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ePub: Drachenhaut (German Edition)

ePub: Drachenhaut (German Edition)

Titel: ePub: Drachenhaut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances G. Hill
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Ihr müsst Eure Natur nicht verleugnen, denn mein Volk und das Eure sind einander niemals feind gewesen.« Er deutete zum Hintergrund des Gewölbes. »Wenn Ihr mir folgen wollt ‒ ich halte den Dämon dort hinten im Eis.«
    Der Prinz folgte ihm verwundert. Rakshasa , das war ein Wort aus der Sprache des Wüstenvolkes. Der Händler hielt ihn also für einen Yuzpalang, einen dieser Leopardendämonen, die die Steppe bevölkerten, die mal Mensch waren und mal Raubkatze. Ob der Händler von dem Fluch gehört hatte, unter dem er zu leiden hatte, seit er ein Kind war?
    Wieder wurde ein Vorhang beiseitegeschoben. Der höhlenähnliche Raum, der dahinterlag, war finster wie die Nacht des Toten Winters. Selbst der Nachtblick des Prinzen versagte. Er blieb stehen und wartete, bis seine Augen einen geisterhaften Schimmer ein paar Schritte voraus erkannten. »Dort?«, fragte er. »Drei Schritte rechts von uns?«
    Der Händler, dessen leisen Atem er an seiner Seite hören konnte, sagte: »Ihr seht ihn also?« Er klang befriedigt. »Es verwundert mich nicht, dass ein Rakshasa einen schlafenden Daeva sehen kann.«
    Amayyas schnaubte und ging auf das Glühen zu, das in allen Farben des Regenbogens schillerte. In der Mitte des Lichtes schwebte eine formlose Dunkelheit. Er hob die Hand und berührte den Eisblock, in den der Dämon eingesperrt war. »Ich will ihn haben«, sagte er.
    »Er hat auf Euch gewartet«, erwiderte der Händler. »Weckt ihn, Rakshasa.«
    Der Prinz schluckte. Er wusste nicht, wie das zu bewerkstelligen war. »Kann ich ihn nicht einfach so mitnehmen?«
    Der Händler lachte. »Versucht es.«
    Wieder griff Amayyas nach dem Eisblock und versuchte, ihn anzuheben. Seine Finger glitten an dem Eis ab. Der Block bewegte sich nicht. Er knurrte und griff nach dem Dolch an seinem Gürtel. Aber auch das Eisen glitt ab, ohne dem Eis auch nur einen Kratzer zugefügt zu haben. Wieder knurrte der Prinz, und das Knurren wurde zu einem lauten, erbosten Fauchen. Er spürte, wie der Händler zurückwich.
    »Zu früh«, fauchte der Prinz. »Noch ist Dunkelmond.« Er spürte die Veränderung in seinen Händen. Sie zerrte und zog und schmerzte, wie es die Veränderung immer tat. Seine Knochen verschoben sich, wurden länger oder kürzer, knackten und knarrten, dehnten die Sehnen und Muskeln. Er stöhnte.
    Der Händler, der sich ein Herz gefasst hatte, sprang vor und griff blind nach Amayyas’ Ellbogen. »Kommt hier heraus, Herr«, sagte er. »Es ist sicher der Dämon, der das bewirkt. Ihr solltet nicht hier im Basar Eure wahre Gestalt annehmen, das ist zu gefährlich für Euch.«
    Amayyas stöhnte und riss sich vom Anblick des Glühens los, das vor seinen Augen heller und strahlender wurde. »Er erwacht«, rief der Händler. »Kommt, Herr. Folgt mir hinaus. Ich kann Euch nicht schützen. Ich konnte doch nicht wissen, was geschieht, wenn Ihr den Daeva weckt!«
    Der Prinz wusste nicht, wie er durch den Vorhang gelangt war. Er fand sich im vorderen Gewölbe auf dem Boden kauernd wieder. Sein Atem ging schnell und flach. Der Händler war zum Eingang gerannt und hatte die Holztür geschlossen, die das Gewölbe in der Nacht vor Einbrechern schützte.
    Amayyas kämpfte darum, sein Bewusstsein zu bewahren. »Nicht«, zischte er durch die zusammengepressten Zähne. »Lass es offen! Lauf!« Er krümmte sich, und wieder ging dieses schreckliche, knochenbrechende Reißen durch seinen Leib, bog seinen Rücken, krümmte seine Glieder. Er hob den Kopf und stieß ein lautes Heulen aus. Das Dämmerlicht des Gewölbes schmerzte in seinen Augen, die lichtempfindlich waren wie die eines Daevas. Er knurrte und grub seine Krallen in den Boden, kratzte tiefe Furchen in den Stein. Sein Schwanz peitschte hin und her und fegte Dinge von den Regalen. Das Scheppern und Klirren peinigte seine Ohren und er fauchte.
    Der Händler wich langsam zurück, bis er an der Wand stand. Er sank langsam auf die Knie und hob flehend die Hände. »Herr«, rief er, »Edler, großmütiger Rakshasa. Verschone mich, der ich dein unwürdigster Sklave bin.« Er presste die Stirn auf den Boden. Amayyas sah sein Zittern, roch seine Angst und beides weckte seinen Durst auf Blut. Wieder brüllte er, machte sich zum Sprung bereit. Er wollte zerfetzen, Fleisch von den zuckenden Knochen reißen, Knochen splittern hören, das heiße Blut trinken.
    Lautes Geschrei und Füßetrappeln ließen ihn innehalten. Er warf sich zu der geschlossenen Tür herum. Wenn sie kamen, mit Fackeln, Spießen,

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