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ePub: Drachenhaut (German Edition)

ePub: Drachenhaut (German Edition)

Titel: ePub: Drachenhaut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances G. Hill
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hatte. Der zweite Wächter stand ein Stück abseits und krümmte sich fluchend, denn ihr Tritt hatte ihn an einer sehr empfindlichen Stelle getroffen.
    »Zauberei, Hexenwerk«, schrie der Alte immer noch wie ein Geisteskranker. Er packte sie bei den Haaren und zerrte sie so herum, dass ihr Gesicht von der untergehenden Sonne beleuchtet wurde. Der alte Mann hörte auf zu schreien und sah sie scharf und triumphierend an. Er wischte grob mit seinen dürren Fingern über ihre ohnehin schon verblasste Gesichtsbemalung. »Habe ich es doch richtig erkannt«, zischte er. Ein Speicheltröpfchen traf Lilya an der Wange, aber sie konnte es weder abwischen noch den Kopf abwenden. Sie biss die Zähne zusammen.
    Der Alte klatschte in die Hände. »Bring sie in mein Studierzimmer«, befahl er. »Sie darf auf keinen Fall entkommen. Aber gib gefälligst acht, ihre Haut nicht wieder zu verletzen. Idiot!« Er schlug dem Soldaten seinen verzierten Stab über den Rücken. »Nicht verletzen, nicht töten, hast du verstanden, Schwachkopf?«
    »Ja, Magush«, erwiderte der Soldat stoisch. Er verstärkte seinen Griff und Lilya konnte einen Schmerzenslaut nicht unterdrücken. Sie wagte einen schnellen Seitenblick. Die beiden unter dem Zauber verborgenen Leoparden standen still neben dem Tor, schienen unschlüssig nach ihr zu schauen. Am liebsten hätte sie ihnen zugerufen, dortzubleiben, bis das Tor wieder geöffnet wurde, und dann zu verschwinden. Aber wie lange ‒ und über welche Entfernung ‒ konnte sie den Zauber überhaupt aufrechterhalten?
    »Was geht hier vor sich? Huzvak?«
    Lilya stöhnte wieder, aber dieses Mal nicht vor Schmerz. Das war Farrokh, der Kronprinz, der jetzt über den Hof schritt. Er musterte Lilya flüchtig und wandte sich dann dem alten Mann zu, der eine nicht sonderlich ehrerbietige Verbeugung andeutete. »Huzvak?«, wiederholte der Kronprinz ungeduldig. In der Hand hielt er wieder die Kamelpeitsche, mit der er gegen seine Stiefel klatschte.
    »Nichts von Bedeutung, Hochedler«, erwiderte der Magush und verbeugte sich wieder, dieses Mal etwas tiefer. »Nur eine unbotmäßige Dienerin.« Er schob sich zwischen Lilya und Farrokh und gab der Wache hinter seinem Rücken heftige Zeichen, Lilya fortzubringen. Aber der Wächter blieb wie angenagelt stehen. »Nun verschwinde schon, Idiot«, zischte der Magush. »Stiehl mir und Seiner Prinzlichen Hoheit nicht die Zeit!«
    Lilya hielt den Kopf tief gesenkt und starrte auf die perlenbestickten Stiefel des Prinzen. Sie wusste nicht, ob es schlimmer war, dem Magush ausgeliefert zu sein oder sich in der Gewalt des Kronprinzen zu befinden. Wieder schielte sie zum Tor. Die beiden großen Katzen kamen näher. Lilya knirschte mit den Zähnen. Bleibt weg , dachte sie.
    Farrokh fixierte den Magush. »Du weißt, dass ich alle Schlosswachen angewiesen habe, nach dem flüchtigen Yuzpalang zu suchen.«
    Huzvak öffnete den Mund. Er sah in diesem Augenblick ausgesprochen blöde aus. »Yuzpa... Ah. Natürlich. Der Werpanther. Ein menschenfressendes Monstrum, wie ich gehört habe.« Er zwinkerte dem Prinzen heftig zu, was dieser mit angewiderter Miene ignorierte.
    »Ich wäre dir also höchst dankbar, wenn du deine Probleme mit dem Personal eigenhändig zu lösen wüsstest, ohne meine Wachen damit zu behelligen. Lass sie los!« Der Befehl galt dem Wächter, der Lilya mit unbeteiligter Miene aus seinem Griff entließ.
    Sie keuchte und rieb sich die ausgerenkte Schulter. Jetzt wäre die Gelegenheit ... und schon war sie vorüber.
    Der Magush schoss nach vorne und grub seine harten Finger in ihren Arm. »Hiergeblieben«, schrie er.
    Der Prinz sah ihn verächtlich an. »Ich benötige heute noch deine Dienste, Huzvak. Du weißt, solange mein Vater auf der Jagd weilt, bin ich der Herr des Serails. Du lässt es an Diensteifer mangeln, mein Guter. Also sperr deine Sklavin gut ein und melde dich dann bei mir.«
    Er gab der Wache ein Zeichen, ihm zu folgen, wandte sich abund stapfte davon. Lilya stieß den angehaltenen Atem aus. Sie spürte einen der Leoparden dicht an ihrer Seite. Er schien sie zu drängen, etwas zu unternehmen.
    Der Magush schnüffelte. Seine lange, ein wenig krumme Nase wackelte wie die eines Kaninchens. »Es stinkt nach Magie«, murmelte er. »Und noch etwas. Da ist ein starker Zauber, der etwas vor meinem Blick verhüllt.«
    Lilya erschrak. Unwillkürlich rief sie das Zeichen des Schutzes vor ihr inneres Auge, aber ehe sie es vollkommen ausführen konnte, prallte der Magush

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