zwar inzwischen sogar an Fußmärsche gewöhnt, aber ganz sicher nicht in deinem Tempo.«
    Der Leopard wandte sich um. Sein Blick war fragend und erstaunt zugleich. Er schlug mit dem Schwanz und fauchte.
    Lilya sah ihn ratlos an. »Ich verstehe dich nicht«, sagte sie.
    Mit einem ärgerlichen Kopfrucken wechselte der Leopard wieder in seine menschliche Gestalt. »Du auch«, sagte Aghilas, dem das Sprechen immer einige Sekunden lang schwerfiel, wenn er sich gerade verwandelt hatte. »Du ‒ wie ich.« Er seufzte und deutete auf seine Brust und auf Lilya.
    »Ich verstehe dich wirklich nicht«, wiederholte Lilya hilflos.
    Der Leopardenmann rollte mit den Augen. »Unser Vater«, sagte er. »Agerzam ist auch dein Vater.«
    Lilya begann zu verstehen, worauf er anspielte. Sie schüttelte heftig den Kopf. »Ich bin ein Mensch«, erklärte sie. »Ich kann mich nicht ...« Sie unterbrach sich. Eine Stelle hinter ihrem rechten Ohr begann heftig zu kribbeln. Das Zeichen hatte sie immer nur im Spiegel sehen können. Es sah aus wie ein Katzenauge ...
    »Nein«, sagte sie und hob in spontaner Abwehr die Hand. »Oh nein. Das kann niemand von mir verlangen!«
    Aghilas schnaubte, aus dem Schnauben wurde ein belustigtes Fauchen. Wieder kauerte der Leopard vor ihr und schlug heftig mit dem Schwanz. Sein Hinterteil bewegte sich von rechts nach links. Seine Augen wurden groß und dunkel. Er legte die Ohren an und sprang.
    Mit einem Schrei formte Lilya das Katzenauge in ihrem Geist, es begann ohne ihr weiteres Zutun von selbst giftgrün zu glühenund blähte sich auf wie ein Ballon. Das Katzenauge erfüllte sie ganz und gar mit einem strahlenden Licht, das warm von den Zehen bis zu den Haarspitzen durch ihren Körper glühte. Lilya streckte sich und sprang beiseite und Aghilas landete ein Stück hinter ihr. Seine Muskeln zogen sich zusammen und dehnten sich wieder, als er sich herumwarf und erneut auf sie zusprang. Lilya machte eine winzige, elegante Seitwärtsbewegung und schnellte in die Luft. Sie erwischte ihn mit der Schulter und warf ihn um. Er rollte seitwärts ab, kam auf die Pfoten und lachte. »Gut gemacht, kleine Schwester«, rief er. Seine Augen blitzten vor Freude. Er stürzte sich ohne Warnung wieder auf sie. Lilya blieb stehen und drehte sich erst im letzten Moment weg. Sie fauchte und warf sich über ihn, versuchte, seinen Nacken zu packen. Er schleuderte

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