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ePub: Drachenhaut (German Edition)

ePub: Drachenhaut (German Edition)

Titel: ePub: Drachenhaut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frances G. Hill
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Schritte von dem Gewölbe fort und zog den Schleier schützend vor ihr Gesicht. Wo war der pflichtvergessene Teto? Wie konnte er sie hier im Stich lassen? Sie musste dafür sorgen, dass er ausgepeitscht wurde, wenn sie wieder zu Hause war.
    Sie ging weiter und drehte suchend den Kopf. Dort, das große Gewölbe mit dem ausgestopften Krokodil ‒ das war der Händler, den sie gesucht hatte. Lilya ging darauf zu, ein Gefühl der Dringlichkeit ließ sie schneller werden. Sie wollte wieder ans Tageslicht, in ihre Sänfte, nach Hause, in ihr Zimmer. In ihr Bett.
    Der Händler erkannte sie und verbeugte sich tief. »Dein Großvater ist nicht hier«, sagte er. »Habt ihr euch verloren, Banu? Soll ich einen Sklaven schicken, der ihn sucht?«
    Lilya dankte und atmete erleichtert auf. Dieser Mann war in keiner Weise unheimlich oder geheimnisvoll, er war einfach nur ein kleiner, untersetzter Kaufmann in einer bestickten Weste und ausgetretenen Pantoffeln, der sie freundlich einlud, sein Gewölbe zu betreten und sich auf einen Stuhl zu setzen, während er ihr ein Glas Tee brachte und dann mit gefalteten Händen aufmerksam ihren Wünschen lauschte.
    Er ging und suchte nach den Dingen, die Lilya ihm genannt hatte. »Sieh dich ruhig um«, sagte er freundlich. »Du darfst alles anfassen. Die gefährlichen Dinge sind mit einem Schutzbann versehen.«
    Lilya ließ sich nicht lange bitten. Sie ging zu einem der Gestelle, die sich an der Längswand des Gewölbes entlang bis in die hinterste Tiefe zogen, und nahm Dinge in die Hand, von denen sie auch nicht ansatzweise vermuten konnte, wozu sie dienen mochten.
    Die Teppiche, die aufgerollt an der Wand lehnten ‒ waren das etwa fliegende Teppiche? Und die großen, verkorkten und versiegelten Tonkrüge, auf denen geheimnisvolle Zeichen glitzerten, die kleinen Messinglampen ‒ wurden sie von Geistern und Djinns bewohnt?
    Sie fragte den Gehilfen des Kaufmanns, der gerade mit einem Korb in den Händen aus dem hinteren Lagerraum kam. »Fliegende Teppiche, ja«, sagte der Junge und stellte den Korb auf einem der Tische ab. Er wischte seine Hände an der Schürze sauber, die er über seinen weiten Hosen trug, und rollte einen der Teppiche für sie auf. Dunkle, aber dennoch leuchtende Farben bildeten ein augenverwirrendes Muster. Lilya blinzelte. Ihr böses Auge zeigte ihr einen großen Vogel, der weit seine Schwingen ausbreitete und den gebogenen Schnabel wie zum Singen geöffnet hielt. Das gute Auge sah nur verschlungene Zeichen und Muster. Lilya seufzte. »Der ist wunderschön«, sagte sie und berührte den Teppich mit den Fingerspitzen. »Was ist das für ein Vogel?«
    »Was für ein Vogel?«, erwiderte der Gehilfe und rollte den Teppich wieder zusammen.
    Lilya zuckte die Achseln. »Schon gut«, sagte sie. »Was kostet so ein Teppich?«
    »Oh, die sind teuer«, sagte der Gehilfe. »Der Teppich kostet drei Golddrachen. Und der Zauberspruch, der ihn fliegen lässt, noch mal fünf Dirhem.« Er hielt eine Schriftrolle hoch und legte sie wieder in einen Korb mit anderen Rollen.
    Lilya nickte. Das war ohnehin kein geeignetes Geschenk für ihren Großvater, er hielt nicht viel von Zauberteppichen und Wunderlampen.
    Der Händler kehrte zurück und legte ihr die Dinge vor, nach denen sie ihn gefragt hatte: zwei ledergebundene Bücher aus dem fernen Okzident, die sich mit der Sterndeutung und Numerologie beschäftigten, und ein feines, kalbsledernes Etui, in dem kleine Glasröhrchen in Lederschlaufen verwahrt wurden ‒ darin konnten Tränke und Ingredienzen sicher transportiert werden. Ein kleiner silberner Handspiegel in einem Samtbeutelchen, der mit einem Findezauber belegt war. Ein Sortiment seltener Kräuter und getrockneter Insekten. Ein Paar dünne, weiche Handschuhe, die dennoch absolut feuerfest waren und sogar dem Biss eines Werpanthers widerstehen konnten. Eine Gedächtniskette mit dreiundzwanzig schimmernden Kugeln aus Halbedelsteinen. Grüne Zaubertinte, deren Schrift nur der lesen konnte, der den Zauberspruch dazu kannte. Eine Wasserpfeife ‒ ganz und gar unmagisch, aber sehr hübsch gearbeitet.
    Lilya seufzte. Die Entscheidung fiel ihr wirklich schwer. Sie bat den Händler, ihr schon einmal die Handschuhe und das Etui einzupacken und sie noch ein wenig überlegen zu lassen.Der Händler verbeugte sich und zog sich zurück. Lilya drehte die Gedächtniskette in der Hand und genoss die undeutlichen kleinen Erinnerungsfunken, die sie hervorrief. Sie kitzelten irgendwo tief in ihrem Kopf. Da

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