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ePub: Drachenhaut (German Edition)

ePub: Drachenhaut (German Edition)

Titel: ePub: Drachenhaut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances G. Hill
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sie die Kette nicht bewusst mit Erinnerungen geladen hatte, konnte sie auch nichts davon klar abrufen, aber es war deutlich zu fühlen, dass der Zauber gut gewirkt war.
    Sie befühlte die Kette und das kleine Amulett, das daran hing. Hiervon ging der Zauber aus. Sie hob es an die Augen und betrachtete es. In Silber gefasstes dünnes Leder oder Pergament, darauf einige verschlungene Schnörkel einer Schrift, die sie nicht lesen konnte. Ausgeblichenes Grün und Orange. Anscheinend war das Amulett sehr alt.
    »Gefällt dir die Kette?« Der Gehilfe lehnte mit verschränkten Armen an einem Regal und hatte offensichtlich Lust, sich zu unterhalten.
    Lilya legte die Kette auf das Tablett und wiegte den Kopf. »Sie ist schön, aber zu teuer.« Sie berührte das Amulett mit den Fingerspitzen. »Habt ihr noch mehr davon?«
    Der Gehilfe nickte und löste sich ohne Hast aus seiner entspannten Haltung. Er griff über seinen Kopf ins Regal und zog ein weiteres Tablett heraus, auf dem eine Reihe solcher Amulette und Talismane lag.
    Lilya griff nach einer Silberkapsel, die sich aufschrauben ließ. Darin lag ein Fetzen beschriebenes Pergament. »Was steht da?«, fragte sie.
    Der Gehilfe zuckte die Achseln. »Das kann niemand lesen. Aber es ist ein Schutzzauber.« Er legte das Pergament wieder in die Silberkapsel und umschloss sie mit der Faust. Er deutete aufein Messer, das auf dem Tisch lag. »Stoß es mir in die Hand«, sagte er.
    Lilya sah ihn entsetzt an und schüttelte den Kopf.
    »Nun mach schon«, lachte der Gehilfe. Er wirkte so sicher, dass Lilya sich ein Herz fasste, das Messer nahm und zaghaft, dann energischer gegen seine Hand führte. Die Klinge sang, als wäre sie auf etwas Metallisches getroffen, und sprang vor der Hand zurück.
    »Siehst du?« Der Gehilfe öffnete die Faust und legte das Amulett auf das Tablett zurück.
    »Was kostet es?«, fragte Lilya fasziniert.
    »Das ist Drachenhaut«, sagte er. »Selten und teuer. Zehn Dirhem.«
    Das war nicht teurer als der Korb mit Konfekt. Lilya nickte und deutete auf zwei in Silber gefasste Anhänger und eine Brosche. Der Gehilfe erklärte ihr geduldig, wozu sie dienten. Ein Abwehrzauber gegen den bösen Blick und einer gegen das Beulenfieber. Ein Liebeszauber. Lilya spürte, dass sie errötete. Ein Zauber, der wilde Tiere dazu brachte, zahm und friedlich zu werden. Ein Heilzauber für kränkelnde Kinder.
    Sie lauschte der Aufzählung und unterbrach den jungen Mann nach einer Weile, weil sie merkte, dass es sie ermüdete. »Ich nehme den Schutzzauber und den, der Tiere zähmt«, sagte sie. »Danke. Pack es mir zu den anderen Sachen. Ich schicke gleich einen Träger, der sie bezahlt und abholt.«
    Der Gehilfe verneigte sich und nahm die gewünschten Amulette vom Tablett.
    »Warte«, sagte Lilya. »Ich nehme diese beiden schon mit. Wenn dein Herr das erlaubt.«
    Der Händler, der gerade einen älteren Mann aus dem Gewölbe begleitet und verabschiedet hatte, hörte ihre Worte und lachte. »Du bist die Enkelin des Begs. Du kannst alles mitnehmen, was dir gefällt.« Er zwinkerte ihr zu.
    Lilya nickte ernst. »Danke. Dann diese beiden Amulette. Und leg bitte das Buch über Sterndeutung noch zu den Dingen, die ich abholen lasse.« Sie stand auf und zog ihren Schleier zurecht. Der Händler komplimentierte sie zur Tür und auf den Gang, bevor er sich wieder in sein Gewölbe zurückzog.
    Lilya orientierte sich kurz. Wenn sie den gleichen Weg zurück nahm, war sie schnell wieder an der Sänfte, aber dann musste sie noch einmal am Gewölbe der Wüstenfrau vorbei, und der Gedanke flößte ihr seltsamerweise Furcht ein.
    Sie wandte sich kurz entschlossen in die entgegengesetzte Richtung, die tiefer in den Basar hineinführte. Es gab überall Ein- und Ausgänge. Sie musste nur die nächste Abzweigung nach rechts einschlagen, dann würde sie schon wieder aus dem Labyrinth herauskommen und von da aus die wartende Sänfte wiederfinden. Kein Problem. Sie war ja kein kleines Kind mehr, das sich nicht zu helfen wusste.
    Wenn es hier nur nicht so schrecklich dunkel wäre. Lilya hob den Schleier und warf ihn über den Kopf zurück. Niemand konnte in der Dunkelheit ihr Gesicht genau sehen, also erschien es ihr klüger, sich für die eigene Sicht zu entscheiden, während sie tiefer in den Basar eintauchte.

R AKSHASA
    Die Dunkelheit war sein Freund. Er hatte scharfe Augen, die bei Nacht ebenso gut sehen konnten wie am Tage; und bei Nacht störten ihn die Blicke der anderen nicht. Oder, besser

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