ePub: Drachenhaut (German Edition)
Netzen und blanken Schwertern, war er hier gefangen wie ein Kaninchen in der Falle. Er musste das Gewölbe verlassen. Es gab dort draußen noch mehr Wild wie dieses, das er reißen konnte. Wehrlose, dumme Menschen, die ihn erst sahen,wenn es zu spät für sie war. Er leckte sich über die Lefzen. Mit einem tiefen Knurren warf er sich gegen die Tür und brach sie aus den Angeln. Starke Muskeln und kräftige Knochen ließen das Holz splittern wie dünne Zweige. Dann war er im Freien und rannte durch den schmalen Gang. Ringsum erschollen Schreie, Menschen brachten sich in Sicherheit, Stände stürzten um, Türen knallten zu. Lampen fielen zu Boden und setzten Stroh, Stoff und Holz in Brand. Eine Auslage mit getrockneten Kräutern und Getier explodierte in Funken und aromatischen Rauchwolken. Dies war ein unguter Ort, die Luft war dick von Magie und schützenden Zaubern. Er musste einen Weg hinaus finden, ehe einer der Zauber ihn traf und bannte.
Er achtete nicht auf die Zerstörung, die seinen Weg säumte, sondern hetzte mit gebleckten Zähnen in weiten Sprüngen die engen Gänge hinunter. In die unartikulierten Angstschreie der Menschen mischten sich Rufe: »Yuzpalang«, hörte er einen Mann schreien, und andere nahmen den Ruf auf. »Dämonenpanther!« Er sah, wie Männer sich aus ihrer Erstarrung lösten und ihm zu folgen begannen. Männer mit Schwertern, mit Fackeln, Männer mit Utensilien aus Silber, die mit machtvoll glühenden Beschwörungsformeln belegt waren. Er musste sich verbergen, warten, bis der Aufruhr sich gelegt hatte. Zwar liebte er die Jagd ‒ aber nicht, wenn er der Gejagte war.
Hinter ihm schlug ein blendend grüner Blitz ein, dem eine große, dunkelrote Qualmwolke folgte. Dann knallte es erneut, der Blitz traf dicht neben seiner Schulter in eine Wand. Steine, Staub und Mörtel fielen auf ihn herab, während er sich gehetzt herumwarf und in einen unbelebten Seitengang rettete. Eine dritte Entladung streifte seinen Rücken und versengte einenStreifen seiner Haut. Dies war ein Basar voller Magiya. Er war in ein Wespennest gefallen, und nun stachen die lästigen kleinen Biester mit allem, was sie hatten.
Der Gang lief auf ein leeres Gewölbe zu. Eine Sackgasse. Amayyas hörte das Grollen tief in seiner Kehle. Er hatte einige seiner Verfolger abgeschüttelt, aber immer noch waren Schritte und Schreie hinter ihm zu hören und er sah den Widerschein von Fackeln über die dunklen Wände tanzen.
Sein Atem ging schwerer. Er kauerte sich nieder, sammelte Kraft für einen gewaltigen Sprung. Wenn die Meute nahe genug heran war, würde er die ersten von ihnen töten und dann versuchen, die Verwirrung und Panik auszunutzen und auszubrechen. Wahrscheinlich würden sie ihn verwunden, aber das sollte ihn nicht kümmern, wenn es ihm nur gelang zu entkommen.
Die Fackeln kamen langsam näher. Er drückte sich tief auf den Boden, gespannt wie eine Feder. Sein Herz trommelte schnell und hart gegen seine Rippen, und seine Flanken hoben und senkten sich mit seinem hastigen Atem. Das Grollen in seiner Kehle wurde lauter, drohend.
Die Männer kamen heran und verharrten außer Reichweite. Er konnte ihre Angst riechen. Das Licht der Fackeln reichte nicht aus, um die Dunkelheit zu durchdringen, in der er kauerte. Er war sich sicher, dass sie ihn nicht sehen konnten ‒ außer, einer der Magiya war ein Nachtsichtiger oder Geistseher.
Amayyas konnte das Zaubersilber spüren, das sie bei sich trugen, und er roch den Gestank von Schutzzaubern. Seine Tasthaare kribbelten. Wahrscheinlich hatten sie kleine Schutzdaevas beschworen, die seine Kraft ablenken und einsaugen sollten. Er zitterte vor Anspannung. Noch waren sie zu weit weg für einenÜberraschungsangriff. Noch ein paar Schritte, und er konnte es wagen, die ersten von ihnen niederzureißen und sich dann einen Weg durch seine Verfolger zu kämpfen.
Er hörte sie murmeln. »Hier ist nichts«, sagte eine tiefe, angstbebende Stimme. »Gehen wir zurück.«
»Aber wir haben ihn doch hier hineinlaufen sehen«, wandte ein zweiter Sprecher zweifelnd ein. »Er muss hier irgendwo sein. Dort hinten, in dem leer stehenden Gewölbe. Der Gang ist dort zu Ende.«
Schweigen. Unruhige Bewegungen. Sie kamen nicht näher, wichen sogar ein Stück zurück. Amayyas wagte nicht, sich zu entspannen.
»Wer will nachsehen?«, fragte ein Dritter. »Du, Jandal?«
»Wir brauchen einen Beschwörer«, sagte der Erste, Ängstliche. »Es ist ein Yuzpalang. Wie sollen wir gegen einen Dämonenpanther
Weitere Kostenlose Bücher